Congo Hold-Up
Das Congo Hold-Up gilt als das größte Datenleck des afrikanischen Kontinents. Der Leak legt auch die Rolle der Schweizer Finanzintermediäre und die Compliance-Versäumnisse der Banken – darunter der UBS – in dubiosen Finanz- und Immobiliengeschäften offen, mit denen Kongos Eigentum veruntreut wurde. Mitglieder der Familie von Joseph Kabila Kabange (Präsident der Demokratischen Republik Kongo von 2001 bis 2019) und deren Vertraute zweigten während dessen Präsidentschaft mindestens 138 Millionen Dollar an öffentlichen Geldern (unter anderem von der Zentralbank des Landes, von staatlichen Minengesellschaften, Straßenbaufonds, von der Wahlkommission) für persönliche Zwecke ab.
Veröffentlichung
Am 19. November 2021 veröffentlichten Medien (in Deutschland der SPIEGEL) und Nichtregierungsorganisationen mehr als 3,5 Millionen Dokumente, die die Korruptionsmechanismen rund um die kongolesische Tochtergesellschaft der BGFIBank aus Gabun, die von 2011 bis 2018 von Kabilas Adoptivbruder geleitet wurde, ausführlich darlegen.[1]
Bekanntgewordene Inhalte der Dokumente
Die Congo-Hold-Up-Recherchen belegen, wie die kongolesische Tochtergesellschaft der BGFI-Bank dazu diente, öffentliche Gelder zu veruntreuen und den Rohstoffreichtum der Demokratischen Republik Kongo (DRK) zu plündern. Dem dienten internationale Geschäftsnetzwerke und die Passivität vieler Banken, darunter mehrere Institute in der Schweiz. Die Enthüllungen sollen, ähnlich wie bei anderen Leaks, über einen längeren Zeitraum erfolgen.
Finanzakrobatik, von der kongolesischen Zentralbank gewährte und nie zurückgezahlte Kredite, Geldwäsche, Etikettenschwindel, rückdatierte Transaktionen: Aus den von den Rechercheuren eingesehenen Dokumenten gehe hervor, wie die BGFI den Kabila Clan dabei unterstützte, sich zu bereichern. Der Leiter der kongolesischen Generalinspektion für Finanzen (IGF), Jules Alingete, bezeichnete die BGFI in einem Interview mit den Medienpartnern Mediapart und Radio France Internationale als „mafiöse Bank“.
Die BGFIBank RDC hat die Aufmerksamkeit der Presse bereits mehrfach erregt. Im Herbst 2016 enthüllte einer ihrer leitenden Angestellten, Jean-Jacques Lumumba, Großneffe des kongolesischen Unabhängigkeitshelden Patrice Lumumba, wie die Filiale zu einer Art Hausbank des Kabila-Clans geworden war. Nach dem gescheiterten Versuch, seinen Vorgesetzten zu alarmieren, musste Jean-Jacques Lumumba aus Angst um sein Leben im Juni aus dem Kongo fliehen. Einige Monate später veröffentlichte die belgische Zeitung Le Soir seine nunmehr als Lumumba Papers bekannten Enthüllungen.[2]
Beteiligte Medien und NGOs
Ab November 2021 sollen weitere Teile von Congo Hold-Up veröffentlicht werden, die Resultat monatelanger Recherchen und einer Allianz von Medien und NGOs sind.
Weblinks
- Congo Hold-up(en)
- Public Eye: Die Congo Hold-Up-Recherchen :
- William Clowes, Michael J Kavanagh: Biggest African Bank Leak Shows Kabila Allies Looted Congo Funds. Bloomberg, 19. November 2021 (abgerufen am 20. November 2021)
- European Investigative Collaborations: Congo Hold-up
- Africa Eye: DR Congo data leak: Millions transferred to Joseph Kabila allies. BBC NEWS, 20. November 2021 (abgerufen am 21. November 2021)
- Banque Gabonaise et Francaise Internationale (BGFI)
Einzelnachweise
- Nicola Naber, Maximilian Popp; Alexander Sarovic: Wie der Kabila-Clan Kongos Staatskasse plünderte. Spiegel Online+, 19. November 2021 (abgerufen am 20. November 2021)
- Public Eye: Überfall auf den Kongo: Riesiges Datenleck zeigt systematische Veruntreuungen durch Kabila-Clan. 19. November 2021 (abgerufen am 20. November 2021)