D-Day Dodgers
D-Day Dodgers ist ein Begriff für die alliierten Soldaten, die während des Zweiten Weltkrieges in Italien kämpften und somit nicht am D-Day der Operation Overlord teilnahmen. Er inspirierte den britischen Soldaten Harry Pynn zu einem populären Kriegslied (Roud Folk Song Index Nr. 10499).
Hintergrund
Während des Krieges verbreitete sich ein Gerücht, dass der Begriff von Nancy Astor, einem Mitglied des britischen Parlaments, verbreitet wurde, die ihn aus einem Brief eines desillusionierten Soldaten aus Italien hätte. Der Soldat unterschrieb den Brief mit „D-Day Dodger“. Allerdings gibt es keine Aufzeichnungen, die belegen, dass Astor innerhalb oder außerhalb des Parlaments davon gesprochen hätte, und sie selbst bestritt, es jemals gesagt zu haben.[1]
Der Bezug auf einen „D-Day Dodger“ war beißend sarkastisch angesichts der großen Anzahl von alliierten Soldaten, die bei den Kämpfen an der italienischen Front getötet oder verwundet wurden. Die Soldaten in Italien hatten das Gefühl, dass ihre Opfer nach der Invasion der Normandie ignoriert wurden und ein „D-Day Dodger“ jemand sei, der angeblich den Kampf zu vermeiden suchte, indem er in Italien diente. Denn ein „Dodger“ ist ein Drückeberger, während die Wirklichkeit eine ganz andere war.
Geschichte der Ballade D-Day Dodgers
Es gibt mehrere Textversionen des Liedes, das auf die Melodie des bekannten deutschen Kriegsliedes Lili Marleen gesungen wurde. Lili Marleen war ein Lieblingslied der britischen 8. Armee, seit sie in der Wüste gegen Rommel gekämpft hatte. Viele Veteranen der 8. Armee nahmen anschließend an der Landung in Italien teil. D-Day Dodgers setzte sich erst in den letzten Monaten des Krieges und bei Nachkriegsvereinigungen mit Begeisterung durch.
Das Lied wurde im November 1944 von Lance-Sergeant Harry Pynn von der Panzerbergungs-Abteilung der 19. Heeres-Feuerwehr geschrieben, der bei der britischen 78. Infanteriedivision Dienst tat, als diese gerade südlich von Bologna in Italien kämpfte. Es gab viele Variationen der Verse und sogar des Refrains, aber allgemein ergeht sich das Lied sehr sarkastisch darüber, wie einfach doch das Leben der Soldaten in Italien gewesen sei. In den Originaltexten gab es keine Erwähnung von Lady Astor.
Tatsächlich hatten viele alliierte Soldaten in Italien Grund zur Bitterkeit, da der Großteil der materiellen Unterstützung der alliierten Armeen nach der Invasion in die Normandie nach Nordwesteuropa ging. Sie bemerkten auch höhnisch, dass sie an mehreren eigenen „D-Days“ teilgenommen hätten, bevor die Landungen in Normandie im Volksmund als „D-Day“ bekannt wurden. Der Ausdruck wurde verwendet, um den Stichtag einer größeren militärischen Operation zu bezeichnen. Populär wurde dieser Begriff in der Presse vor allem als ein Synonym für die Landung in der Normandie. Die alliierten Soldaten, die an der italienischen Front kämpften, stellten fest, dass sie bereits elf Monate vor dem „Normandy D-Day“ kämpften, einige von ihnen hatten bereits vorher im Nordafrikafeldzug gedient.
Die zahlreichen Friedhöfe der Commonwealth War Graves Commission in ganz Italien legen Zeugnis von der Härte der Kämpfe ab, die während der Operation Avalanche oder bei der darauffolgenden Schlacht um Monte Cassino stattfanden.
Obwohl Hamish Henderson das Lied nicht selber verfasste, sammelte er verschiedene Versionen davon und es wird ihm auf dem Cover des Albums Contemporary Campbells der Ian Campbell Folk Group zugeschrieben. Viele verschiedene Variationen wurden aufgezeichnet.
Liedtext und Varianten
Originaltext: | Freie Übersetzung: |
We’re the D-Day Dodgers out in Italy – |
Wir sind die D-Day Dodgers in Italien – |
Aufnahmen des Liedes
- Ian Campbell Folk Group auf Contemporary Campbells (1965)
- The Clancy Brothers and Tommy Makem auf Home Boys Home (1968)[6]
- Ian Robb auf From Different Angels (1994)
- Pete Seeger on Kisses Sweeter Than Wine (1996)
- The Yetties auf der Argo-LP Up in Arms (1974; Track als Lili Marlele gelistet)
- The Houghton Weavers auf Songs of Conflict (2012)
- The Spinners auf By Arrangement (1973)
- The Leesiders auf The Leesiders (1968)
Literatur
- Daniel G. Dancocks: D-Day Dodgers: The Canadians In Italy 1943–45. (beschreibt die kanadische Beteiligung am Italienfeldzug des Zweiten Weltkriegs).
- Garth Ennis, John Higgins: War Story D-Day Dodgers. Vertigo/DC Comics, 2001 (Graphic Novel, die eine Version des Liedes enthält).
Einzelnachweise
- Roy Palmer: ‘What a Loverly War!’ British Soldiers’ Songs from the Boer War to the Present Day. Michael Joseph, London 1990, S. 227.
- Eine kanadische Version des Liedes hat hier den Text:
„We landed at Pachino, a holiday with pay
Jerry brought a band out, to cheer us on our way
Showed us the sights, and gave us tea
We all sang songs, the beer was free.“
Vgl. Daniel Dancocks: D-Day Dodgers: The Canadians in Italy 1943–45 - Eine kanadische Version hat hier den Text: „The Moro and Ortona were taken in our stride.“
- Die Strophe lautet auf dem Album Sod’s Opera: „Anzio and Sangro were a farce, we did fuck all, sat on our arse.“
- Vom Album Sod’s Opera.
- Nick Guida: Home Boys Home: at the Clancy Brothers and Tommy Makem. Clancybrothersandtommymakem.com. Abgerufen am 12. Februar 2012.