Det Missionerande Kopimistsamfundet
Det Missionerande Kopimistsamfundet (schwedisch für: Die missionarische Kirche des Kopimismus, engl.: Missionary Church of Kopimism) ist eine Gemeinschaft von Filesharern, die annehmen, dass das Kopieren von Informationen eine heilige Tugend ist.[1][2][3] Die Anhänger der Gemeinschaft werden Kopimisten (engl.: Kopimists) genannt, ihre Lehre Kopimismus. Die Bezeichnung setzt sich zusammen aus den Wörter „Kopimi“ und -ismus. -Ismus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Lehre von; Kopimi leitet sich dagegen von der phonetisch ähnlichen Aufforderung copy me, zu deutsch: kopiere mich ab.[4] Somit bedeutet „Kopimismus“ übersetzt also Lehre vom „Kopiere mich“.
Geschichte
Die Geschichte des Kopimismus beginnt 2003 in Schweden mit der Gründung des sogenannten Piratbyrån. Hierbei handelte es sich um eine sogenannte „Anti-Copyright“ Organisation. Mitglieder dieses Piratenbüros gründeten im selben Jahr den BitTorrent-Tracker The Pirate Bay. 2005 veröffentlichte es dann die Anthologie Kopimi. Nachdem am 31. Mai 2006 die Server des Piratbyrån beschlagnahmt wurden, schlossen seine Mitglieder es 2010 „zum Nachdenken“. „The Pirate Bay“ wird seitdem von der Piratpartiet gehostet.
In deren Jugendverband Ung Pirat ist der damals 19-Jährige Philosophiestudent Isak Gerson aktiv. Er ist zudem Schatzmeister der christlichen Studentenbewegung Schwedens, wobei er versucht die beiden Ideologien zu verbinden.[5] Die Gründung der Kirche erfolgte 2010. Ein im selben Jahr gestellter Antrag, um die Kirche offiziell als solche anzuerkennen, wurde Juli 2011 abgelehnt.[6] Nach zwei weiteren fehlgeschlagenen Anträgen[7] wurde Det Missionerande Kopimistsamfundet Ende Dezember 2011 vom Kammarkollegiet als Religion anerkannt.[8] Ab diesem Zeitpunkt ist Kopimismus in Schweden als Religion anerkannt und wird daher nicht mehr als Sekte bezeichnet.[9] Zwischen Mitte 2010 und Anfang 2011 verdreifachte sich die Anzahl der Mitglieder von 1.000 auf 3.000.[7]
Lehre
Um als Religion zugelassen zu werden, musste die Kirche eine Form von Gebeten oder Meditation in ihren Ritualen angeben, was sich bei der Kirche durch die Anbetung des Wertes von Informationen in der Form des Kopierens äußert. Die Kirche nennt dies kopyacting.[10] Nach Angaben der Kirche ist Kommunikation heilig.[1] Da das Internet einer der besten Orte dazu wie auch zum Filesharing ist, gilt es ebenfalls als heilig. Das Kopieren und die Verbreitung von Informationen sei ethisch richtig, sogenanntes Copymixing eine heilige, sakrale Form des Kopierens, da es die existierende Fülle an Informationen vergrößere und verbessere. Außerdem sehen „Kopimisten“ es als ein Zeichen des Respekts, bekannt gemachte Informationen von einer anderen Person zu kopieren und zu „remixen“, da es ein starker Ausdruck von Akzeptanz und kopimistischem Glauben sei.[11]
Zudem wird das „kopimi“-Logo als heilig erachtet.[10]
Symbole
Das Symbol der Missionarischen Kirche des Kopimismus ist eine Pyramide mit einem dreidimensionalen K oder C in der Spitze, je nach Sprache. Es wurde vom Piratbyrån als Gegenteil von Copyright entworfen, d. h., es zeigt an, wenn ein Werk kopiert werden soll.[12]
Zudem sind die Tastenkombinationen Strg+C und Strg+V heilige Symbole der Kirche, da sie üblicherweise für das Kopieren und Einfügen verwendet werden.[6] Deswegen werden sie meistens in Form eines Yin und Yang anstelle der beiden Punkte geführt.
