Denice Bourbon

Denice Bourbon (* 1976 in Finnland) ist eine queerfeministische Bühnenkünstlerin und Autorin, die in Wien lebt. Sie trat als Sängerin, Burlesque-Performerin, als Darstellerin in Inszenierungen der freien Wiener Theaterszene auf sowie überregional als Stand-up-Comedian. Die Sprache ihres künstlerischen Schaffens ist Englisch.

Leben

Denice Bourbon, die mit bürgerlichem Namen Denise Fredrikson heißt, wuchs als Kind finnischer Arbeiter in Malmö, Schweden, auf. 2002 kam sie nach Wien, wo sie seitdem lebt.

Künstlerisches Schaffen

Unter ihrem Namen Denice Fredriksson trat sie ab 2006 als Sängerin mit „Bonanza Jellybean“ auf,[1] „einer Band zwischen Country, finnischem Tango, traurigen Melodien und lustigen, lesbischen Texten“.[2] Als Denice Bourbon war sie ab 2011 Frontsängerin der Wiener Electropunk-Frauenband „Me and Jane Doe“, mit der sie 2015 ein Album herausbrachte.[3][4]

In den 2010er Jahren gehörte sie zu dem Queer-Künstlerinnen-Kollektiv Club Burlesque Brutal (später Club Grotesque Fatal), das ein „lustvolles Spiel mit den Geschlechterrollen“ inszenierte.[2] Zusammen mit Denise Kottlett kuratierte sie 2015 das erste internationale queere Performancefestival Wiens Straight To Hell im Kosmos Theater.[5]

Sie spielte 2016 in der von Yosi Wanunu inszenierten „post porn“-Version des Dramas Reigen von Arthur Schnitzler mit.[6] Über die Aufführung im „Garage X Theater Petersplatz“ Wien schrieb die Tageszeitung Die Presse: „Munter multikulturell mischen sich Transen, Lesben, Schwule, Heteros, das Weibliche ist leicht dominant. […] Diese Truppe hat den Rhythmus drauf. Etwas herausragend: die Kunstfiguren Lucy McEvil, Denice Bourbon und Nora Safranek.“[7] Auch im Theaterkollektiv Nesterval war sie mehrmals Ensemblemitglied, so 2018/19 in einer Nebenrolle des Stücks Das Dorf nach einer Vorlage von Marie von Ebner-Eschenbachs Erzählung Krambambuli.[8]

Anfang 2017 gründete sie gemeinsam mit Josef Jöchl das Stand-up-Programm „PCCC“ (Politically Correct Comedy Club), mit dem sie auf Kleinkunstbühnen wie im Wiener WUK auftraten. Als „politisch korrekt“ verstehen sie Comedy, die keine Witze auf Kosten von Minderheiten macht.[9][10] 2020 waren sie Gäste zum Thema „Grenzen des Humors“ in einer politischern Radioshow von Martin Zingsheim im Rahmen des Salzburger Stiers.[11]

Ab 2019 tourte sie zusammen mit Stefanie Sargnagel und Christiane Rösinger mit dem Comedy-Programm „Legends of Entertainment“[12] durch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Sie traten unter anderem in Kampnagel in Berlin, im Münchner Volkstheater, im Schauspielhaus Graz, im Theater Neumarkt Zürich und im Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt auf. Die Süddeutsche Zeitung schrieb über Bourbon: „Diese Mischung aus Selbstironie und kluger Kritik an der Gesellschaft zeichnet die Entertainerin aus, die ein Fixstern am queer-feministischen Stand-up-Comedy-Himmel Wiens ist.“[13][14] Die Show galt als hallenfüllender Erfolg der „drei Superstars der queer-lesbischen Szene“.[15] Im Herbst 2021 präsentierte sie zusammen mit Gin Müller die Revue „Sodom Vienna“ über queeres Leben im „Roten Wien“ der 1920er Jahre, die im Theater Brut Wien Premiere hatte.[16][17]

Bourbon veröffentlichte 2013 ihre Autobiographie mit dem Titel Cheers! Stories of a Fabulous Queer Femme in Action, die in der Wiener Zeitung[4] und im Der Standard rezensiert wurde. Ina Freudenschuß nannte sie eine wichtige Darstellung der queeren Szene Wiens. Mit Anekdoten entstehe „das lebhafte Bild einer Szene, die als sexuelle Avantgarde die biologischen und sozialen Geschlechtergrenzen“ überschreite.[18]

Veröffentlichungen

  • Cheers! Stories of a Fabulous Queer Femme in Action (Autobiografie, englisch), Zaglossus Verlag, Wien 2013, ISBN 978-3-902902-07-8
  • Ungrab my heart, in: Sonja Eismann, Anna Mayrhauser (Hrsg.): Freie Stücke. Geschichten über Selbstbestimmung, Edition Nautilus, Hamburg 2019, ISBN 978-3-96054-185-1, S. 16–24
Album
  • Me & Jane Doe, mit Lisa Wawrusch, Jasmin Maria Rilke und p.K.one, Vinyl und Digital Album, Kim Label, Graz 2015

Einzelnachweise

  1. Archiv österreichischer Popularmusik
  2. Frontfrau im "queer backyard", Sendung „Nachtquartier“ mit Kristin Gruber, Ö1, ORF, 28. November 2014
  3. Me and Jane Doe, Archiv österreichischer Polpularmusik
  4. Iga Mazak: Queerulantin, Wiener Zeitung, 19. Februar 2014
  5. Christopher Wurmdobler: Her Queerness, Falter, 25. Februar 2015
  6. Margarete Affenzeller: Gedanken eines Stubenmädels. Arthur Schnitzlers "Reigen" auf gut queer, Der Standard, 18. März 2016
  7. Norbert Mayer: Der „Reigen“ in Zeiten des Life Balls, aus: Die Presse, Print-Ausgabe, 12. März 2016
  8. Martin Thomas Pesl: Hau den Johannes, in: Nachtkritik.de, 25. Oktober 2018
  9. Schmäh mit gutem Gewissen, Wiener Zeitung, 24. Februar 2018
  10. Amira Ben Saoud: PCCC*. Kann politisch korrekte Comedy lustig sein? Der Standard, 17. Dezember 2019
  11. Nora Koldehoff: Radioshow zum Thema „Grenzen des Humors“. „Zingsheim braucht Gesellschaft“, Deutschlandfunk, 16. Mai 2020
  12. Ramona Westhof: Sargnagel, Rösinger und Bourbon touren als „Legends of Entertainment“, Deutschlandfunk, 10. Dezember 2019
  13. Anna Steinbauer: Feministischer Größenwahn, Süddeutsche Zeitung, 13. November 2019
  14. Theater Kampnagel Hamburg: Stefanie Sargnagel / Christiane Rösinger / Denice Bourbon: Legends of Entertainment. Abgerufen am 5. November 2021.
  15. Corinne Orlowski: Schillernde Comedy für das Matriarchat, Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), 12. Oktober 2021
  16. Sodom Vienna Revue. In: Brut Wien. Abgerufen am 1. November 2021.
  17. Faszination Revue: Humor als Waffe. Gin Müller und Birgit Peter über das utopische und ästhetische Potenzial der Revue, Wiener Zeitung, 28. Oktober 2021
  18. Ina Freudenschuß: Der Bourbon-Style, Rezension, in: Der Standard, 7. November 2013
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