Cryptome
Cryptome oder Cryptome.org ist eine Website des 1930 geborenen US-amerikanischen Aktivisten John Young, der sich darauf vor allem für eine uneingeschränkte Meinungs- und Informationsfreiheit einsetzt. Um dieses Ziel zu erreichen, werden auf dem in den USA stehenden Webserver vor allem Dokumente und Fotos veröffentlicht, die einer Geheimhaltung verschiedener Regierungen der Welt unterliegen. Die Dokumente werden nur gelöscht, wenn dies von einem zuständigen Gericht der USA angeordnet wird. Daneben werden allerdings auch zahlreiche Dokumente aus Themenbereichen wie Meinungsfreiheit, Kryptologie und Überwachung veröffentlicht. Da Cryptome in der Vergangenheit immer wieder nicht zu erreichen war, wird die Seite auf zahlreichen anderen Webservern gespiegelt.
Cryptome | |
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Sprachen | englisch |
Betreiber | John Young, Deborah Natsios |
Redaktion | John Young, Deborah Natsios |
Online | Juni 1996 |
http://cryptome.org/ |
Cryptome war die erste Webseite des Typus der Enthüllungsplattform. Sie startete 1994, als Young Mitglied der Cypherpunk-Bewegung wurde, die aus Onlineberühmtheiten bestand wie John Gilmore, einem der ersten Angestellten bei Sun Microsystems, Timothy C. May, einem ehemaligen führenden Forscher bei Intel, Philip Zimmermann, dem Erfinder der Verschlüsselungssoftware Pretty Good Privacy für E-Mails, und Julian Assange. Sie setzten sich dafür ein, dass zum ersten Mal in der Geschichte des elektronischen Zeitalters Privatleute Zugang zu Verschlüsselungssoftware hatten, die eine Kommunikation ermöglichen sollte, ohne dass Behörden mitlesen konnten. Anfangs arbeitete Cryptome mit Julian Assange zusammen.
John Young übernahm 2006 für das damals neue Projekt WikiLeaks die Registrierung der Domains wikileaks.org, wikileaks.cn und wikileaks.info. Nach einem Streit mit Julian Assange über die Höhe der für WikiLeaks zu sammelnden Spendengelder stieg er dort aus und distanzierte sich seit diesem Zeitpunkt scharf von WikiLeaks.[1][2]
Laut gulli.com wurde Cryptome im Jahr 2007 von seinem Provider gekündigt, was zu noch mehr Aufmerksamkeit führte.[3]
Beispiele
- Spektakuläre Veröffentlichungen waren u. a. die sogenannten MI6 Files, die eine Namensliste von Agenten des britischen Geheimdienstes MI6 enthielt, The Eyeball series, eine Serie von Veröffentlichungen über geheime Regierungsanlagen sowie Bilder von getöteten US-Soldaten im Zuge des Dritten Golfkriegs.
- Im Februar 2010 veröffentlichte Cryptome das 22-seitige Arbeitspapier „Microsoft Online Services – Global Criminal Compliance Handbook“ von Microsoft, welches darlegt, wie Microsoft mit Strafverfolgungsbehörden kooperiert. Daraufhin ließ Microsoft die Website sperren.[4]
- Am 31. März 2011 zeigte Cryptome die bis dahin geheimgehaltenen hochauflösenden Aufnahmen[5] einer US-Drohne des havarierten Kernkraftwerks Fukushima Daiichi – sie zeigen erstmals das ganze Ausmaß der Zerstörung.[6]
Weblinks
- Cryptome (Mirror)
- cryptomeorg.siteprotect.net (Memento vom 2. Mai 2021 im Internet Archive) Ausweich-Domain aufgrund einer durch Microsoft veranlassten Sperrung,[7]
- Erfinder der digitalen Enthüllungsplattform: John Young, Cryptome.org und die Welt der Geheimnisse, ein Porträt von John Young bei der Berliner Gazette ursprünglich in der amerikanischen Wired erschienen
- Suchfunktion bei wikileaks.org
Einzelnachweise
- Marcel Rosenbach, Holger Stark: Staatsfeind WikiLeaks. Wie eine Gruppe von Netzaktivisten die mächtigsten Nationen der Welt herausfordert. Deutsche Verlags-Anstalt u. a., München u. a. 2011, ISBN 978-3-421-04518-8, S. 55, 60 f.
- Gulli Nachrichten am 30. Dezember 2010, englischer Originaltext dort verlinkt (Memento vom 25. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
- gulli.com: Cryptome.org - Provider kündigt vermutlich auf Druck von US-Küstenwache und Waffenproduzent (Memento vom 25. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
- 20 Minuten online: (online)
- hochauflösende Aufnahmen des havarierten Kernkraftwerks Fukushima I
- www.handelsblatt.com: Enthüllte Bilder zeigen Ausmaß der Reaktorzerstörung
- Cryptome wegen MS-Spionagehandbuch vom Netz (Update) - gulli.com (Memento vom 25. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)