Christ de Wissembourg
Christ de Wissembourg ist die Bezeichnung des Bleiglasfensters, das sich in der Kirche St. Peter und Paul in Wissembourg befand und um 1060/1070 oder im späten 12. Jahrhundert geschaffen wurde.[1] Es wird heute im Frauenhausmuseum (Inventar-Nr.: MAD XXIII.21) in Straßburg ausgestellt.
Beschreibung
Der Christ de Wissembourg ist das älteste erhaltene Glasfenster mit Schwarzlot-Bemalung, das um 1880 in Weißenburg (im nördlichen Elsass) gefunden wurde. Die Scheibe mit einem Durchmesser von nur 25 cm ist zu einer späteren Zeit mit farbigen Gläsern umgeben worden. Es wird vermutet, dass die Scheibe aus dem Kloster Weißenburg stammt.
Darstellung
Die Scheibe zeigt den Kopf Jesu von Nazaret. Nur das eigentliche Gesicht stammt aus dem 11. bzw. 12. Jahrhundert. Die handwerkliche Technik der damaligen Zeit wurde von dem Mönch Theophilus Presbyter beschrieben. So wurde die Grisaille in drei verschiedenen Schichten und unterschiedlicher Intensität aufgetragen. Die frontale Ansicht des Kopfes und die stilisierte Form gibt der Person eine sehr starke und ursprüngliche Ausstrahlung.
Am 16. Juni 1990 wurde eine Briefmarke mit der Abbildung des Christ de Wissembourg von der französischen Post herausgegeben.
Literatur
- Ernst Merten: Berühmte Glasmalereien. Berghaus Verlag, Ramerding 1974.
Einzelnachweise
- Rüdiger Becksmann: Glasmalereifund aus Kloster Schwarzach. In: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg. Band 44. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2007, ISBN 978-3-422-06710-3, S. 131–132 mit Abb. 1: „(...) das einzigartige Schwarzacher Köpfchen (...), dessen Einordnung in die Zeit um 1000 sich seit 1970 unangefochten behauptet hat. Nach den jüngsten Umdatierungen des Lorscher Kopfes in die Mitte des 11. und des Weißenburger Kopfes in das späte 12. Jahrhundert darf das Schwarzacher Köpfchen sogar als das derzeit älteste Zeugnis figürlicher Glasmalerei in Europa gelten.“ – Bisherige Frühdatierung des Weißenburger Kopfes: Florens Deuchler, Jean Wirth: Elsaß. Kunstdenkmäler und Museen (= Reclams Kunstführer Frankreich. Band II). 1. Auflage. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1980, ISBN 3-15-010297-9, S. 264–265: „(...) das älteste erhaltene abendländische Glasmalereistück überhaupt, um 1070 entstanden (...)“