Charles Wilda
Charles Wilda (* 20. Dezember 1854 in Wien als Karl Wilda; † 11. Juni 1907 ebenda) war ein österreichischer Maler des Wiener Orientalismus.
Leben
Charles Wilda, älterer Bruder des Malers Gottfried Wilda (1862–1922), studierte als Schüler des Malers Leopold Carl Müller an der Wiener Akademie. Er gehört mit Hans Makart und Leopold Müller, genannt Ägypten-Müller, zum Zentrum der österreichischen Orientmalerei, einem Spezialthema innerhalb der Genremalerei, das er bei Müller kennengelernt hatte, der das orientalische Genre wiederum zuvor in Paris bei dem französischen Maler Eugène Fromentin schätzen lernte.[1]
Wilda gilt als der eigenständigste von Müllers Schülern. Müller schrieb in seinen Reiseberichten, „Seine [Wilda’s] … Genrebilder zeichnen sich durch genaue Beobachtung und eleganten Vortrag aus, ihr Kolorismus hat mehr Glanz als Kraft, mehr Schimmer als Flimmer …“.[2] Der angesehene Wiener Kunstkritiker Ludwig Hevesi urteilte 1903 über ihn: „In neuerer Zeit hat Müller in Karl Wilda … einen trefflichen Nachfolger gefunden …“.[3]
In seinen Bildern spielte das tägliche Leben in Kairo, wo er sich häufig aufhielt, die wichtigste Rolle.[4] Seine Bilder tragen Titel wie „Der Schlangenbeschwörer“ oder „Der Märchenerzähler“. 1892 unternahm er mit dem gleichaltrigen Bildhauer Arthur Strasser eine Ägypten-Reise, auf der dieser ebenfalls Anregungen für sein künstlerisches Schaffen fand.
Seit den 1880er Jahren stellte er fast regelmäßig auf der Wiener Jahresausstellung, der Berliner internationalen Kunstausstellung, der Münchener Jahresausstellung oder der Dresdner internationalen Kunstausstellung aus.[5] Auf der Weltausstellung Paris 1900 war er ebenso mit einigen seiner Werke vertreten. Seine Signaturenvarianten sind CW, C. Wilda und Ch. Wilda.
Der Orientmaler Rudolf Swoboda, sein ehemaliger Studienkollege, malte noch ein Porträt Wilda’s in dessen Todesjahr.[6] Das Künstlerhaus Wien ehrte ihn in der Herbstausstellung 1907 mit einer Gedächtnisausstellung, in der 50 Werke, fast alle in Öl auf Leinwand, gezeigt wurden.[7]
Wilda verstarb 52-jährig in Wien und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof, Gruppe 0, Reihe 1, Nr. 46, begraben. Schöpferin des Grabdenkmals von 1909 war Hella Unger.[8]
Auszeichnungen
- 1895: „Kaiserpreis“, dotiert mit 400 Dukaten (Wert 2009: rund 29.000 Euro)[9]
- 1898: Kleine goldene Staatsmedaille[10]
Für die kaiserlichen Sammlungen erwarb Kaiser Franz Joseph I. 1895 das Ölgemälde Arabischer Wahrsager für 3500 Kronen und im Jahr 1900 das Ölgemälde Abessynische Madonna für 5000 Kronen.[11]
Werke
- 1887: Strassenscene in Cairo, Gemälde, ausgestellt: Wiener Jahresausstellung 1887
- 1890: Betende Derwische bei Gelegenheit eines arabischen Festes, Gemälde, ausgestellt: Wiener Jahresausstellung 1890
- 1890: Der Geldwechsler (Orientalische Scene), 1890, Gemälde, ausgestellt: Berliner internationale Kunstausstellung 1891
- 1890: Aus Cairo., Gemälde, ausgestellt: Münchener Jahresausstellung 1890[12]
- 1894: Arabischer Wahrsager, Gemälde, ausgestellt: Münchener Jahresausstellung 1894[13], Wiener Jahresausstellung 1895, Berliner internationale Kunstausstellung 1896
- 1894: Beiram, Gemälde, ausgestellt: Wiener internationale Kunstausstellung 1894, Abbildung im Katalog
- 1897: Milchverkäufer in Cairo, Gemälde, ausgestellt: Dresdner internationale Kunstausstellung 1897
- 1898: Vor dem Kafehause, Gemälde, ausgestellt: Wiener Jahresausstellung 1898
- 1898: Sudanesischer Tänzer, Gemälde, ausgestellt: Wiener Jahresausstellung 1898
- 1900: Der Teppichweber, Aquarell auf Papier, Maße: 19,2 × 24,8 cm[14]
- 1906: Joseph Lanner und Johann Strauss, Gemälde
Literatur
- Katalog Herbstausstellung und Gedächtnisausstellung Charles Wilda : Wien, 10. November 1907 im Künstlerhause. Wien. Verlag der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens, Wien 1907.
