Colour
Das Colour (englisch für Farbe), auch Farben genannt, bezeichnet den Aufnäher, der bei Rockern meist auf der Rückseite ihrer Weste (der sogenannten Kutte) zu finden ist. Seit 2014 gibt es eine gerichtliche Auseinandersetzung darüber, inwieweit Colours verbotener krimineller Motorradclubs mit dem Strafrecht vereinbar sind und ob sie in der Öffentlichkeit, auch als Tätowierung, getragen werden dürfen.[1]
Aufbau
Prinzipiell sind alle Colours dreiteilig aufgebaut. Zuerst wird der Name (Top Rocker) in nach unten gebogener Schrift genannt. Im Zentrum findet sich ein Logo, das sogenannte Centercrest oder Center-Patch. Darunter folgt die geographische Herkunft, bezeichnet als Bottom Rocker. Entweder wird ein Ort – oder wie bei internationalen Clubs oft üblich – das jeweilige Land in nach oben gebogener Schrift genannt. Dazu kommen die Buchstaben MC für Motorrad-Club beziehungsweise Motorcycle Club. Gelegentlich werden die Schriftzüge, etwa der Name des Clubs, an der Vorderseite der Jacke auch als sogenannte Side Rocker getragen.[2]
Bedeutung
Die Verwendung des Colours kommt der eines Wappens sehr nahe. Es zeigt die Zugehörigkeit zu einem Club und dass der Träger die jeweiligen Clubregeln verinnerlicht hat und sie lebt. Gerade auch im Hinblick auf Gebietsansprüche, sozusagen das Hoheitsgebiet eines Clubs, sowie die Abgrenzung zu anderen MCs ist das Tragen der Clubfarben für die Mitglieder wichtig.[3] Ein Anwärter auf eine Mitgliedschaft, ein Prospect, trägt auf seiner Weste nur Top und Bottom Rocker. Das Centercrest wird ihm nach bestandener Bewährung bei einem Initiationsritus verliehen. Erst dann ist er ein vollwertiges Mitglied des Clubs und der Gemeinschaft.[4]
Begriff
Im US-amerikanischen wird der Begriff Backpatch, gelegentlich auch Color verwendet. Die Bikers News, die sich als Sprachrohr der deutschsprachigen Rocker verstehen, führen aus, dass sich die heimische Szene für den Begriff Colour entschieden hat.[5] Auch der Begriff Farben hat sich in der Rockerwelt etabliert.
Ursprung
Erkennungszeichen sind in Subkulturen oder Szenen nichts Ungewöhnliches, um Mitglieder zu identifizieren und das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu erzeugen.[6] Die Vorbilder für das Colour finden sich in Form von Aufnähern bereits bei den Mods und den Rockern Ende der 1960er Jahre in England, die mit den Rockern der Motorradszene nicht gleichzusetzen sind. Auch die Rezeption von Aufnähern und Westen in Filmen wie Die wilden Engel trug mit zur Etablierung der Colours in der Szene der Motorradclubs bei.[7]
Siehe auch
Weblinks
- Fotostrecke „Das bedeuten die Symbole auf den Kutten der Rocker“, rp-online.de vom 14. Februar 2017.
Einzelnachweise
- Symbol-Verbot für Hells Angels und Bandidos: Rocker müssen Tätowierungen ab sofort verdecken. In: rp-online.de. 21. Juli 2014, abgerufen am 27. März 2017.
- Das Spiel mit dem Color. Bikes, Music And More. 18. Januar 2015, abgerufen am 15. Februar 2017.
- Die Macht wird neu verteilt. Frankfurter Allgemeine Zeitung. (Nicht mehr online verfügbar.) 2. April 2016, ehemals im Original; abgerufen am 14. Februar 2017. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Wie verläuft der weitere Weg zur Mitgliedschaft? Bikers News. Abgerufen am 13. Februar 2017.
- FAQ. Bikers News. Abgerufen am 13. Februar 2017.
- Ronald Hitzler, Arne Niederbacher: Leben in Szenen. 3., überarbeitete Auflage. VS Verlag 2010, ISBN 978-3-531-15743-6
- Back To The Roots – Geschichte der Rockerbewegung in Deutschland. Bikers News. 17. Juli 2015, abgerufen am 15. Februar 2017.
Quellen
- „Wie Rocker reden“, Der Tagesspiegel vom 30. Juni 2014, abgerufen am 14. Februar 2014.
- Herwig Lüderitz: „Rocker in der Bundesrepublik“, in: Psychologie und Gesellschaftskritik 8 (1984), S. 50–64