Deiokes
Deiokes (assyrisch Daiukku) war ein mannäischer König, dessen Regierungszeit unklar ist, aber auf 728 v. Chr. bis 716 v. Chr. geschätzt wird.
Deiokes bei Herodot
Über Deiokes’ Jugend ist nichts bekannt. Herodot zufolge war Deiokes in seinem Heimatort ein angesehener Richter, der aufgrund seiner gerechten Urteile einen sehr guten Ruf genoss und weit über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt war. Der Andrang auf seine Urteilssprechungen war sehr groß, und Deiokes erkannte, dass er das Volk in der Hand hatte.
Bald erklärte er, das Richteramt niederlegen zu wollen, weil er seine eigenen Angelegenheiten vernachlässigen müsse. Da es in der Folgezeit immer häufiger zu Verbrechen und Gewaltakten kam, forderte das Volk, dass Deiokes den Richterstuhl wieder besteigen solle. Schließlich beschloss man sogar, Deiokes zum König zu wählen, da man davon überzeugt war, dass er Recht und Gesetz im Land durchsetzen könne. Deiokes nahm die Königswürde an und befahl, einen Palast zu errichten, um den eine neue Ortschaft gegründet wurde. Herodot zufolge handelte es sich dabei um die Königsstadt Ekbatana (heute Hamadan).
Deiokes soll als Despot regiert haben. Persönliche Audienzen mit den Untertanen gewährte er nicht mehr. Er fungierte als oberster Richter und ließ die Einhaltung des Rechts im Reich durch Spitzel überwachen.
Auch soll er zahlreiche iranische Volksgruppen unter seiner Herrschaft vereint und damit das Mederreich begründet haben. Herodot nennt die Busen, Paretakener, Struchaten, Arizanter, Budier und die Mager als dem Deiokes untertänige Mederstämme.
Deiokes in assyrischen Inschriften
Herodots Beschreibungen des Lebens und der Herrschaft des Deiokes wurden zwischenzeitlich durch die moderne Forschung als Wunschbild deklariert und stimmen mit den historischen Tatsachen nicht überein. Assyrische Inschriften nennen z. B. einen Daiukku als König der Mannäer, ein Stammesfürst unter vielen, der den Assyrern entgegentrat. Damals strebten die Assyrer die Herrschaft über das gesamte Hochland an und standen sowohl den Urartäern als auch den Mannäern feindselig gegenüber. Die Urartäer waren den Mannäern gegenüber jedoch aufgeschlossen, da sie einerseits als Pufferstaat zu dem assyrischen Reich dienten und auf Grund ihrer Kampfkraft wertvolle Verbündete waren.
Als es 716 v. Chr. zum Krieg zwischen Assyrien unter Sargon II. und den Urartäern unter Rusas I. kam, verbündete sich Daiukku mit Urartu. Die Assyrer behielten in diesem Krieg die Oberhand, nahmen Daiukku und seine Familie gefangen und deportierten sie ins syrische Hama.
Quellenvergleich
Weder Herodot noch spätere persische Quellen erwähnen diese Deportation. Herodot nennt für Deiokes eine Regierungsdauer von 53 Jahren, die Deportation von Daiukku wird auf 716 v. Chr. datiert, was einer Regierungszeit von 768–715 v. Chr. entsprechen würde. Zieht man jedoch Herodots fortgehende Beschreibung der späteren medischen Könige hinzu, zeigt sich, wie problematisch die Erschließung der frühen iranischen Geschichte wegen fehlender primärer medischer und iranischer Quellen ist.
Nachfolge
Nach Herodot (1.102) folgte auf ihn sein Sohn Phraortes als zweiter König der medischen Dynastie[1]
Quellen
- Herodot: Historien I, 96–102.
Literatur
- Roman Ghirshman: Iran, From The Earliest Times To The Islamic Conquest. Paris 1951.
- Mischa Meier, Barbara Patzek, Uwe Walter, Josef Wiesehöfer: Deiokes, König der Meder. Eine Herodot-Episode in ihren Kontexten. Franz Steiner Verlag. Stuttgart 2004, ISBN 3-515-08585-8. (Rezension)
- Robert Rollinger: Die Meder. In: Walter Eder, Johannes Renger (Hrsg.): Herrscherchronologien der antiken Welt. Namen, Daten, Dynastien (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 1). Metzler, Stuttgart/Weimar 2004, ISBN 3-476-01912-8, S. 112–115.
Einzelnachweise