Der Gute Kamerad
Der Gute Kamerad war eine 1886 von Wilhelm Spemann begründete illustrierte Knaben-Zeitung, die im Verlag Wilhelm Spemann in Stuttgart erschien. Sie war das Gegenstück zu der im gleichen Verlag herausgegebenen Mädchen-Zeitung Das Kränzchen.
Geschichte
Der Gute Kamerad startete am 8. Januar 1887 mit seiner ersten Ausgabe und erschien im wöchentlichen Rhythmus. Dies war ein für eine Unterhaltungszeitschrift recht außergewöhnliches Datum, da ein Zeitschriftenjahrgang damals stets die Zeit vom Oktober bis zum September des Folgejahres umfasste.
Die Zeitschrift entwickelte sich mit ihrer Mischung aus Unterhaltungsliteratur, Wissensvermittlung und ratgebenden Artikeln schnell zu einer der beliebtesten Knaben-Zeitungen auf dem deutschen Markt. Diesen Erfolg verdankte Der Gute Kamerad vor allem den enthaltenen Abenteuererzählungen, die in zahlreichen Fortsetzungen den Leser an das Heft banden. Gleich die erste Ausgabe startete mit der Jugenderzählung Der Sohn des Bärenjägers von Karl May, der mit dieser Geschichte einen neuen Typus des Indianerromans schuf. Weitere bekannte Autoren waren in den Folgejahren unter anderem Johannes Kaltenboeck, Franz Treller und Maximilian Kern.
Ein weiterer Punkt für den phänomenalen Erfolg des Guten Kameraden dürfte dem Umstand zu verdanken sein, dass Wilhelm Spemann sowohl Herausgeber als auch Verleger der Zeitschrift war. Bei vielen anderen Zeitschriften der Zeit gab es in dieser Beziehung häufig Probleme, da unterschiedliche Vertragspartner nicht selten völlig entgegengesetzte moralische oder ästhetische Ansprüche vertraten oder sich eine Seite aus persönlichen oder finanziellen Gründen plötzlich dazu entschloss, sich von dem gemeinsamen Projekt zurückzuziehen.
Jeweils zum Jahresende erschien, pünktlich zu Weihnachten, ein Jahresband, der noch einmal sämtliche Inhalte des vergangenen Zeitschriftenjahrgangs in gesammelter Form darbot. Einige der erfolgreichsten Romane und Erzählungen wurden später noch einmal in Buchform veröffentlicht, neben großformatigen Prachtausgaben vor allem in der nach der Zeitschrift benannten Kamerad-Bibliothek, als deren erster Band 1899 Der schwarze Mustang von Karl May erschien. Das weibliche Pendant der Kamerad-Bibliothek war die Kränzchen-Bibliothek.
Die ersten zwölf Zeitschriftenjahrgänge des Guten Kameraden wurden von Wilhelm Spemann persönlich betreut. Sein Nachfolger wurde Johannes Kaltenboeck, der unter verschiedenen Pseudonymen wie Max Felde und Andries van Straaden auch als Verfasser von Abenteuererzählungen hervortrat, die im Guten Kameraden veröffentlicht wurden. In seinen Indianererzählungen orientierte er sich dabei an Karl May, der darüber sehr verärgert gewesen sein soll. Nicht sicher nachgewiesen ist bisher, dass dies – neben Meinungsverschiedenheiten über Honorarzahlungen – auch zur Aufkündigung der Zusammenarbeit mit dem Guten Kameraden durch May geführt hat.
Der Gute Kamerad erschien ohne Unterbrechung bis zum Jahrgang 1943/44. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgte im Jahr 1951 ein Neustart. 1968 wurde die Herausgabe eingestellt.