Ein weiteres mögliches Religionssymbol ist ein rotes „V“ auf weißem Grund mit einem kleinen blauen Dreieck in der Öffnung oben. Sein Ausgangspunkt am Boden stellt eine Information dar, die durch Verbreitung an Wert gewinnt. Dadurch wird der Punkt zur Spitze einer Pyramide. Die Tatsache, dass diese auf dem Kopf steht, symbolisiert, dass der Kopimismus das klassische, hierarchische Prinzip umkehren will. Ein Einzelner soll nicht mehr an der Spitze stehen, sondern die Basis bilden. An der oberen Kante wird genau in der Mitte ein Dreieck ausgeschnitten, wodurch das rote V entsteht. Dieses steht für die Tastenkombination Strg+V, welche zum Einfügen von Informationen verwendet wird. Das ausgeschnittene Dreieck wird blau gefärbt und umgekehrt wieder in die Lücke eingesetzt, was symbolisiert, dass mögliche Nachteile aufgewogen werden. Außerdem stellt es einen Pfeil nach oben dar, was zeigt, dass die Verbreitung der Information noch nicht abgeschlossen ist.[13]
Außerdem wird das Symbol von The Pirate Bay und das darin integrierte Logo der Kampagne Home Taping Is Killing Music sowie dessen Abwandlungen und Parodien verwendet.[14]
Urheberrecht
In einem Interview gab der Kirchengründer Gerson an, er halte die momentanen Urheberrechte für „sehr problematisch“. Seiner Ansicht nach müssen diese zumindest umgeschrieben werden, jedoch schlägt er vor, die meisten Urhebergesetze abzuschaffen. Nach Isak Gerson sollte jegliches File-Sharing erlaubt sein.[10] Der formale Status der Kirche ändert jedoch nichts an der strafrechtlichen Belangung von Mitgliedern bei Urheberrechtsverletzungen, wobei Gerson jedoch hofft, dass der Glaube der Kopimisten in der zukünftigen Gesetzgebung berücksichtigt wird.[7] Peter Sunde, ein Mitgründer von The Pirate Bay, erwähnt in einem Artikel zur Anerkennung des Kopimismus, dass in Schweden das Gesetz zur Religionsfreiheit „absolut“ sei: „[…] kein anderes ist höher“.[15] Auch der Gründer der Piratpartiet Rickard Falkvinge beschreibt den Schutz der Religion in Schweden ähnlich und geht dabei speziell auf den privilegierten Status von Gesprächen mit Priestern ein. Diese dürfen nicht belauscht werden und sind vor Gericht nicht als Beweis zulässig.[16] Die Vorsitzende der schwedischen Piratpartiet, Anna Troberg, bezeichnete den Zusammenstoß von Urheberrecht und Religionsfreiheit als „sicherlich unterhaltsam“.[17] Zudem gab sie an, sie sehe die Kirche als „interessantes Phänomen“, werde aber nicht beitreten, da sie selbst Agnostikerin sei.[18]
Einzelnachweise
- Nicholas Jackson: The Information Will Get Out: A New Religion for File-Sharers - Nicholas Jackson - Technology - The Atlantic. The Atlantic, 10. April 2011, abgerufen am 4. Januar 2012 (englisch).
- File-Sharers Await Official Recognition of New Religion. TorrentFreak, 10. April 2011, abgerufen am 4. Januar 2012 (englisch).
- Michael Citrome: NETWORTHY: Copy, paste, amen. Montreal Mirror, 14. April 2011, archiviert vom Original am 17. April 2011; abgerufen am 4. Januar 2012 (englisch).
- Solidarity with Ladonia! Stop the dirty war! Blogger, 25. Juli 2006, abgerufen am 4. Januar 2012 (englisch).
- Isak Gerson: Varför en kristen ska rösta på Piratpartiet. 11. November 2010, abgerufen am 7. Januar 2012 (schwedisch).
- Reproduktion als Glaubensfrage. (Nicht mehr online verfügbar.) Deutschlandradio, 5. Juli 2011, archiviert vom Original am 4. September 2011; abgerufen am 4. Januar 2012.
- File-Sharing Recognized as Official Religion in Sweden. TorrentFreak, 4. Januar 2012, abgerufen am 4. Januar 2012 (englisch).
- Olivia Solon: Sweden recognises church of file sharing as a religion. (Nicht mehr online verfügbar.) Wired, 4. Januar 2011, archiviert vom Original am 8. Januar 2012; abgerufen am 5. Januar 2012 (englisch).
- The Church of Kopimism is recognized by the state of Sweden. Church of Kopimism, abgerufen am 4. Januar 2012 (englisch).
- Alison George: Kopimism: the world's newest religion explained. NewScientist, 6. Januar 2012, abgerufen am 7. Januar 2012 (englisch).
- Kopimist Constitution – The value system. (Nicht mehr online verfügbar.) Church of Kopimism, archiviert vom Original am 13. Mai 2012; abgerufen am 3. August 2012 (englisch).
- Kopimist Constitution - Church of Kopimism Symbols. (Nicht mehr online verfügbar.) Church of Kopimism, archiviert vom Original am 13. Mai 2012; abgerufen am 3. August 2012 (englisch).
- Die missionarische Kirche des Kopimismus. (inoffizielle deutsche Seite - private Homepage), abgerufen am 3. August 2012.
- I copy me. Abgerufen am 4. August 2012 (englisch).
- Peter Sunde: Kopimi as a religion. 6. Januar 2012, abgerufen am 10. Januar 2012 (englisch).
- Rickard Falkvinge: Legal Ramifications Of File-Sharing Now Being Religious Worship. 5. Januar 2012, abgerufen am 10. Januar 2012 (englisch).
- Anna Troberg: När fan blir gammal blir han religiös. (Nicht mehr online verfügbar.) 4. Januar 2012, archiviert vom Original am 8. Januar 2012; abgerufen am 11. Januar 2012 (schwedisch).
- Anna Troberg: Andras ilska är ett ypperligt tillfälle att själv bygga förtroende. (Nicht mehr online verfügbar.) 10. Januar 2012, archiviert vom Original am 13. Januar 2012; abgerufen am 11. Januar 2012 (schwedisch).