Claudio Lange

Claudio Lange (geboren a​m 18. Dezember 1944 i​n Santiago d​e Chile) i​st ein deutsch-chilenischer Lyriker, Künstler u​nd Religionswissenschaftler.

Leben

Lange begann zunächst 1962 e​in Medizinstudium i​n Chile, d​as er jedoch abbrach. 1963 g​ing er n​ach Deutschland u​nd studierte Soziologie a​n der LMU München u​nd ab 1967 Religionswissenschaft a​n der FU Berlin, w​o er 1972 m​it einer kolonialismusgeschichtlichen Arbeit über Bartolomé d​e Las Casas promovierte. Im März 1973 n​ach Chile zurückgekehrt, musste e​r nach d​er Machtergreifung Pinochets i​m September bereits i​m Oktober wieder n​ach Deutschland fliehen u​nd erhielt 1974 e​in Rückkehrverbot, d​as erst 1983 aufgehoben wurde. Diese Situation d​es als Sohn deutschstämmiger Eltern a​ls politischer Flüchtling i​m deutschen Exil Lebenden reflektierte e​r in d​em 1980 erschienenen Gedichtband Rückkehr i​ns Exil. Seither l​ebt Lange a​ls Lyriker, religionswissenschaftlicher Autor u​nd bildender Künstler i​n Berlin u​nd Andalusien. Er i​st Mitglied d​er Neuen Gesellschaft für Literatur (NGL) u​nd war v​on 1986 b​is 1989 i​n deren Vorstand gewählt worden.

Ein Schwerpunkt in Langes religions- und kunstgeschichtlichen Arbeiten bildet die Interpretation des Mittelalters als eine Epoche, in der sich die europäische Identität im Gegensatz und Konflikt mit der islamischen Kultur formierte. Zentral ist hier der von Lange als Epochenbezeichnung verwendete Begriff des „Antiislamismus“. Unter diesem Gesichtspunkt untersuchte und fotografierte er mit einem Stipendium der Reemtsma-Stiftung von 1989 bis 1992 in Kirchen des Mittelmeerraumes die zahlreichen romanischen Skulpturen, die Muslime in abwertenden und entwürdigenden Posen zeigen. Ein Ergebnis dieser Arbeiten war die 2003 bis 2004 im Museum für Islamische Kunst in Berlin gezeigte Ausstellung Islam in Kathedralen – Bilder des Anti-Christen in der Romanischen Skulptur sowie der begleitende Fotoband Der nackte Feind. Neben seinen literarischen und wissenschaftlichen Arbeiten ist Lange Maler und Fotograf und hat seine Werke in zahlreichen Ausstellungen in Galerien in Berlin, München und im spanischen Carboneras präsentiert.

Werke

  • Kolonialismus: Zeugnis von Bartolomê de Las Casas. Dissertation Freie Universität Berlin 1972.
  • Milch, Wein & Kupfer. In memoriam Felix Huentelaf. März bei Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1979.
  • mit Cristián Vila: Dueto. Lyrik. Editorial Nascimento, Santiago de Chile 1980.
  • Rückkehr ins Exil und andere Gedichte. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1980, ISBN 3-499-25133-7.
  • mit Cristián Vila: Al mar. Ed. Universitaria, Santiago de Chile 1981.
  • Würde des Menschen. Poem in 2 Teilen. Edition Mariannenpresse, Berlin 1982, ISBN 3-922510-12-4.
  • Museum der Utopien vom Überleben. Transit, Berlin 1987, ISBN 3-88747-037-0.
  • Kleines Werkzeug. Dichtungen bis 1996. Das Arabische Buch, Berlin 1996, ISBN 3-86093-115-6.
Herausgabe und Mitarbeit
  • Moderne arabische Literatur. Das Arabische Buch, Berlin 1988, ISBN 3-923446-40-3.
  • mit Gabriele Bartz und Alfred Karnein: Liebesfreuden im Mittelalter. Kulturgeschichte der Erotik und Sexualität in Bildern und Dokumenten. Belser, Zürich & Stuttgart 1994, ISBN 3-7630-2311-9.
  • Der nackte Feind. Anti-Islam in der romanischen Kunst. Fotoband anlässlich der Ausstellung Islam in Kathedralen – Bilder des Anti-Christen in der Romanischen Skulptur im Museum für Islamische Kunst, Berlin, vom 22. Juni 2003 bis 31. März 2004. Mit einem Vorw. von Almut Sh. Bruckstein sowie Essays von Gil Anidjar und Claudio Lange. Fotos von Claudio Lange. Parthas, Berlin 2004, ISBN 3-936324-13-1.
Dokumentarfilm
  • mit Heiner Sylvester: Der kleine Treibhauseffekt. Ausstrahlung auf Arte am 7. August 2003, im ZDFdokukanal am 19. und 20. Juli 2003.

Literatur

  • Matías Martínez: Lange, Claudio. In: Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollst. überarb. Aufl. de Gruyter, Berlin 2010, Bd. 7, S. 207 f.
  • Ich hasse, also bin ich. Claudio Lange über die Entstehung des Abendlandes als Gegner des Morgenlandes. Interview in Freitag 51 (14. Dezember 2001).
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