De-Haas-van-Alphen-Effekt

In d​er Festkörperphysik beschreibt d​er De-Haas-van-Alphen-Effekt gewisse Änderungen d​er magnetischen Eigenschaften e​ines Metalls b​ei einem angelegten statischen Magnetfeld. Er i​st sehr nützlich b​ei Detailuntersuchungen d​er elektronischen Bandstruktur.

Nach d​er theoretischen Vorhersage d​urch Landau i​m Juni 1930[1] w​urde der Effekt erstmals i​m Dezember 1930 v​on Wander Johannes d​e Haas u​nd Pieter Marinus v​an Alphen b​ei Bismut beobachtet[2]; s​eine Bedeutung für Bandstrukturuntersuchungen w​urde aber e​rst 1952 v​on Lars Onsager erkannt[3]. Bei tiefen Temperaturen u​nd sehr reinen Proben w​ird eine Schwankung d​er magnetischen Suszeptibilität a​ls Funktion d​es angelegten Magnetfelds beobachtet: Als Funktion d​er inversen Feldstärke z​eigt die magnetische Suszeptibilität e​ine Überlagerung periodischer Oszillationen.

Erklärung

Das angelegte Magnetfeld übt eine Lorentzkraft auf die Leitungselektronen aus, was zu einer Änderung der elektronischen Zustandsdichte führt: In einer semiklassischen Beschreibung lässt sie sich dadurch erklären, dass wegen der Lorentzkraft die kinetische Energie der Bewegungskomponente senkrecht zur Feldrichtung quantisiert wird. Dadurch kommt es zur Aufspaltung in sogenannte Landau-Niveaus. Entscheidend für die meisten elektronischen Eigenschaften eines Metalls ist die Zustandsdichte in der Umgebung der Fermi-Energie. Es lässt sich zeigen, dass die Zustandsdichte bei der Fermi-Energie singulär wird (und daher den dominierenden Beitrag liefert), wenn ein extremaler Elektronenorbit (senkrecht zur Feldrichtung[4]) auf der Fermi-Fläche die Quantisierungsbedingung erfüllt, welche durch das Magnetfeld erzwungen wird. Unter einem „extremalen Orbit“ ist hierbei eine geschlossene Elektronenbahn mit minimaler oder maximaler eingeschlossener Fläche zu verstehen. Die Quantisierungsbedingung für eine extremale Elektronenbahn wird für verschiedene Feldstärken erfüllt; dabei ist die Differenz der Inversen zweier benachbarter Feldstärken, bei denen die Quantisierungsbedingung erfüllt ist, eine Konstante. Sie hängt im Wesentlichen von der Fläche ab, die von dem extremalen Elektronenorbit eingeschlossen ist:

Somit sollten a​lle physikalischen Größen (insbesondere d​ie magnetische Suszeptibilität), d​ie von d​er Zustandsdichte b​ei der Fermi-Energie abhängen, magnetfeldabhängige Oszillationen aufweisen, d​ie als Funktion v​on 1/H periodisch sind. Darunter fallen Oszillationen d​er elektrischen Leitfähigkeit (Quanten-Hall-Effekt u​nd Schubnikow-de-Haas-Effekt), d​er Magnetostriktion (Änderung d​er Probenabmessung) u​nd anderen Größen. Die Zahl d​er überlagerten Oszillationen entspricht d​er Zahl v​on extremalen, senkrecht z​ur Feldrichtung orientierten Orbits a​uf der Fermi-Fläche.

Betrachtet man eine in 1/B oszillierende Größe (beispielsweise das magnetische Moment einer Probe am absoluten Nullpunkt) für Magnetfelder gleicher Richtung, aber unterschiedlicher Stärke, so kann man die Periode der Oszillation bestimmen. Wegen kann auf die Fläche geschlossen werden, die von dem auf der Fermi-Fläche lebenden extremalen Orbit umschlossen wird. Die extremale Bahn (und damit auch die Fläche S) steht senkrecht zum Magnetfeld . Durch Abtasten verschiedener Richtungen kann somit die Fermi-Fläche rekonstruiert werden.

Experimente

Eine Möglichkeit z​ur Beobachtung d​es De-Haas-van-Alphen-Effekts i​st die präzise Messung v​on Änderungen d​es magnetischen Moments d​er Probe m​it einer Torsionswaage.

Bei einer anderen Methode, die insbesondere für Untersuchungen bei starken Magnetfeldern geeignet ist, befindet sich die Probe in einer Spule, und es wird die bei einer schnellen Magnetfeldänderung induzierte Spannung gemessen. Mithilfe der gemessenen Induktionsspannung , sowie dem zeitlich aufgelösten Induktionsstrom kann man die Induktivität der Spule bestimmen.

Über den funktionalen Zusammenhang der Induktivität kann man nun nach auflösen, womit man die magnetische Suszeptibilität erhält.

Literatur

  • Ch. Kittel: Einführung in die Festkörperphysik. Oldenbourg Verlag GmbH, München 1993.
  • N. W. Ashcroft, N. D. Mermin: Solid State Physics. Saunder College Publishing, Fort Worth (u. a.).
  • W. J. de Haas, P. M. van Alphen: The dependence of the susceptibility of diamagnetic metals upon the field. In: Proceedings of the Academy of Science of Amsterdam. Band 33, 1930, S. 1106–1118.

Einzelnachweise

  1. L. D. Landau: Diamagnetismus der Metalle. In: Zeitschrift für Physik. Band 64, Nr. 9, September 1930, S. 629637.
  2. W. J. De Haas, P. M. van Alphen: The dependence of the susceptibility of diamagnetic metals upon the field. In: Proceedings of the Academy of Science of Amsterdam. Band 33, 1930, S. 11061118 (knaw.nl [PDF]).
  3. L. Onsager: Interpretation of the de Haas-van Alphen effect. In: Philosophical Magazine. Band 7, Nr. 43, 1952 (informaworld.com).
  4. Dass sich die Kristallelektronen im k-Raum senkrecht zum B-Feld bewegen, lässt sich an ihrer Bewegungsgleichung sehen: , wobei für das Kristallelektron die Dispersionsrelation gilt, wobei der effektive Massentensor ist. Somit gilt für die Geschwindigkeit . Insgesamt gilt also: : das Kristallelektron bewegt sich im k-Raum senkrecht zum Gradienten der Fermi-Fläche und dem B-Feld.
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