Christoph Bauer (Schriftsteller)
Christoph Bauer (* 8. November 1957 in München; † 22. Juni 2017 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller.
Leben
Christoph Bauer wurde in München geboren und zog mit seiner Familie im Alter von zwei Jahren nach West-Berlin. Er besuchte die Erich Kästner-Schule, danach das Evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster. Als Teenager zog er mit der Familie erneut nach Bayern, er besuchte das Gymnasium Starnberg, kehrte aber kurz darauf zurück nach Berlin, wo er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt. Nachdem er an Abendschulen das Abitur nachgeholt hatte, studierte er an der Freien Universität Physik und Philosophie, Publizistik und Informationswissenschaften und spezialisierte sich im Bereich Künstlicher Intelligenz auf Neuronale Netze. Er war Werkstudent in der Forschungsabteilung „Artificial Intelligence“ bei Siemens, außerdem Lehrbeauftragter an der FU sowie an einer Weiterbildungseinrichtung von Siemens. Daneben arbeitete er als Taxifahrer, später als Politik- und Unternehmensberater u. a. von 1992 bis 1997 in der Treuhand. Sein erster Roman „Westschrott“ über die Umtriebe der Treuhandanstalt blieb unveröffentlicht, 1999 erhielt er das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste (Berlin) und veröffentlichte 2001 sein Debüt „Jetzt stillen wir unseren Hunger“.[1][2]
Christoph Bauer starb 2017 und wurde auf dem Luisenstädtischen Friedhof beigesetzt.[3]
Auszeichnungen
- 1999: Alfred-Döblin-Stipendium
- 2003: Arbeitsstipendium, Berliner Kultursenat
Werke
- Jetzt stillen wir unseren Hunger. Eine Rekursion, Roman, S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 9783100049100.
- Auszüge aus seinem Roman wurden auch in diversen Anthologien veröffentlicht, u. a. in Tausend und ein Kuß (Rütten & Loening, Berlin 2006); Du allein (S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003); Ähnliches ist nicht dasselbe (Verlag Ludwig, Kiel 2002).
- Daneben erschienen Kurzgeschichten bzw. Prosastücke in Damals, hinterm Deich (Steidl Verlag, Göttingen 2002); Neues aus der Heimat! (S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004); Da schwimmen manchmal ein paar gute Sätze vorbei..., (S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2001).
- Veröffentlichung „Côte d’Argent, Sommer 1974“ in der Literaturzeitschrift Schliff #8/2008, edition text + kritik im Richard Boorberg Verlag.
Rezensionen
„Jetzt stillen wir unseren Hunger“ ist eine Liebesgeschichte im Kreuzberger Alternativ-Milieu, der Roman schildert einen Tag im Leben des Taxifahrers und ehemaligen Universitätsdozenten Tom Weinreich, der auf seinem täglichen Spaziergang über Kreuzberger Friedhöfe und entlang des Landwehrkanals von einer Unbekannten angesprochen wird. Die Fremde nennt sich Mascha nach einer Figur aus Tschechows Theaterstück „Die Möwe“, Tom erkennt in ihr eine Seelenverwandte, in die er sich sofort verliebt. Die taz schreibt: „Jetzt stillen wir unseren Hunger erzählt die poetische, leise und sehr amüsante Geschichte eines liebenswerten Kreuzbergers, der es sich in seiner vornehmen Isolation ganz schön kuschlig gemacht hat. Allerlei ungelöste Welträtsel treiben ihn um, erkenntnistheoretische Probleme. Aber oft macht er es sich auch mit sich selbst schön: Denkt sich so lang verschrobene Albernheiten aus, bis er gute Laune bekommt.“[4] K. Hillgruber vom Berliner Tagesspiegel hebt die „Verträumtheit und Verspieltheit“ der Erzählung hervor und nennt das Buch ein „Kreuzberger Märchen“, einen „gemütlichen Roman für Wohlmeinende“.[5] Irmtraud Gutschke vom Neuen Deutschland lobt die „vielen klugen Bemerkungen im Roman - über das Leben, die Kunst, das menschliche Miteinander.“ Außerdem: „In diesem Buch [wird] etwas im Leben Seltenes vorgeführt: Zwei Menschen, die im Gespräch einander zuhören, die wirklich aufeinander eingehen, sensibel die Gefühle des Anderen wahrnehmen und einander stützen. Es ist so, wie es Normalität sein müsste, wie es aber die Ausnahme ist. Ein Weg, der die zwei ins Paradies führen könnte, wo der Autor sie […] aus Gründen der Kunsträson nicht ankommen lassen darf.“[6]
Weblinks
- Literatur von und über Christoph Bauer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Christoph Bauer in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Christoph Bauer bei perlentaucher.de
- LiteraturPort Kurzbiografie und Angaben zum Werk von Christoph Bauer auf dem Portal des Literarischen Colloqiums Berlin (LCB) und des Brandenburgischen Literaturbüros (BLB)
Einzelnachweise
- Perlentaucher Autorenporträt Christoph Bauer
- LiteraturPort Autorenporträt Christoph Bauer auf dem Portal des Literarischen Colloqiums Berlin (LCB) und des Brandenburgischen Literaturbüros (BLB)
- Tagesspiegel Todesanzeige vom 2. Juli 2017
- Susanne Messmer: Täglich einmal Kopfgymnastik Rezension in der taz, 1. März 2001
- Katrin Hillgruber: Zwei auf gleichem Weg Rezension im Tagesspiegel, 20. April 2001
- Irmtraud Gutschke: Leben im Kopf Rezension in Neues Deutschland, 23. Februar 2001