DR-Baureihe 52.80
Die Rekoloks der Baureihe 52.80 entstanden ab 1960 bei der Deutschen Reichsbahn aus der grundlegend überarbeiteten Kriegslokomotive der Baureihe 52. Diese als Rekonstruktion bezeichnete Modernisierung der Lokomotive erstreckte sich, mit wenigen Ausnahmen, auf fast alle Bauteile und Baugruppen der Maschine.
DR-Baureihe 52.80 | |
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Rekolok 52 8075 in ihrer Eisenacher Heimatdienststelle | |
Nummerierung: | 52 8001–8200 |
Anzahl: | 200 |
Hersteller: | Raw Stendal |
Baujahr(e): | 1960–1967 |
Ausmusterung: | Planeinsatz: Mitte der 70er Jahre bis 1990
Heizloks: 1994 |
Achsformel: | 1‘E |
Bauart: | 1‘E h2 |
Gattung: | G 56.15 |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Puffer: | 22.975 mm |
Gesamtradstand: | 9200 mm |
Radstand mit Tender: | 19.000 mm |
Kleinster bef. Halbmesser: | 100 m |
Leermasse: | 80,0 t |
Dienstmasse: | 89,7 t |
Dienstmasse mit Tender: | 148,4 t (mit Tender 2’2’ T 30 und vollen Vorräten) |
Reibungsmasse: | 79,6 t |
Radsatzfahrmasse: | 15,9 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 80/50 km/h |
Indizierte Leistung: | 1177 kW / 1600 PSi |
Anfahrzugkraft: | ≈ 214 kN |
Treibraddurchmesser: | 1400 mm |
Laufraddurchmesser vorn: | 850 mm |
Steuerungsart: | Heusinger |
Zylinderdurchmesser: | 600 mm |
Kolbenhub: | 660 mm |
Kessel: | 50E |
Kesselüberdruck: | 16 bar |
Anzahl der Heizrohre: | 124 |
Anzahl der Rauchrohre: | 38 |
Heizrohrlänge: | 4700 mm |
Rostfläche: | 3,71 m³ |
Strahlungsheizfläche: | 17,9 m² |
Rohrheizfläche: | 154,5 m² |
Überhitzerfläche: | 65,4 m² |
Verdampfungsheizfläche: | 172,3 m² |
Tender: | 2‘2‘T30 |
Dienstmasse des Tenders: | 45,2 t |
Wasservorrat: | 30 m³ |
Brennstoffvorrat: | 10 t Kohle |
Bremse: | einlösige Druckluftbremse mit Zusatzbremse (K-GP m.Z.) |
Zugheizung: | Dampf |
Geschichte
Die Rekonstruktion ist nicht zu verwechseln mit der ab 1959 ebenfalls im Reichsbahnausbesserungswerk (Raw) Stendal durchgeführten Generalreparatur einer Anzahl von Lokomotiven, bei der lediglich die kriegsbedingten „Entfeinerungen“ zurückgebaut und in größerem Umfang verschlissene Bauteile oder ebenfalls kriegsbedingt zu schwach dimensionierte Baugruppen ersetzt werden mussten. So wurden bei der Generalreparatur hauptsächlich Stehkessel und Lenkgestelle ersetzt. Daneben erhielten die generalreparierten Lokomotiven Mischvorwärmeranlagen. Die Lokomotiven behielten dabei ihre ursprüngliche Ordnungsnummer. Die Rekolokomotiven ordnete man jedoch, unabhängig von ihrer Ursprungsnummer, in die Unterbaureihe 52.80 ein.
Nachdem dargelegt worden war, dass die Rekonstruktion wirtschaftlicher sei als das Generalreparaturprogramm, wurde dieses zurückgefahren und man begann im Frühsommer des Jahres 1960 im Raw Stendal mit der Rekonstruktion der Baureihe 52. Zum einen waren bei einigen Maschinen auch die Langkessel stark beschädigt, zum anderen ergaben sich damit Vorteile in der Unterhaltung. 200 Lokomotiven erhielten bis 1967 den ursprünglich für die Baureihe 50.35 konstruierten Verbrennungskammerkessel Typ 50E. Die Anpassungsarbeiten erfolgten ausschließlich am Rahmen. Dadurch blieben die Rekokessel freizügig tauschbar. Rekonstruiert wurden nur Maschinen mit Blechrahmen. Weitere markante Merkmale der Rekolok waren neue Zylinder in Schweißausführung, eine Mischvorwärmeranlage der Bauart IfS/DR und, bedingt durch den neuen Kessel, neue Führerhausvorderwände mit ovalen Fenstern. Der vorgesehene komplette Ersatz der Führerhäuser und die Kupplung mit neuen Tendern kam nicht zustande, da keine Kapazitäten dafür vorhanden waren. Die verschlissenen Wannentender 2‘2‘T30 wurden meist mit neu gebauten Wannen versehen.
