Deutschlandhaus (Hamburg)
Das Deutschlandhaus am Gänsemarkt in Hamburg wurde von 1928 bis 1929 nach Entwürfen von Fritz Block und Ernst Hochfeld errichtet. Das Gebäude wurde ursprünglich als Bürohaus genutzt und zählte somit zu den Kontorhäusern Hamburgs. Neben den Büroflächen nahm das Gebäude ein großes Lichtspieltheater, ein Kaufhaus und Ladenpassagen auf. Der heute nicht mehr existente Ufa-Palast gehörte mit etwa 2.700 Plätzen zu den größten Kinos in Europa. Das markante achtstöckige Gebäude wurde in Stahlskelettbauweise errichtet; die Backsteinfassade war mittels durchlaufender Fensterbänder horizontal gegliedert. Das Deutschlandhaus war eines von wenigen erhaltenen frühmodernen Gebäuden (Stromlinien-Moderne) dieser Art in Deutschland, stand jedoch nicht unter Denkmalschutz. Die ABG Real Estate Group erwarb den Gebäudekomplex 2014. Nach intensiver Begutachtung entschied man sich für einen Neubau, für den 2019 die Genehmigung der Stadt Hamburg vorlag. 2019 wurde dazu das alte Deutschlandhaus abgerissen.
Planung und Bau
Grundsteinlegung war im Oktober 2020. Für die Projektentwicklung ist die ABG Real Estate Group verantwortlich. Der Entwurf für den Neubau stammt von Hadi Teherani Architects. Die Fertigstellung ist für den Jahreswechsel 2022/2023 geplant.
Eine Besonderheit ist die ca. 1200 Quadratmeter große Palmenhalle, die ihren Abschluss in knapp 40 Metern Höhe unter einer lichtdurchfluteten Dachkuppel findet.
Nutzungsgeschichte und Umbauten
Das Deutschlandhaus brannte im Zweiten Weltkrieg 1944 nach Luftangriffen zum Teil aus. Von 1946 bis 1949 baute die englische Besatzungsmacht das beschlagnahmte Haus wieder auf, wobei bauliche Veränderungen vorgenommen wurden, und taufte es in Hamburg House um. Das zerstörte Kino wurde nicht wieder hergerichtet, sondern abgetragen. Nach dem Umbau nutzten die Briten das Gebäude für Unterkünfte und Versorgung ihres Personals, unter anderem mit Tanzsälen und Küchen. 1952 zogen die britischen Behörden aus, die NAAFI nutzte nur noch ein Stockwerk ganz und zwei weitere zum Teil. Das Gebäude hieß nun wieder Deutschlandhaus.[1]
Von 1975 bis 1978 wurde der im Krieg völlig zerstörte Gebäudeflügel zur Drehbahn neu errichtet; verantwortlicher Architekt war Heinz Schudnagies vom Büro Dietrich & Partner. Im zweiten Bauabschnitt von 1979 bis 1982 wurden auch die erhaltenen Trakte umgebaut. Die Modernisierung gilt unter denkmalschützerischen und ästhetischen Gesichtspunkten als wenig gelungen, unter anderem wurden die Fensterprofile vergröbert und die originale Klinkerfassade am Erkerband komplett durch Ziegel mit rustikaler Handstrichoptik ersetzt.[2]
Abriss
Im Oktober 2017 wurden für das Haus Abriss- und Neubaupläne bekannt, die nach ersten Plänen des Architekten Hadi Teherani verfolgt und im Lauf des Jahres 2018 konkretisiert wurden.[3] Die Kunsthistorikerin Iris Wenderholm kritisierte den Anfang 2018 Abriss eines „historisch und städtebaulich bedeutenden, identitätsstiftenden Bauwerkes“ als Skandal.[4] Der Abriss wurde 2019 durchgeführt, der Neubau soll 2020 beginnen.[5]
Literatur
- Roland Jaeger, Jörg Schilling: Das Deutschlandhaus 1929–2019. hamburger bauheft Nr. 25, Schaff-Verlag, Hamburg 2018, ISBN 978-3-944405-40-7.
- Roland Jaeger: Block und Hochfeld. Die Architekten des Deutschlandhauses. Bauten und Projekte in Hamburg 1921–1938. Gebr. Mann, Berlin 1996, ISBN 3-7861-1802-7.
- Das Deutschlandhaus in Hamburg. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Jg. 51, Nr. 21 (27. Mai 1931), S. 301–306, 17 Abbildungen, urn:nbn:de:kobv:109-opus-61016
Weblinks
Einzelnachweise
- Mc.: Wieder Deutschlandhaus. In: Hamburger Abendblatt, 21. Oktober 1952, S. 5.
- Ralf Lange: Architekturführer Hamburg. Edition Menges, Stuttgart 1995, ISBN 3-930698-58-7, S. 52. (Eintrag A 108: Deutschlandhaus)
- Jörn Lauterbach: Umstrittener Neubau: Ein Palmen-Atrium am Gänsemarkt. Welt Online, 7. September 2018
- Iris Wenderholm: Abriss Deutschlandhaus: Entfernung einer Identität. In: FAZ, 14. Februar 2018.
- Eva Eusterhus: Verwüstung nach Plan. Welt Online, 2. August 2019.