Concept d’Ivoirité
Das Concept d'Ivoirité (französisch für „Konzept der Ivorität“, oder auch „Ivorität“ und „Ivorertum“ von französisch ivorité) ist ein nationalistischer und rassistischer Begriff in der Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire).
Es definiert, wer nach der Meinung der Anhänger dieses Konzeptes als „Ivorer“ gilt und wer nicht. 1990 wurden auf der Grundlage des Concept d'Ivoirité Pässe ausgegeben, was zu Repressionen gegen Einwanderer führte. 1994 führte der damalige Präsident Henri Konan Bédié ein Gesetz ein, das die Ivorität zur Bedingung für die Präsidentschaftskandidatur machte.
Geschichte
Entwickelt wurde das Concept d’Ivoirité in den 1970er-Jahren. Es sollte die Gemeinsamkeiten der Einwohner der seit 1960 als unabhängiger Staat bestehenden Elfenbeinküste definieren.[1] In den 1980er-Jahren wurden in diesem Zusammenhang erstmals Spannungen sichtbar. In der Region Daloa gab es Konflikte zwischen einheimischer und eingewanderter Bevölkerung, wobei das Konzept die Einheimischen, unter anderem in Bezug auf Besitz von Land, bevorzugte.[1]
Alassane Ouattara, später selbst durch das Konzept benachteiligt, führte als Premierminister unter Félix Houphouët-Boigny im Jahr 1990 Ausweise ein, die das Konzept durch strenge Einschränkungen bezüglich der Herkunft erstmals umsetzten. Einem großen Teil der eingewanderten Bevölkerung wurde der Ausweis verwehrt, weil sie als „Nicht-Ivorer“ angesehen wurden. Oft wurden, unter dem Vorwand von Ausweiskontrollen, Migranten durch die Sicherheitskräfte diskriminiert.[1]
1994 ließ der damalige Präsident, Henri Konan Bédié, das Konzept auch als Voraussetzung für die Präsidentschaftskandidatur gesetzlich festlegen. Man musste seit mindestens fünf Jahren in der Elfenbeinküste leben und ivorische Eltern haben. Damit war es Ouattara nicht mehr möglich, bei den Präsidentschaftswahlen 1995 und den Präsidentschaftswahlen 2000 zu kandidieren, weil ihm vorgeworfen wurde, dass seine Mutter aus Burkina Faso stamme.[1][2] In der Folge boykottierten die Rassemblement des Républicains (RDR) und die Parti démocratique de Côte d'Ivoire (PDCI-RCA) die Wahl im Jahr 2000, der 2002 ein fünfjähriger Bürgerkrieg folgte.[2]
Laurent Gbagbo, der Hauptkontrahent von Ouattara in der Regierungskrise 2010/2011, ist ein Vertreter des Concept d’Ivoirité.[3]
Siehe auch
Weblinks
- Janine Fischer: Institutionalisierung von Rassismus am Beispiel der Côte d’Ivoire. (pdf; 1,0 MB) In: Universität Wien. Dezember 2008, abgerufen am 29. April 2011 (Politikwissenschaftliche Magisterarbeit zu dem Thema; Betreuer: Ulrich Brand).
- Urteil des Oberverwaltungsgerichts. (pdf; 491 kB) In: Hamburgerisches Oberverwaltungsgericht - 4. Senat. 22. April 2010, abgerufen am 24. Oktober 2011 (Deutsches Urteil zum Asylgrund mit Ivorität als Thema).
- Adama Sow: Ethnozentrismus als Katalysator bestehender Konflikte in Afrika südlich der Sahara, am Beispiel der Unruhen in Côte d’Ivoire – Darstellung der Unruhen in der Elfenbeinküste und das Verhalten von Laurent Gbagbo.
Einzelnachweise
- Ute Schaeffer: Eine Identität, die trennt, statt zu verbinden. In: ARD. 9. Januar 2011, archiviert vom Original am 12. Januar 2011; abgerufen am 29. April 2011.
- Thomas Scheen: Ein Drama mit Ansage. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 16. März 2011, abgerufen am 18. März 2011.
- Sibylle Katja Bossart: Afrika-Spezialist Küng: „Die Frage ist: Wer ist Ivorer, wer nicht?“ In: Tagesschau (SF). 14. Januar 2011, archiviert vom Original am 9. März 2011; abgerufen am 10. Juni 2011.