Clara Winnicki
Clara Emma Winnicki, auch Clara Emma Winnitzki, Winnizki, Winnicky (* 10. November 1880 in Bern; † um 1935) war die erste diplomierte Apothekerin in der Schweiz mit eigenem Geschäft.[1]
Leben
Clara Emma Winnicki, als Tochter des naturalisierten Ingenieurs Leopold Winnicki und der Sekundarlehrerin Carolina Emma Elisabeth Sulser in Bern geboren, immatrikulierte sich am 18. April 1900 an der Universität Bern, um hier als erste Frau der Schweiz Pharmazie zu studieren. Als erste Frau in der Schweiz bestand sie 1905 das eidgenössische Staatsexamen für Apotheker und war damit berechtigt, ein Pharmaziegeschäft zu betreiben. Als zweite Frau in der Schweiz erwarb 1906 die Zürcherin Hedwig Delphi dieses Diplom. In Deutschland war Magdalena Neff 1906 die erste Apothekerin.
Eigene Apotheken
Nur mit Mühe fand Winnicki als Frau eine Praktikanten- und eine Assistentenstelle. 1906 verwaltete sie eine Apotheke in Langenthal. 1907 promovierte sie bei Alexander Tschirch über Arzneipflanzen, ihre Dissertation trug den Titel Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Blüten einiger offizineller Pflanzen. Schliesslich erwarb sie in Biel, später in Bern je eine Apotheke und praktizierte als erste diplomierte und selbstständige Apothekerin. Sie engagierte sich in Standes- und vornehmlich auch in Frauenfragen. Dazu schrieb sie Beiträge in der Fachpresse. Sie entwickelte Pillen gegen Kopfweh, Blutarmut und Husten.
Heirat und Zusammenbruch
Doch Winnicki fehlte die kaufmännische Fortüne, sie musste ihre Apotheken wieder schliessen. Schliesslich fand sie Arbeit als Verwalterin einer Apotheke in Adelboden. Der Apotheker, August Herbrand (* 1869), durfte als Deutscher ohne die eidgenössische Apothekerprüfung keine schweizerische Apotheke führen. Die beiden heirateten 1925. Doch die private wie geschäftliche Verbindung war unglücklich. Winnicki arbeitete danach in Zürich. Dort erkrankte sie schwer.[1] Da sie einen Deutschen geheiratet hatte, galt sie als mittellose Ausländerin und wurde zusammen mit ihrem Mann ausgewiesen. Ihre Spur verliert sich an der Grenze zu Deutschland.
Publikationen
- Das pharmazeutische Hilfspersonal. In: Schweizerische Wochenschrift für Chemie und Pharmazie, 18. Juni 1904, S. 337–339.
- Die Frau im Apothekerberuf. In: Schweizerische Apotheker-Zeitung, 17. Januar 1918 und 24. Januar 1918, S. 30–32, 43–46.
- Zur Assistentenfrage. In: Schweizerische Apotheker-Zeitung, 11. April 1918, S. 193–195.
- Assistentenfrage. In: Schweizerische Apotheker-Zeitung, 23. Mai 1918, S. 273.
- Die Frauenbewegung und die Pharmacie. In: Schweizerische Apotheker-Zeitung, 10. September 1932, S. 472–473.
Literatur
- Franziska Rogger: Der Doktorhut im Besenschrank: Das abenteuerliche Leben der ersten Studentinnen – am Beispiel der Universität Bern. Bern 1999/2002, ISBN 978-3-905-56132-6, S. 63–71.
- Werner Juker: Hundert Jahre Apothekerverein des Kantons Bern 1861–1961. Bern 1961, S. 181.
- Brigitte Zurbriggen: …Und speziell Damen wandten sich scharenweise dem pharmazeutischen Studium zu…. Diss. med., Bern 2000, S. 206–219.
- Fräulein Dr. Clara Winnicki. In: Die Berner Woche, 20. Juni 1914, S. 302.
Einzelnachweise
- Franziska Rogger Kappeler: Clara Winnicki. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2015, abgerufen am 30. September 2020.