Rocker (Subkultur)
Rockers ist die englische Bezeichnung für die Angehörigen einer in den 1960er Jahren entstandenen (Jugend-)Subkultur, die vor allem mit leidenschaftlichen Motorradfahrern in Verbindung gebracht wird. Die britischen Rockers zeigten charakteristische Kleidung (Lederjacken, Jeans) und eine Vorliebe für Rock ’n’ Roll und Rockabilly.
Der Begriff der Rockers bezeichnet damit, trotz einiger Gemeinsamkeiten, eine andere Art von motorradbegeisterter Subkultur als der eingedeutschte Begriff Rocker.
Hintergrund
Bereits in den 1950er Jahren waren die späteren Rockers als „Ton up Boys“ bekannt. Dieser Name rührte von den Geschwindigkeiten jenseits der 160 km/h (100 mph), in der Umgangssprache „the Ton“, mit der sie die Straßen unsicher machten. Ihre Motorräder, Cafe Racer, wurden gestrippt und im Stil der zeitgenössischen Rennmotorräder umgebaut: Stummellenker, kleine Schutzbleche, kleine Sitzhöcker, große (Alu-)Tanks und zurückverlegte Fußrasten. Sie trafen sich in den Vororten der Großstädte in Kneipen wie dem Ace Café (London), Chelsea Bridge tea stall, Ace of Spades, Busy Bee und Johnsons.
Nach Ende der strengen Rationierungen im Nachkriegs-England und bei steigenden Einkommen war für viele Jugendliche der Traum vom eigenen Motorrad plötzlich erfüllbar geworden und führte zu einem Höhepunkt der englischen Motorrad-Industrie. Inspiriert unter anderem von amerikanischen Filmen wie Der Wilde (The Wild One) mit Marlon Brando entwickelten viele Jugendliche aus dem ursprünglichen Hobby, Motorrad zu fahren, einen ungebundenen und rebellischen Lebensstil jenseits der bürgerlichen Normen.
Weitere Szenen
Die Szene der Rockers entwickelte sich damit in etwa gleichzeitig mit anderen englischen Subkulturen wie den Greasern, Rockabillys und Teddy Boys. In den 1960ern wurden die Rockers von den Mods[1] und Skinheads wegen der oft verwendeten Pomade auch als Greaser oder Grease (engl.: ‚Schmiere‘) bezeichnet, weshalb diese Bezeichnungen heute in England manchmal synonym verwendet werden.
Auseinandersetzungen mit Mods
1964 gelangten sie zu landesweiter Berühmtheit wegen der Rivalitäten mit den Mods anlässlich der Bank Holidays in den Seebädern Clacton, Margate und Brighton. Dieser Konflikt zwischen den Subkulturen der Rockers und der Mods ist ein zentrales Thema in dem Film Quadrophenia.
Erforscht wurde das jugendkulturelle Phänomen unter anderem von Stanley Cohen. Cohen prägte den Begriff Moral Panic 1972 anhand einer Studie (Folk Devils and Moral Panics) zur öffentlichen Reaktion auf jugendkulturelle Abweichung. Cohen zufolge berichteten die Medien in übersteigerter Form von abweichendem Verhalten, welches als Herausforderung der gesellschaftlichen Normen gilt. Die Resonanz in den Medien trägt Cohen zufolge dazu bei, das Phänomen zu definieren, zu kommunizieren und damit auch zunehmend zur Nachahmung zu empfehlen.[2]
Der Begriff der Rockers bezeichnet damit, trotz einiger Gemeinsamkeiten, eine andere Art von motorradbegeisterter Subkultur als der eingedeutschte Begriff Rocker. Und obwohl es Cafe Racer und auch Rockabillys auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt, bleiben die Rockers in dieser Form ein ursprünglich britisches Phänomen. Allerdings gibt es stilistische Nachahmer auf der ganzen Welt, vor allem in Japan (siehe auch Bōsōzoku), den USA und Australien.
Bildergalerie
- Rocker auf der Chelsea Bridge
- Die legendäre A.J.S. 7R „Boy Racer“ mit 350 cm³
Literatur
- Horst A. Friedrichs: Or Glory: 21st Century Rockers. Prestel Verlag, München u. a. 2010, ISBN 978-3-7913-4469-0.
- Sabine Welte: Cafe Racer: Speed and Bikes and Rock' n 'Roll. GeraMond Verlag, München 2008, ISBN 978-3-7654-7694-5.
Einzelnachweise
- Olivia Edward, Genevieve Cortinovis, James Eggleton, Youyoung Lee, Ashley Hermitage: MTV England. John Wiley & Sons 2007, ISBN 0-764-5877-30, S. 230.
- R. Hopkins Burke: An Introduction to Criminological Theory. Cullompton Willan 2001, S. 154.