Defenestration
Defenestration (lat. de „von … herab“ und fenestra „Fenster“) oder Fenstersturz bezeichnet das Hinausstürzen einer Person aus einem Fenster. Defenestrationen stellen eine Form der Gewalt dar, die zwischen Lynchjustiz (oft mit vorangehender formeller „Verurteilung“ durch die Ausführenden), Gottesurteil und gemeinschaftlich begangenem Mord steht.
Antike
Im Alten Testament wurde die verhasste Königin des Nordreichs Israel, Isebel, auf Veranlassung Jehus aus einem Fenster ihres Palasts in den Tod gestürzt.
Mittelalter und Frühe Neuzeit
Defenestrationen kamen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vor, so 1419 der Erste Prager Fenstersturz zu Beginn der Hussitenkriege oder 1815 der Bamberger Fenstersturz des Marschalls Louis-Alexandre Berthier. Besonders bekannt ist der Zweite Prager Fenstersturz, der 1618 den Dreißigjährigen Krieg auslöste. Der Kölner Fenstersturz vom 3. März 1848 war keine Defenestration im eigentlichen Sinne.
Heute
In der heutigen Zeit sind Fensterstürze auch eine Unfallart am Arbeitsplatz, insbesondere auf Baustellen,[1] sowie in der Freizeit[2] oder ereignen sich in suizidaler Absicht.[3][4]
Weblinks
- Stefanie Last: Tödliche Höhenstürze im Land Berlin von 1988-2004 – Verletzungsmuster in Abhängigkeit von der Sturzhöhe Berlin, Univ.-Diss. 2013.
Einzelnachweise
- vgl. Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 19. Februar 2009, 8 AZR 188/08 (Memento vom 11. Juli 2016 im Internet Archive)
- Todessturz: Polizei geht von Unfall aus Mittelbayerische Zeitung, 16. Juli 2015
- Vorsätzliche Selbstbeschädigung durch Sturz in die Tiefe (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) ICD-10 (2006) X80.
- Ulrich Schilling-Strack: Rex Gildo - Tod eines Schlagersängers. In: Der Westen, 24. Oktober 2009.