Country Blues
Country Blues ist der Oberbegriff für eine Stilrichtung des Blues, die ihren Ursprung in ländlichen Regionen der amerikanischen Südstaaten hat und vorwiegend mit akustischer Gitarrenbegleitung gespielt wird.
Die regionalen Ausprägungen wie beispielsweise Delta Blues, Atlanta Blues, Piedmont Blues oder Texas Blues unterscheiden sich deutlich und weisen viele lokale Besonderheiten auf. Zusätzlich gab es bereits früh Musiker wie Skip James oder Mississippi John Hurt, die sehr persönliche und für ihre Heimatregion eher untypische Stile entwickelten.
Entstehung
Der Country Blues entstand unmittelbar um die Jahrhundertwende aus Elementen tradierter afrikanischer Musiken, Minstrel, europäischem Liedgut und Kirchenmusik. Ob er an mehreren Orten (vor allem Texas und Mississippi) unabhängig voneinander entstand oder ob er sich von einem Ort aus verbreitete, ist nicht geklärt. Die frühesten Berichte über ihn lieferten Ma Rainey und W.C. Handy, die sich dadurch zu eigenen Stücken anregen ließen. Der früheste namentlich bekannte Bluesmusiker Henry Sloan war auch der musikalische Ziehvater einer der einflussreichsten und bedeutendsten Musiker des Country Blues, Charley Patton. Patton begann ungefähr 1906 von der Musik zu leben und prägte um 1912 in der Kleinstadt Drew nachhaltig den Delta Blues.
Der bedeutendste Vertreter des Texas Blues war Blind Lemon Jefferson, dem es als erstem Country-Blues-Musiker gelang, durch seine Aufnahmen weithin bekannt zu werden. In den Südstaaten der USA fand der Country Blues ab den 1920er Jahren weitere Verbreitung, nachdem amerikanische Plattenfirmen damit begonnen hatten, Schellackplatten schwarzer Künstler für ein afroamerikanisches Publikum zu produzieren. Insbesondere Jeffersons Ruhm löste eine Welle weiterer Country-Blues-Aufnahmen aus, seine Karriere war modellhaft für weitere Country-Blues-Musiker.
Wirkung
In den 1930er Jahren entwickelte sich in den größeren Städten aus dem Country Blues der Urban Blues (später Rhythm and Blues), mittelbar hat der Country Blues auch den Rock ’n’ Roll und über den British Blues auch die Rockmusik beeinflusst.
Weder die Entwicklung hin zum städtischen und elektrischen Blues, noch das Aussterben der ersten Generation, die größtenteils bereits vor dem Zweiten Weltkrieg Aufnahmen gemacht hatte, haben bisher zu einem Verschwinden des Country Blues geführt. Seit den 1960er Jahren fühlen sich neben Taj Mahal weiße Künstler wie Rory Block, John Hammond Jr. und auch Bonnie Raitt diesem Stil verpflichtet. Seit den 1990er Jahren prägt heute eine neue Generation den zeitgenössischen Country Blues. Dies sind vor allem afroamerikanische Musiker wie Alvin Youngblood Hart, Corey Harris, Guy Davis und Keb’ Mo’, die sich den Country Blues zu eigen gemacht und auf innovative Weise neu belebt haben.
Typische Vertreter
- Blind Blake (ca. 1893–1934)
- Elizabeth Cotten (1895–1987)
- Sylvester Cotton
- Reverend Gary Davis (1896–1972)
- Sleepy John Estes (1904–1977)
- Blind Boy Fuller (1907–1941)
- Son House (1902?–1988)
- Mississippi John Hurt (1892–1966)
- Nehemiah „Skip“ James (1902–1969)
- Blind Lemon Jefferson (1893–1929)
- Robert Johnson (1911–1938)
- Tommy Johnson (1896–1956)
- Blind Willie Johnson (1897–1945)
- Lonnie Johnson (1899 oder 1900–1970)
- Leadbelly (1889–1949)
- Mississippi Fred McDowell (1904–1972)
- Brownie McGhee (1915–1996)
- Blind Willie McTell (1901–1959)
- Charley Patton (1891–1934)
- Sonny Terry (1911–1986)
- Bukka White (1909–1977)
- Robert Pete Williams (1914–1980)
- Buddy Boy Hawkins (?–?)