Bände der Kamerad-Bibliothek
Vor 1945
- 1899: Karl May: Der Schwarze Mustang
- 1899: Franz Treller: Der letzte vom „Admiral“
- 1900: Max Felde: Der Arrapahu
- 1900: Theodor Berthold: Lustige Gymnasialgeschichten
- 1901: Franz Treller: Der Sohn des Gaucho
- 1901: Carl Matthias: Mit vollen Segeln
- 1901: Andries van Straaden: Der Depeschenreiter
- 1901: Max Felde: Addy der Rifleman
- 1903: Max Felde: Villa Bibberheim
- 1904: Franz Treller: Der Enkel der Könige
- 1905: Hans Nikolaus Ernst Graf von Bernstorff: Auf großer Fahrt
- 1906: Franz Treller: Der Gefangene der Aimaràs
- 1907: Richard Schott: Der Buschläufer
- 1907: Maximilian Kern: Im Labyrinth des Ganges
- 1909: Theodor Berthold: Aus Tertia und Sekunda
- 1909: Maximilian Kern: In der Wildnis des Gran Chaco
- 1910: Paul Grabein: In Tropenglut und Urwaldnacht
- 1911: Maximilian Kern: Das Erbe des Pharao
- 1912: Kurt Remberg: Der Maorischatz
- 1913: Paul Grabein: Die Diamantensucher von Dorstveldrand
- 1914: Maximilian Kern: Der Zwingherr von Celebes
- 1915: Reinhard Roehle: Unter Bullerdieks und Teerjacken
- 1915: Max Felde: 1914–1915. Denkwürdige Kriegserlebnisse
- 1916: Wilhelm von der Mühle= Sophie Kloerss: Oll Priem und seine Jungens
- 1916: Reinhard Roehle: Durch Urwald und Sertao
- 1916: Max Felde: Mit vereinten Kräften
- 1917: Max Felde: Das Gold von Sacramento
- 1917: Maximilian Kern: Unter Mongolen und Wilden
- 1918: Max Krüger: Zobel und Silberfuchs
- 1919: Reinhard Roehle: das Geheimnis von Ragpura
- 1920: Wilhelm von der Mühle = Sophie Kloerss: Jan Feuerkopf
- 1921: Otto Rudert: Die Insel des Flibustiers
- 1922: Reinhard Roehle: Der Kampf um die Tigermine
- 1923: Wilhelm von der Mühle = Sophie Kloerss: Hein Hannemann
- 1924: Robert Fuchs-Liska: Die zwei Matrosenbibeln
- 1925: Otfrid von Hanstein: Dick Roberts der Goldsucher
- 1926: Fritz Otto Busch: Südwester und Stahlhelm
- 1927: Edmund Kiß: In den Schluchten des Prisats
- 1928: Fritz Daum: Dätach Kaß der Arickarahäuptling
- 1929: Edmund Kiß: Der Freund des Rebellen
- 1930: Hugo von Waldeyer-Hartz: Mein Feld – Die Welt
- 1931: Otto Rudert: Der Stern von Mopico
- 1932: Otto Rudert: Das Land der Gifte
- 1933: Holger Fries: Unter gelben Piraten
- 1934: Ronald Winter: Gold auf Vulkania
Nach 1945
- 1950: Karl May: Der schwarze Mustang
- 1950: Franz Treller: Der Enkel der Könige
- 1950: Franz Treller: Verwehte Spuren
- 1951: Franz Treller: Der Gefangene der Aimaràs
- 1951: Franz Treller: Der Sohn des Gaucho
- 1951: Franz Graf Zedtwitz: Der Untergang des Sonnenreiches
- 1951: Max Felde: Der Arrapahu
- 1952: Franz Braumann: Fluß ohne Namen
- 1952: Franz Treller: Der König der Miami
- 1952: Franz Braumann: Sturm über dem Dasto-Ghil
- 1952: Franz Treller: Das Kind der Prärie
- 1953: Maximilian Kern: Das Auge des Fo
- 1954: Maximilian Kern: Unter der Klaue des Drachen
- 1953: Franz Braumann: El Trauco der Berggeist
- 1953: Gustav Dittmar: Mit den Konquistadoren ins Goldland
- 1954: Fritz Moeglich: Der Berg der toten Häuptlinge
- 1954: Otto Willi Gail: Hans Hardts Mondfahrt
- 1954: James Fenimore Cooper: Der rote Freibeuter
- 1955: Maximilian Kern: Das Erbe des Pharao
Quellen
- Friedrich Schegk; Heinrich Wimmer (Hrsg.): Lexikon der Reise- und Abenteuerliteratur. Meitingen 1988 ff., ISBN 3-89048-700-9.
- Aiga Klotz: Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland 1840–1950. Gesamtverzeichnis der Veröffentlichungen in deutscher Sprache. Stuttgart 1990–2000.