Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst
Die 1893 gegründete Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst (DG) ist eine „überregionale, gemeinnützige und unabhängige Kultureinrichtung“[3] in der Rechtsform eines e. V. mit Sitz in München. Sie versteht sich als „ökumenisch ausgerichtet[es]“ „Forum für einen lebendigen Dialog zwischen Kunst und Kirche, für einen kreativen Gedankenaustausch zwischen Künstlern, Theologen, Philosophen und Kunstfreunden“.[3] In ihren Ausstellungsräumen am Wittelsbacherplatz (Finkenstraße 4)[4], zum Kunstareal München gehörend, veranstaltet sie regelmäßig thematische Werkschauen zeitgenössischer Künstler.
Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst e. V. (DG) | |
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Rechtsform | Eingetragener Verein |
Gründung | 1893[1] |
Sitz | München |
Schwerpunkt | Dialog zwischen Kunst und Kirche |
Vorsitz | Walter Zahner[2] |
Website | www.dg-kunstraum.de |
Geschichte
Die DG entstand als Teil des erstarkenden deutschen Katholizismus im späten 19. Jahrhundert.[5] Sie vereinigte Kunstschaffende mit Kunstfreunden und potentiellen Auftraggebern. Im Spannungsfeld zwischen Modernismus und Ultramontanismus stand sie auf Seiten des letzteren und strebte in einer Phase intensiver Kirchbautätigkeit ein an kanonischen Vorbildern der Vergangenheit orientiertes, streng kirchliches Kunstschaffen an. Die Auseinandersetzung um die Frage, was das sei, begleitete sie seit ihrer Gründung.
Am 30. Januar 1885 hatte Georg Busch mit anderen Schülern von Syrius Eberle und weiteren Gleichgesinnten den Albrecht-Dürer-Verein gegründet. Stilideale waren die „altdeutsche Kunst“ und die Nazarener. Busch bemühte sich von Anfang an um engen Kontakt mit führenden Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Gesellschaft.
Am 18. März 1892 trafen sich in Buschs Atelier in München die Bildhauer Joseph Brühl, Heinrich Waderé, Jakob Stolz, die Maler Emanuel Walch, Kaspar Schleibner, Bonifaz Locher und Gebhard Fugel, der Kirchenhistoriker Aloys Weiss sowie die beiden Mitherausgeber des Jahrbuchs der Görres-Gesellschaft Josef Weiß und Gustav Schnürer, um über die Gründung einer Gesellschaft für christliche Kunst zu beraten. Die Gruppierung beteiligte sich im selben Jahr am 21. Katholikentag, um für ihr Anliegen zu werben. Dort kam es zu einer Resolution der Vollversammlung, die die Gründung empfahl. Diese erfolgte, mit Unterstützung großer Teile des deutschsprachigen Episkopats, am 4. Januar 1893. Georg von Hertling übernahm die Präsidentschaft (bis 1911), Georg Busch als Künstlerpräsident die faktische Leitung. Bald traten namhafte Künstler, aber auch Vertreter der regierenden Herrscherhäuser und die Mehrzahl der Diözesanbischöfe der DG bei. 1912 hatte sie 6.000 Mitglieder.
Die DG publizierte Jahresmappen mit Reproduktionen und Besprechungen der Werke ihrer Mitglieder, veranstaltete Wettbewerbe und beteiligte sich an Ausstellungen. Der Stilkanon entsprach dem historistischen Eklektizismus mit wenig Spielraum für Experimente. Die Gründung einer Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst GmbH durch Georg Busch im Jahr 1900 schuf die Basis für eigene Ausstellungen, den Vertrieb von Kunstwerken und die Herausgabe der Zeitschrift Die christliche Kunst ab 1904. Zugleich entstand um die GmbH aber ein Richtungsstreit sowohl hinsichtlich der künstlerischen Standards wie der kommerziellen Ausrichtung. Als Folge schloss sich die DG 1911 noch enger an den Episkopat an, während reformkatholische Kräfte wie Expeditus Schmidt OFM, Engelbert Drerup und Josef Popp aus der Gesellschaft ausschieden. Den Bischöfen wurde ein Zensurrecht eingeräumt, das Bischof Paul Wilhelm von Keppler wahrnahm. Die damit einhergehende weitere Verengung des künstlerischen Spektrums führte bis 1913 zum Austritt von 1.000 Mitgliedern.
Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einer vorsichtigen Öffnung der DG für den gemäßigten Expressionismus von Künstlern wie Karl Caspar, Josef Eberz, Felix Baumhauer, Otto Grassl und Paul Thalheimer. Federführend war dabei Georg Lill, Hauptkonservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und Vorstandsmitglied der DG. Er wirkte auch mäßigend auf den heftigen Protest vieler DG-Autoren gegen einen expressionistischen Kruzifixus von Ludwig Gies ein.
1924 führte ein Generationswechsel im Vorstand zur weiteren Abwendung vom Eklektizismus. Eine mit diesem Ziel 1926 von Karl Baur und Michael Kurz gesammelte Neue Gruppe rief jedoch eine traditionalistische Gegenbewegung hervor. Um 1930 machte sich der Einfluss des neoklassizistischen Monumentalismus geltend. In der Zeit des Nationalsozialismus verlor die DG ihr Publikationsorgan und ihre öffentlichen Wirkungsmöglichkeiten.
Der Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg stand im Zeichen eines kreativen Dialogs mit allen Künstlern und Richtungen, die dafür Anknüpfungspunkte boten.
Gebhard Fugel Preis
Seit 1979 vergibt die DG den Gebhard Fugel Preis, seit 2008 geschieht dies in einem Turnus von drei Jahren. Der namensgebende Maler war im Jahr 1893 einer der Mitbegründer der DG. Der Kunstpreis, der in den Sparten Malerei, Bildhauerei, angewandte Kunst und Architektur vergeben wird, dient vornehmlich der Nachwuchsförderung. Der Preis ist mit 5000,- EURO dotiert.[6]
Literatur
- Gerhard Streicher: Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst: seit wann, wieso, wozu, heute? Prolegomena zur Bestimmung ihres spezifischen Gewichts. In: Das Münster 31, 1978, S. 265–268.
- Bernd Feiler: Die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst. In: Ders.: Der Blaue Reiter und der Erzbischof (PDF; 11,1 MB). Religiöse Tendenzen, christlicher Glaube und kirchliches Bekenntnis in der Malerei Münchens von 1911 bis 1925. Dissertation, München 2002, S. 51–69.
Weblinks
Einzelnachweise
- http://www.dg-galerie.de/verein/satzung/
- http://www.dg-galerie.de/verein/vorstand/
- Website der DG
- Süddeutsche Zeitung vom 6. September 2016, S. R14
- Abschnitt Geschichte nach Feiler, s. Lit.
- kulturpreise.de, abgerufen am 20. Oktober 2013