- Herbert Zemen: Der Orientmaler Charles Wilda, 1854-1907. Materialien zur Biographie. Privatdruck, Wien 2012.
Weblinks
Einzelnachweise
- Angelika Leitzke: Das Bild des Orients in der französischen Malerei von Napoleons Ägypten-Feldzug bis zum Deutsch-Französischen Krieg. Tectum Verlag, Marburg 2001, ISBN 3-8288-8267-6, Seite 89, Vorschau auf Google Bücher.
- Gerbert Frodl, Klaus Albrecht Schröder (Hrsg.): Wiener Biedermeier : Malerei zwischen Wiener Kongress und Revolution. Prestel, München 1993, ISBN 3-7913-1264-2, Seite 67. (Ausstellungskatalog, Kunstforum der Bank Austria, Wien, vom 31. März bis 27. Juni 1993).
- Ludwig Hevesi: Oesterreichische Kunst im 19. Jahrhundert. Seemann, Leipzig, 1903, Zweiter Teil: 1848–1900, S. 212.
- Gerbert Frodl, Hermann Fillitz: Geschichte der bildenden Kunst in Österreich : 19. Jahrhundert. Prestel, München 2002, ISBN 3-7913-2524-8, Seite 317.
- Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts : Beitrag zur Kunstgeschichte. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden. Band 2, 1898, S. 1018 (archive.org)
- Charles Wilda (1854-1907), Ölgemälde von Rudolf Swoboda, 60 × 47 cm, WV 1235. Abbildung in: Herbert Zemen: Der Orientmaler Rudolf Swoboda, 1859-1914 : Leben und Werk. Privatdruck, Wien 2004, S. 270, Abb. 61.
- Herbert Zemen: Der Orientmaler Rudolf Swoboda, 1859-1914 : Leben und Werk. Privatdruck, Wien 2004, S. 208.
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- Markus Kristan: Joseph Urban : die Wiener Jahre des Jugendstilarchitekten und Illustrators, 1872 – 1911. Böhlau, Wien 2000, ISBN 3-205-98650-4, S. 62. Vorherige Preisträger waren: Gustav Klimt 1890, Adolf Hirschl 1891, Julius Schmid 1892, Arthur Strasser 1893, Hans Bitterlich 1894 und Hans Temple 1896.
- Katalog der 26. Jahres-Ausstellung in Wien, Künstlerhaus, Lothringerstrasse 9. Verlag der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens, Wien 1899, S. 18–19.
- Wladimir Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861–2001. Band 1: Die Künstlergenossenschaft und ihre Rivalen Secession und Hagenbund. Österreichischer Kunst- und Kulturverlag, Wien 2003, ISBN 3-85437-189-6, S. 207.
- Illustrierter Katalog der Münchener Jahresausstellung von Kunstwerken Aller Nationen im königl. Glaspalaste 1890. Hanfstaengl, München 1890, Nr. 1383
- Illustrirter Katalog der Münchener Jahresausstellung von Kunstwerken Aller Nationen im Kgl. Glaspalaste 1894. Hanfstaengl, München 1894, Nr. 1133
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