Die drei Philosophen

Die drei Philosophen ist ein um 1508 bis 1509 vollendetes Ölgemälde des italienischen Renaissancemalers Giorgione, das im Auftrag des venezianischen Adligen Taddeo Contarini ausgeführt wurde.

Die drei Philosophen
Giorgione, c. 1508–1509
Öl auf Leinwand
125,5× 146,2cm
Kunsthistorisches Museum, Wien
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Der gegenwärtige Name des Werkes rührt aus einer Schrift Marcantonio Michiels her, der es in einer venezianischen Villa sah. Die drei Figuren weisen deutliche allegorische Züge auf: einen bärtigen Alten, einen Araber sowie einen sitzenden jugendlichen Mann in einer Naturlandschaft. Im Hintergrund ist ein Dorf inmitten von Bergen zu sehen, ganz hinten ein blaues Objekt mit unbekannter Bedeutung. Der junge Mann betrachtet eine Höhle am linken Bildrand und vermisst diese offenbar mit einem Gerät.

Die Gelehrtenwelt deutet das Werk unterschiedlich. Nach verbreiteter Interpretation repräsentieren die drei Männer nicht die Weisen aus dem Morgenland vor der Geburtsgrotte Jesu, sondern die drei Stadien des menschlichen Geisteslebens: der Renaissance (der junge Mann), Arabiens (der Mann mit Turban) sowie des Mittelalters (der Alte). Andere sehen statt einer Allegorie die drei Altersstufen des Menschen. Wieder andere vermuten in Bezug auf das gelehrte Engagement Contarinis astrologische und alchemistische Andeutungen.

Laut neuen Forschungsergebnissen ist der junge Mann links mit dem Winkeleisen Pythagoras und neben ihm stehen seine beiden Lehrer Pherekydes von Syros und Thales von Milet.[1] Hierbei habe sein Beiname Syrios („von Syros“) zur irrigen Annahme geführt, es habe sich bei Pherekydes um einen orientalischen Syrer gehandelt, was die Darstellung des mittleren der drei Philosophen auf dem Gemälde erkläre. Auch diese Deutung des Gemäldes ist allerdings umstritten.[2]

Die Sozialphilosophin Agnes Heller, eine Schülerin von Georg Lukács beschreibt das venezianische Bild als die "für die venezianische Entwicklung repräsentativen Philosophentypen: den Thomisten, den Averroisten und den Naturphilosophen"[3]. Mit dieser Interpretation stützt Heller ihre Argumentation, dass in Venedig im Gegensatz zu Florenz der Determinismus in der Renaissance dominierte.

Einzelnachweise

  1. Kunsthistorisches Museum: Die drei Philosophen
  2. Peter Daniel Moser: Nochmals zu den »Drei Philosophen«. Wurde der Giorgione-Code im Kunsthistorischen Museum wirklich geknackt? In: Otto Neumaier (Hrsg.): Was aus Fehlern zu lernen ist in Alltag, Wissenschaft und Kunst, Wien 2010, S. 157–192.
  3. Agnes Heller, Der mensch der Renaissance Hohenheim-Verlag, 1982
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