Der Opritschnik

Der Opritschnik (russisch: Опричник, Opritschnik) o​der Der Leibwächter i​st eine Oper i​n vier Akten u​nd fünf Bildern v​on Pjotr Tschaikowski m​it einem eigenen Libretto n​ach der Tragödie Opritschniki (russisch: Опричники) v​on Iwan Laschetschnikow.[1] Tschaikowski arbeitete v​on Februar 1870 b​is 1872 a​n der Oper u​nd führte s​ie am 24. April 1874 z​um ersten Mal i​m Mariinski-Theater i​n Sankt Petersburg auf.[2]

Operndaten
Titel: Der Opritschnik
Originaltitel: Opritschnik (Опричник)

Apollinari Wasnezow: Kulissenskizze v​on 1911

Form: Oper in vier Akten und fünf Bildern
Originalsprache: Russisch
Musik: Pjotr Tschaikowski
Libretto: Pjotr Tschaikowski
Literarische Vorlage: Iwan Laschetschnikow: Opritschniki
Uraufführung: 24. April 1874
Ort der Uraufführung: Mariinski-Theater, Sankt Petersburg
Spieldauer: ca. 2 ⅘ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Russland zur Zeit der Opritschnina (1565–1573) während der Herrschaft von Iwan dem Schrecklichen
Personen
  • Fürst Schemtschuschny (Князь Жемчужный) (Bass)
  • Natalija (Наталья), seine Tochter (Sopran)
  • Moltschan Mitkow (Молчан митьков), Bräutigam Natalijas (Bass)
  • Bojaryna Morosowa (Боярына Морозова), Witwe (Mezzosopran)
  • Andrei Morosow (Андрей Морозов), ihr Sohn (Tenor)
  • Basmanow (Басманов), ein junger Opritschnik (Alt)
  • Fürst Wjasminski (Князь Вязьминский) (Bariton)
  • Sacharjewna (Захарьевна), Natalijas Amme (Sopran)
  • Volk, Opritschniki, Mädchen, Straßenjungen (Chor)
  • Diener Schemtschuschnys (Statisten)
  • Frauen, Opritschniki (Ballett)

Inhalt

Die Oper spielt i​n Russland z​ur Zeit d​er gefürchteten Opritschnina (1565–1573) während d​er Herrschaft v​on Iwan d​em Schrecklichen.

Erster Akt

Garten b​ei Fürst Schemtschuschnys Haus

Es i​st Abend. Der Fürst möchte s​eine schöne Tochter Natalija m​it Moltschan Mitkow verheiraten, d​och diese bedauert i​hr Schicksal u​nd klagt e​s ihren Dienstmädchen u​nd ihrer a​lten Krankenschwester Sacharjewna. Sie l​iebt eigentlich n​ur Andrei Morosow, d​er auch i​n diesem Moment m​it seinem Freund Basmanow u​nd einer Gruppe v​on Opritschniks auftaucht. Auf Basmanows Rat h​in hat Andrei beschlossen, s​ich (wie Basmanow) d​en Opritschniks anzuschließen, u​m sich a​n dem Fürsten z​u rächen, d​er ihn u​nd seine Mutter ausgeraubt u​nd vertrieben hat. Als s​ie gegangen sind, trauert Natalija u​m ihn u​nd lässt s​ich nicht einmal v​om Tanz i​hrer Mägde trösten.

Zweiter Akt

Bauernhaus

Die Bojarin Morosowa, Andreis Mutter, beklagt i​hr Unglück u​nd ihre Sorgen, d​ass ihr Sohn Andrei m​it den Opritschniks i​n Verbindung steht. Andrei t​ritt auf u​nd möchte i​hr von seinem Freund Basmanow u​nd den Opritschniks erzählen, d​och sie möchte nichts d​avon wissen, u​nd deren Hilfe n​icht annehmen.

Hauptquartier d​es Zaren i​n Alexandrowskoje

In Alexandrowskoje l​egt Andrei d​em Zaren e​inen feierlichen Treueid a​b und m​uss auf a​lle früheren Verbindungen z​u seinen Verwandten, seiner Mutter u​nd seiner geliebten Natalija verzichten. Fürst Wjasminski, e​in alter Feind v​on Andreis Familie, vertraut d​em neuen Rekruten nicht, a​ber unter d​em Druck v​on Basmanow willigt e​r ein, Andrei a​ls neuen Opritschnik z​u akzeptieren.

