Diaplektisches Glas
Diaplektisches Glas bildet sich, wenn die Gitterstruktur eines Kristalls durch extreme Drücke in Form von Stoßwellen zerstört wird, ohne dass eine flüssige Phase durchlaufen wird.
Derartige Schockwellen können z. B. bei einem sehr großen Meteoriteneinschlag entstehen (Impaktmetamorphose). Aber auch unterirdische Atombombenversuche können Diaplektisches Glas erzeugen (siehe auch: Metamorphose (Geologie)). Dieses Verhalten steht im Gegensatz zur Entstehung von herkömmlichem Glas, das erschmolzen wird. Als Resultat ergibt sich ebenfalls ein amorpher Körper, der jedoch nicht durch Schmelzen und Erstarrung entstanden ist.
Diaplektische Gläser können zum Beispiel in der Umgebung von Meteoritenkratern wie dem Nördlinger Ries gefunden werden, wo vor etwa 15 Millionen Jahren ein extraterrestrischer Körper einschlug. Sie gelten als eine besondere Art der Impaktgläser, die aus einer Stoßwellen-Metamorphose hervorgehen,[1] werden von diesen und den Tektiten aber unterschieden. Die anderen Impaktschmelzgläser entstehen zwar auch bei großen Einschlägen, sind aber durch Aufschmelzen und schnelles Abkühlen von Gesteinsmaterial wie herkömmliche Gesteinsgläser entstanden. Hieraus ergeben sich folgende Unterscheidungsmerkmale zwischen diaplektischen Gläsern und Schmelzgläsern:[2]
- Diaplektisches Glas verbleibt im Gestein an der Position, an welcher sich das Ursprungsmineral befand, und es unterscheidet sich von diesem wesentlich durch sein optisch isotropes Verhalten, während die äußere Form (Kristallgrenzen, Spaltrisse) des Ursprungsminerals erhalten bleibt.
- Eine Glasphase, die tatsächlich aufgeschmolzen war, ist demgegenüber beweglich und zeigt oft auch dementsprechende Fließtexturen (eingeregelte Einschlüsse, langgezogene Gasblasen).
- Diaplektisches Glas enthält keine Gasblasen, Schmelzglas kann Gasblasen enthalten.
- Dichte und Brechungsindex sind bei diaplektischem Glas höher als bei einem Schmelzglas der gleichen Zusammensetzung.
Diaplektisches Glas kann z. B. aus Quarzkristallen oder Feldspäten entstehen. Bei Maskelynit aus Meteoriten handelt es sich aber um abgeschreckte Plagioklasschmelzen.[3]
Einzelnachweise
- Roland Vinx: Gesteinsbestimmung im Gelände. Elesevier, München 2005, ISBN 3-8274-1513-6, S. 33.
- W. v. Engelhardt, D. Stöffler: Stages of Shock Metamorphism in Crystalline Rocks of the Ries Basin, Germany. In: B. French, N. Short (Hrsg.): Shock Metamorphism of Natural Materials. Mono Book, Baltimore 1968, S. 159–168.
- M. Chen, A. El Goresy: The nature of "maskelynite" in shocked meteorites: not diaplectic glass but a glass quenched from shock-induced dense melt at high-pressures. In: 62nd Annual Meteoritical Society Meeting, 11.–16. Juni 1999, Johannesburg. 1999 (usra.edu [PDF; 14 kB; abgerufen am 29. September 2019]).
Quellen
- Wolfhard Wimmenauer: Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine. Enke, Stuttgart 1985, ISBN 3-432-94671-6.