Daniel-von-Büren-Straße
Die Daniel-von-Büren-Straße ist eine historische Straße in Bremen Stadtteil Bremen-Mitte, Ortsteil Altstadt. Sie führt in Nord-Süd-Richtung vom Breitenweg zum Doventor / Am Wall.
Daniel-von-Büren-Straße | |
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Basisdaten | |
Stadt | Bremen |
Stadtteil | Bahnhofsvorstadt |
Querstraßen | Falkenstr., Bilsenstr., Doventorsteinweg, Am Wandrahm, Hans-Böckler-Str., Doventorscontrescarpe und Doventor |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Autos Straßenbahn, Fahrräder und Fußgänger |
Straßengestaltung | vierspurige Straße |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 420 Meter |
Der nördliche Teil, vermutlich ab Doventorsteinweg, hieß bis 1945 Kaufmannsmühlenkamp.
Die Querstraßen wurden benannt als Falkenstraße (1856) nach den Falken, Bilsenstraße (neu 1929) nach dem Kapellmeister Benjamin Bilsen (1816–1902), der in einer früheren dortigen Tonhalle dirigierte, Doventorsteinweg, die zum Doventor führte, Am Wandrahm (1914), da hier die Färber ihre Tücher auf Rahmen spannten, Doventorscontrescarpe als Contrescarpe, einer gegenüber der Bremer Stadtmauer liegenden Grabenbegrenzung und Doventor (dove = taub, da es damals keinen direkten Anschluss an die Hauptwege hatte) als Teil der Bremer Stadtbefestigung und der Hans-Böckler-Straße nach dem Politiker (SPD) und Gewerkschafter Hans Böckler; ansonsten siehe beim Link zu den Straßen.
Geschichte
Name
Die Straße erhielt 1863 den Namen Bürenstraße, dann Daniel-von-Büren-Straße nach den beiden Bremer Bürgermeistern
- Daniel von Büren der Ältere (15. Jh.–1541), der 1522 den Reformator Heinrich von Zütphen an der St.-Ansgarii-Kirche predigen ließ und damit die Reformation in Bremen einleitete und
- Daniel von Büren der Jüngere (1512–1593), der den Streit zwischen Reformierten und Lutheranern schlichtete.
Entwicklung
Die älteren Karten von Hogenberg von 1588/89 und Dilich von 1603 weisen außerhalb des Doventors vor der Bremer Stadtmauer Felder aus. Nach dem Ausbau des Befestigungssystems am Anfang des 16. Jahrhunderts war hier eine Bastion und eine Straße mit wenigen Häusern führte nach Norden. Erst nachdem die Bremer Wallanlagen ab 1802 bis 1811 angelegt worden waren, nahm eine Verdichtung der Bebauung zu, vor allem an der Contrescarpe. 1848, nachdem die Torsperre aufgehoben wurde, erhielten die Bürger außerhalb der Altstadt die Bremer Bürgerrechte. Die Bebauung nahm rasant zu. Die Eisenbahnstrecke Bremen–Bremerhaven begrenzte ab 1862 die Stadtentwicklung nach Norden. Ab um 1938/39 hieß das Haus Kaufmannsmühlenkamp 5, heute Daniel-von-Büren-Straße 54, das Judenhaus.
Im Zweiten Weltkrieg wurden 1943/44 alle Gebäude an dieser Straße zerstört. In den 1960/70er Jahren fand eine Bebauung mit zumeist Wohnhäusern statt.
Verkehr
Die Straßenbahn Bremen durchfährt die Straße mit den Linien 2 (Gröpelingen – Am Brill – Domsheide – Sebaldsbrück) und 10 (Gröpelingen – Walle - Hauptbahnhof – Sebaldsbrück).
Im Nahverkehr in Bremen fahren hier die Buslinien 25 (Weidedamm - Osterholz) und 26 (Walle – Huckelriede), 25 (Weidedamm – Osterholz).
Gebäude und Anlagen
An der Straße befinden sich überwiegend viergeschossige Gebäude.
- Ecke zum Doventorscontrescarpe: Sechsgeschossiges, ehemaliges Berufsbildungszentrum Bremen von 1954 nach Plänen von Hans Krajewski vom Hochbauamt Bremen; heute (2018) Amt für Versorgung und Integration Bremen[1]
Erwähnenswerte Gebäude und Anlagen
- Bremer Wallanlagen
- Nr. 2 – 2C: 4-gesch. Berufsinformationszentrum Bremen sowie die Wache Stephanitor der Polizei Bremen
- Nr. 1 – 27: 4-gesch. Wohn- und teilweise auch Geschäftshäuser der 1960/70er Jahre, dazwischen 1-gesch. Gewerbebau
- Nr. 6 – 52: 4-gesch. Wohnhäuser der 1960/70er Jahre
- Nr. 54: 6-gesch. Wohn- und Geschäftshaus; vor 1944 noch Kaufmannsmühlenkamp 5, von um 1912 bis um 1943 Wohn- und Geschäftshaus (Textilwarengeschäft) des Ehepaares Hersch und Margin Oliver, die weitere vier jüdische Familien hier aufnahmen, es wurde um ab 1938 als Judenhaus bezeichnet.
- Falkenstraße 45 Ecke Daniel-von-Büren-Straße : 15-gesch. Bundeswehrhochhaus von 1968 nach Plänen von Oberbaurat Willi Bornemann (OFD), heute Büros
Kunstobjekte, Gedenktafeln
- Segel-Skulptur aus Edelstahl von 1982 vom Künstler Hans Dieter Bohnet vor dem ehemaligen Bundeswehrhochhaus
- Nielsenbrunnen von 1872 bis 1931 an der Ecke Contrescarpe/Daniel-von-Büren-Straße
- Stolpersteine für die Opfer des Nationalsozialismus gemäß der Liste der Stolpersteine in Bremen:
- Nr. 54: für August Deichmann (1880–1944 im KZ Flossenbürg), Fredy Deichmann (1910–1944), Minna Deichmann (1880–1944), alle ermordet.
- Nr. 54: Charlotte Flamm (1921–1942), Hanni Flamm (1912–1942), Netti Flamm (1919–1942), Rifka-Laja Flamm (1884–1942), alle im Ghetto Minsk ermordet.
- Nr. 54: Herbert Gärtner (1911–1942), Jenny Gärtner (1882–1942), Max Gärtner (1877–1942), Otto Gärtner (1914–1942), Thea Gärtner (1909–1942), alle im Ghetto Minsk ermordet.
- Nr. 54: Inge Grün (1933–1942), Julius Grün (1908–1942), Netti Grün (1905–1942), alle im Ghetto Minsk ermordet.
- Nr. 54: Hersch Oliver (1882–1944), Margin Oliver (1879–1944), beide in Auschwitz-Birkenau ermordet; ihre beiden Kinder emigrierten 1937/39.
Siehe auch
Literatur
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. In zwei Bänden. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X (Erstausgabe: 2002, Ergänzungsband A–Z. 2008, ISBN 978-3-86108-986-5)
- Monika Porsch: Bremer Straßenlexikon, Gesamtausgabe. Schünemann, Bremen 2003, ISBN 3-7961-1850-X.