Chaouia
Die Chaouia ist eine historisch bedeutsame Stammesregion in der Region Casablanca-Settat im Westen Marokkos. Das Wort stammt aus der regionalen Berbersprache: chaoui bedeutet so viel wie „Viehzüchter“.
Lage
Das Gebiet der Chaouia (arabisch الشاوية, DMG aš-Šāwiya) erstreckt sich von der Atlantikküste bei Casablanca und Mohammedia in bis zu 400 m ansteigendem Gelände bis weit ins Hinterland über Ben Slimane und Berrechid bis in die Region um Settat. Im Osten schließt sich das Plateau des Phosphates bei Khouribga an, im Süden die Region um Marrakesch und im Westen die Region Doukkala mit der Hauptstadt El Jadida. Das Klima ist stark vom Atlantik beeinflusst und für marokkanische Verhältnisse eher mild und regenreich.[1]
Bevölkerung
Im ehemals hauptsächlich von Viehnomaden der Bargawata-Berber und ihren Schaf- und Ziegenherden durchstreiften Gebiet der Chaouia sind noch mehrere im 13. und 14. Jahrhundert zugewanderte Stämme arabisch-tunesischen Ursprungs namentlich bekannt. Heute wird – trotz der Zuwanderung von Berbern in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts – vorwiegend Marokkanisches Arabisch gesprochen.
Wirtschaft
Trotz der Nähe der Industrie- und Handelsmetropole Casablanca ist die verhältnismäßig dicht besiedelte Region der Chaouia immer noch in hohem Maße landwirtschaftlich geprägt, wobei Feld- und Viehwirtschaft in etwa gleichbedeutsam sind. Bei Settat, das über die A7 zwischen Casablanca und Marrakesch bzw. Agadir an das marokkanische Autobahnnetz angeschlossen ist, entsteht seit 2011 einer der größten Industrieparks des Landes.
Geschichte
Nomaden waren schon immer Unruhe stiftende Faktoren in einer zunehmend sesshaft gewordenen Umgebung. Seit dem 8. Jahrhundert gehörte das Gebiet der Chaouia dem Bargouata-Stamm, der zeitweise ein eigenes Königreich installieren und erst im Jahr 1149 von den Almoraviden unterworfen werden konnte. Doch hatten die zwar oberflächlich zum Islam bekehrten Berber eine eigene Glaubensrichtung etabliert, in welcher animistisch-sufistisch-astrologische Praktiken eine große Rolle spielten; es soll sogar ein berberischsprachiger Koran existiert haben. Im 14. Jahrhundert wanderten mehrere arabisch-stämmige Gruppen aus Tunesien ein. Während der Schwächeperiode der marokkanischen Sultansmacht im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Gegend von erneut Unruhen und Aufständen heimgesucht; der Alawiden-Sultan Mulai Ismail ließ in der Zeit seiner Herrschaft (1672–1727) mehrere Festungen (kasbahs) erbauen, mit denen die Gegend letztlich befriedet wurde – so in Settat und Boulaouane. Nach der Machtübernahme durch die Franzosen wurde die Region in drei zivile Bezirke unterteilt: Chaouia-Nord (Casablanca), Chaouia-Centre (Berrechid) und Chaouia-Sud (Settat). Heute gehört sie zu den Präfekturen Casablanca und Mohammédia sowie zu den Provinzen Nouaceur, Médiouna, Ben Slimane, Berrechid und Settat.
Weblinks
- Chaouia, Geschichte etc. – Fotos + Infos (französisch)