De drei Vügelkens
De drei Vügelkens (Die drei Vögelchen) ist ein Märchen (ATU 707). Es steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 96 (KHM 96) auf Plattdeutsch.
Inhalt
Drei Kuhhirtinnen am Köterberg sehen den König mit zwei Ministern zur Jagd reiten und wollen unbedingt nur sie heiraten. Der König hört das und erfüllt ihren Wunsch. Die Älteste wird Königin und bekommt einen Sohn mit einem roten Stern, noch einen Sohn und eine Tochter, als der König jeweils grade verreist ist. Die werfen die kinderlosen Schwestern in die Weser, wobei ein singender Vogel auffliegt, und sagen, es seien junge Hunde und eine Katze gewesen. Der König sperrt seine Frau ein. Die Kinder wachsen bei einem Fischer auf. Als der Älteste sein Schicksal erfährt, geht er seinen Vater suchen. Er begegnet einer alten Fischerin, die ihn übers Wasser trägt, ebenso den Zweiten, der ihm folgt. Die Tochter erhält dazu eine Rute und den Rat, an einem Hund schweigend vorüberzugehen, durch ein Schloss, und von einem Baum in einem Brunnen einen Vogel und ein Glas Wasser mitzunehmen und auf dem Rückweg den Hund ins Gesicht zu schlagen. Dabei findet sie auch ihre Brüder, und die Fischerin trägt sie übers Wasser heim. Der Vogel, den sie an die Wand hängen, und der Fischer erzählen dem König alles, den der zweite Sohn beim Flötespielen auf der Jagd findet. Der führt die Kinder heim, befreit die ausgezehrte Mutter, die Tochter heilt sie mit dem Wasser und heiratet den Prinzen.
Herkunft
Das Märchen steht in den Kinder- und Hausmärchen ab dem zweiten Teil der 1. Auflage 1815 (da Nr. 10) an Stelle 96 (es existiert auch eine Handschrift von Grimm und eine von Ludowine von Haxthausen). Grimms Anmerkung beschreibt den Köterberg, um den sechs Dörfer liegen, woher das Märchen stammt (laut einem Brief Wilhelm Grimms fragten sie einen Schäfer). Das „Helo! Helo!“ der Schwestern ist dort übliche Verständigung unter Hirten. Sie vergleichen Märchen bei Wolf, Meier, Pröhle und vor allem Die Geschichte der zwei neidischen Schwestern aus 1001 Nacht (Nacht 756) und Ancilotto Re di Prouino bei Straparola (4,3). Letzteres ähnelt auch la Belle-Etoile bei Aulnoy und ungarisch bei Gaal Nr. 16. Sie betonen die Unabhängigkeit der deutschen Überlieferung, die bald mehr mit der arabischen, bald mit der italienischen übereinstimmt. Der Vogel und die Lilie sind der unsterbliche Geist, vgl. KHM 9, 47, zum Wasser des Lebens vgl. KHM 97. Vgl. später in Bechsteins Deutsches Märchenbuch Nr. 65 Die Knaben mit den goldnen Sternlein.
Der Satz des Königs „Was Gott tut, das ist wohlgetan“, der in die Druckfassung eingefügt wurde, spielt laut Hans-Jörg Uther auf das so lautende Kirchenlied von Samuel Rodigast an.[1]
Im 19. Jahrhundert mündlich überlieferte Texte mit einem heilenden Vogel gehen wohl meist auf eine Fassung Christoph Wilhelm Günthers von 1787 zurück.[2]
Grimms Hinweis auf Wolf bezieht sich wahrscheinlich auf Die drei Königskinder. Es wurde auch unter diesem Titel verfilmt (Die drei Königskinder, 2019).
Literatur
- Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen. Hrsg.: Heinz Rölleke. 1. Auflage. Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort (Band 3). Reclam, Stuttgart 1980, ISBN 3-15-003193-1, S. 186–188, 483–484.
- Hans-Jörg Uther: Handbuch zu den „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm. Entstehung, Wirkung, Interpretation. de Gruyter, Berlin / New York 2008, ISBN 978-3-11-019441-8, S. 219–221.
Einzelnachweise
- Hans-Jörg Uther: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-11-019441-8, S. 219–221.
- Willem de Blécourt: Vogel, Pferd und Königstochter. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 14, De Gruyter, Berlin/Boston 2014, ISBN 978-3-11-040244-5, S. 284.