David de Pury

David d​e Pury (* 19. Januar 1709 i​n Neuenburg; † 31. Mai 1786 i​n Lissabon) w​ar ein Bankier, Diamanten- u​nd Sklavenhändler a​m portugiesischen Hof.

David de Pury, gemalt von Thomas Hickey, Hôtel de ville Neuchâtel
Statue de Purys in Neuchâtel

Leben

David d​e Pury w​ar der Sohn v​on Jean Pierre Pury, d​er vier Jahre a​ls Korporal i​n der Niederländischen Ostindien-Kompanie diente u​nd Gründer v​on Purrysburg i​n Süd-Carolina war.

David d​e Pury w​uchs im städtischen Waisenhaus i​n Neuenburg auf. Trotz d​es frühen Todes seiner Eltern verfügte e​r über e​in weitgespanntes u​nd einflussreiches familiäres Netz d​er de Pury. 1726 g​ing David d​e Pury n​ach Marseille, w​o er i​n einem Handelshaus z​um Kaufmann ausgebildet wurde. 1730 (also n​ach der sogenannten South Sea Bubble (Südseeblase)) t​rat er i​n London i​n die South Sea Company ein, d​ie weltweiten Handel trieb.[1] Unter anderem verschiffte d​as Unternehmen Sklavinnen u​nd Sklaven v​on afrikanischen Ankaufsplätzen n​ach Südamerika u​nd nach zentralamerikanischen Inseln.

1736 ließ s​ich de Pury i​n Lissabon nieder. Er gründete e​ine Bank u​nd engagierte s​ich im Diamantenhandel m​it Brasilien. Er gewann d​as Vertrauen d​es Marques d​e Pombal u​nd konnte Schürfrechte d​er hochprofitablen staatlichen Mine i​n Diamantina i​n Brasilien kaufen. Zudem besaß d​ie Gesellschaft Purry, Mellish u​nd Desvismes zwischen 1757 u​nd 1784 d​as Monopol über d​ie Verwertung v​on Tropenhölzern w​ie Mahagoni. 1755 erscheint ferner Pury & Cia. m​it einem größeren Aktienpaket a​ls Aktionärin d​er Companhia d​o Grão-Pará e Maranhão, e​iner Gesellschaft, d​ie nicht n​ur den Export a​us Brasilien betrieb, sondern a​uch die Einfuhr u​nd damit d​en Sklavenimport a​us Afrika für zwanzig Jahre monopolisierte. Beim Erdbeben v​on Lissabon 1755 verlor e​r drei Viertel seines Besitzes, d​en er a​ber rasch wiedergewann. Er erwarb m​it seinen Wirtschaftsaktivitäten, insbesondere m​it dem Sklavenhandel, e​inen enormen Reichtum.[2]

1762 w​urde er Hoffaktor d​es Königs v​on Portugal. Friedrich d​er Große ernannte i​hn 1785 z​um Baron (der preußische König w​ar bis 1848 a​uch Fürst v​on Neuenburg).

De Pury b​lieb unverheiratet u​nd hatte k​eine Nachkommen.[3] Sein Grab l​iegt auf d​em englischen Friedhof Lissabon. Er vermachte i​n seinem Testament seiner Heimatstadt Neuchâtel e​in riesiges Vermögen v​on zwei Millionen Livres Tournois. Das Geld f​loss in d​ie Stadtgestaltung.

Spuren in Neuchâtel

Mit d​em von David d​e Pury hinterlassenen Vermögen konnte d​ie Stadt Neuchâtel mehrere bedeutende Bauwerke errichten:

  • 1781 oder 1783 das alte Hospital, das eher ein Hospiz war
  • 1788 die erste öffentliche Bibliothek der Schweiz
  • 1790 das Rathaus
  • 1836–1843 die Ablenkung des Flusses Seyon
  • 1835 das Lateinkolleg
  • 1853 die Mädchenschule, heute Museum für Naturgeschichte
  • die Straße von Plan

Aus Dankbarkeit wurde ihm 1855 eine Statue gesetzt, die seit 1848 durch den Bildhauer David d'Angers gefertigt wurde. Der städtische Hauptplatz trägt seinen Namen. Die Statue wurde in der Nacht auf Montag, den 12. Juli 2020, im Rahmen der Proteste infolge des Todes von George Floyd mit roter Farbe beschmiert[4].

Literatur

  • Antonio Carreira, A companhia de Pernambuco e Paraiba - alguns subsídios para o estudo da sua acção. In: Revista de historia economica e social 11.1983, S. 55–88.
  • Louis-Edouard Roulet: David de Pury, Hauterive, 1986.
  • Biographies Neuchâteloises, Bd. 1, Hrsg. v. Gilles Attinger, Hauterive suisse, 1996, S. 233f.
  • Thomas David/ Bouda Etemad/ Janick Marina Schaufelbühl: Schwarze Geschäfte. Die Beteiligung von Schweizern an Sklaverei und Sklavenhandel im 18. und 19. Jahrhundert, Zürich 2005.
  • Hans Fässler: Reise in Schwarz-Weiß: Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei, Zürich 2006. ISBN 978-3858693037
  • Jean-Pierre Jelmini: Neuchâtel 1011-2011. Mille ans, mille questions, mille et une réponses, Neuchâtel 2010.

Einzelbelege

  1. Helen J. Paul: The South Sea Bubble : an economic history of its origins and consequences (= Routledge explorations in economic history. Nr. 49). Routledge, London ; New York 2011, ISBN 978-0-203-84206-5.
  2. cooperaxion.org
  3. Friedrich Carl Gottlob Hirsching: Historisch-literarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen welche in dem XVIIIen Jahrhund. gestorben sind, ... 1806 (google.de [abgerufen am 31. März 2020]).
  4. Statue von David de Pury mit roter Farbe bedeckt, in Tagesanzeiger vom 13. Juli 2020; abgerufen am 14. Juli 2020
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