Weitere Rekonstruktionsmaßnahmen betrafen den Einbau von Achslagerstellkeilen und die Erneuerung des Krauss-Helmholtz-Lenkgestells. Entgegen oft geäußerten, anderslautenden Meinungen wurden die Schieber im Rahmen der Rekonstruktion nicht ersetzt oder umgebaut. Die 52.80 behielt ihre Regelkolbenschieber mit Druckausgleichern der Bauart Winterthur und damit auch ihre schlechten Leerlaufeigenschaften. Erst in den 1980er Jahren wurden bei einigen Lokomotiven im Raw Meiningen Druckausgleichkolbenschieber der Bauart Trofimoff/Meiningen und Zylindersicherheitsventile eingebaut. Durch diesen Umbau verbesserte sich der Leerlauf der Maschinen enorm, was sich wiederum in der Einsparung von Schmier- und Brennstoffen bemerkbar machte.
Insgesamt 290 Lokomotiven der Baureihen 52 wurden mit dem von Adolph Giesl-Gieslingen entwickelten Giesl-Ejektor, einer Saugzuganlage, sowie Siederohrdrosslung ausgestattet (Lieferzeitraum 1966/1967).[1] Weil die Reichsbahn die Restnutzungsdauer ihrer Dampflokomotiven aufgrund der angelaufenen Verdieselung unterschätzte, wählte sie eine vereinfachte Ausführung mit kürzerer Lebensdauer. Diese wurden vor Z-Stellung der Lokomotiven wegen Abnutzung durch das Ende ihrer wirtschaftlichen Nutzungsdauer in der Regel wieder ausgebaut und durch Stevenson-Blasrohranlagen ersetzt, weil die DR einen Ersatz der abgenutzten Ejektoren wegen des absehbaren Endes der Dampftraktion nicht mehr für wirtschaftlich hielt.[2] Der bereits 1960 gelieferte, ursprünglich für Baureihe 44 vorgesehene Ejektor, der 1963 in eine Schnellzuglok 01.5 eingebaut wurde[1] (dort aber nicht die erhoffte Wirtschaftlichkeitssteigerung brachte), befindet sich 2020 immer noch in der Schnellfahrlok 02 0201 (ehemals 18 201) im Einsatz.
Verbleib
Mehr als die Hälfte der ehemals 200 rekonstruierten Lokomotiven ist (siehe Baureihe 52.80 in der Liste in Deutschland vorhandener Dampflokomotiven) noch bei verschiedenen Eigentümern in verschiedenen Zuständen vorhanden. Im August 2007 waren zehn betriebsfähige Exemplare bekannt.
Die 52 8055 wurde 1998 von der Schweizer Dampflokomotiv- und Maschinenfabrik DLM AG als Basis für moderne Dampftechnik neu aufgebaut[3] und ist seitdem in Betrieb.
- 52 8079 auf der Drehscheibe im Eisenbahnmuseum Bw Dresden-Altstadt
- die modernste 52.80, die 52 8055 nach Komplettumbau
- 52 8086 im Bahnhof Dahlhausen (Wupper)
- 52 8134 mit einem Sonderzug der Eisenbahnfreunde Betzdorf in Hilchenbach-Lützel
- 52 8131-6 der WFL auf einer Eisenbahnausstellung im Bahnhof Nossen
- 52 8168 des Bayerischen Eisenbahnmuseums am Bahnhof Göppingen
Literatur
- Michael Reimer, Dirk Endisch: Baureihe 52.80 – Die rekonstruierte Kriegslokomotive, GeraMond, ISBN 3765471011
- Stars der Schiene, Buch zur Baureihe 52/42
Weblinks
Einzelnachweise
- Josef Otto Slezak: Der Giesl-Ejektor / The Giesl Ejector. In: Internationales Archiv für Lokomotivgeschichte. Band 7. Verlag Slezak, Wien 1967, S. 17 f.,28.
- Adolph Giesl-Gieslingen: Anatomie der Dampflokomotive. Slezak Verlag, Wien.
- Roger M. Waller: Die Modernisierung der Dampflokomotive 52 8055. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 7/2004, ISSN 1421-2811, S. 301–305.