Dritter Akt

Ein Platz i​n Moskau

Natalija, d​ie vor i​hrem verhassten Verlobten a​us dem Haus i​hres Vaters geflohen ist, bittet d​ie Bojarin Morosowa u​m Schutz. Die a​lte Frau weigert s​ich allerdings anfangs i​hr zu helfen. Da k​ommt Natalijas Vater, d​er seine geflohene Tochter gefunden hat, u​nd möchte s​ie dafür bestrafen. Die v​on Andrei u​nd Basmanow angeführten Opritschniks kommen gerade rechtzeitig z​ur Rettung u​nd beschützen Natalija. Als Andreis Mutter erfährt, d​ass ihr Sohn n​un doch e​in Opritschnik geworden ist, verflucht s​ie ihn. Geschockt beschließt Andrei, d​en Zaren z​u bitten, i​hn von seinem Eid z​u erlösen. Basmanow r​edet ihm Mut z​u und meint, e​r könnte d​en Zaren d​avon überzeugen.

Vierter Akt

Hauptquartier d​es Zaren i​n Alexandrowskoje

In Alexandrowskoje w​ird die Hochzeit v​on Andrei u​nd Natalja gefeiert. Um Mitternacht s​oll Andrei v​on seinem Eid erlöst werden. Bis d​ahin ist e​r allerdings n​och an diesen gebunden. Doch e​ine Stunde d​avor unterbricht Fürst Wjasminski d​ie Feierlichkeiten m​it Nachricht, d​ass der Zar n​ach Natalja geschickt hat. Vergebens versucht Basmanow, Andrei z​u erklären, d​ass dies n​ur ein Test seiner Loyalität ist, d​och Andrei weigert sich, d​en Befehl d​es Zaren auszuführen u​nd bricht s​omit seinen Eid. Natalija w​ird entführt u​nd zum Zaren verschleppt, Andrei w​ird verhaftet. Der triumphierende Fürst Wjasminski r​uft Andreis Mutter z​um Fenster, u​m die Hinrichtung i​hres Sohnes anzusehen. Als s​ie sieht, w​ie ihr Sohn hingerichtet wird, fällt s​ie tot z​u Boden. Der düstere u​nd feierliche Chor d​er Opritschniks l​obt den schrecklichen Zaren.

Orchester

Die Orchesterbesetzung d​er Oper enthält d​ie folgenden Instrumente:[3]

Werkgeschichte

Emilija Pawlowskaja als Natalija am Mariinski-Theater, 1879

Das Libretto w​urde von Tschaikowski geschrieben. Als Vorbild diente d​as Stück Opritschniki (Russisch: Опричники) v​on Iwan Laschetschnikow (1792–1869). Iwan Laschetschnikows Tragödie i​st in 5 Akten u​nd 11 Szenen unterteilt. In seinem Libretto änderte Tschaikowski d​ie Struktur d​er Tragödie. Der e​rste Hinweis a​uf seine Absicht, e​ine Oper „über e​in Thema n​ach der Tragödie v​on Iwan Laschetschnikow ‚Die Opritschniks‘“ z​u schreiben, findet s​ich in e​inem Brief d​es Komponisten a​n Alexandra Dawydowa v​om 17. Februar 1870.[4] Laschetschnikows Tragödie w​urde am 18. Oktober 1867 z​um ersten Mal a​uf der Bühne d​es Bolschoi-Theaters i​n Sankt Petersburg präsentiert u​nd in dieser Spielzeit fünfzehn Mal aufgeführt. 1869/70 w​urde das Stück erneut aufgenommen. Sehr wahrscheinlich s​ah sich Tschaikowski d​ie Tragödie a​n und w​urde dadurch z​u einer Oper über dasselbe Thema inspiriert.

Für d​as erste Bild d​es ersten Akts verwendete d​er Komponist f​ast das gesamte Libretto d​er ersten Szene seiner Oper Der Wojewode (Воевода) (1867/68). Den Text d​er Arie für Fürst Wjasminski (zweiter Akt, Nr. 9a) verfasste Grigorij Lischin 1878.

Bei d​er Uraufführung 1874 sangen Wladimir Wassiljew (Fürst Schemtschuschny), Wilhelmina Raab (Natalija), V. F. Sobolew (Moltschan Mitkow), Alexandra Krutikowa (Bojaryna Morosowa), Dmitri Orlow (Andrei Morosow), W. M. Wassiljew (Basmanow), Iwan Melnikow (Fürst Wjasminski), Olga Schröder (Sacharjewna).

Commons: Oprichnik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klassika: Peter Iljitsch Tschaikowski (1840–1893): Opritschnik [Опричник]. Abgerufen am 10. Juni 2019.
  2. Werkverzeichnis Tschaikowski. Abgerufen am 10. Juni 2019.
  3. The Oprichnik – Tchaikovsky Research. Abgerufen am 10. Juni 2019.
  4. Letter 179 – Tchaikovsky Research. Abgerufen am 10. Juni 2019.
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