Catherine de Valois-Courtenay
Catherine de Valois-Courtenay (* 18. November 1301 in Siena; † 20. September 1346 in Neapel) war Titularkaiserin von Konstantinopel und Regentin des Fürstentums Achaia. Sie war die Tochter von Charles de Valois und Catherine de Courtenay.
Leben
Catherine war die Tochter von Karl I. und Catherine de Courtenay, der Titularkaiserin von Konstantinopel.
Bereits 1303 wurde sie mit Hugo V. von Burgund verlobt. Nach dem Tod ihrer Mutter 1308 erbte Catherine den Kaisertitel und den Kopf der großen Hodegetria-Ikone, den ihr Urgroßvater Balduin II. 1261 auf seiner Flucht aus Konstantinopel mitgenommen haben soll. Die Hodegetria zu besitzen, war zu jener Zeit sehr wichtig. Sie bedeutete das wahre Palladium von Konstantinopel und bedeutete sich ihren Schutz zu sichern und die Hoffnung auf eine Rückkehr in die Stadt, die der Gottesmutter so am Herzen lag.[1]
Catherines Onkel, König Philipp von Frankreich, der Schöne genannt, hielt ihren Verlobten Hugo für ungeeignet, Konstantinopel zurückzuerobern, und betrieb die Auflösung der Verlobung, die von Catherine am 30. September 1312 verkündet wurde. Gleichzeitig wurde ihre Absicht bekannt gegeben, den seit 1309 geschiedenen Fürsten Philipp von Tarent zu ehelichen.
1310 brachte Catherine zusammen mit ihrem Mann Philipp den Kopf der Hodegetria von Neapel nach Montevergine und schenkte sie den Benediktinermönchen des Wallfahrtsortes von Montevergine,[2] was allerdings mit dem Datum ihrer Hochzeit am 29. Juli 1313 in Konflikt gerät. Mit der Fertigstellung des Körpers und einer Umrandung von goldenen Lilien, dem königlichen Wappen der Anjou, beauftragte Philipp den toskanischen Maler Montano d’Arezzo.[3]
Aus einem Dokument der angevinischen Kanzlei vom 28. Juni 1310 geht hervor, dass Philipp I. den Maler Montano d’Arezzo mit Arbeiten in der Familienkapelle im Dom von Neapel und der Maestà von Montevergine beauftragt hatte. In diesem Dokument bezeichnet Philipp den Maler als königlicher “familiare”[4][5] (Siehe: Kunstpatronage) und drückt ihm seine Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber dem Künstler aus, weil sie, die Anjou, hauptsächlich der Madonna ergeben seien.[6][7] Als Gegenleistung für seine Arbeit erhielt Montana Lehnsgüter.[5]
„[…] maxime in pingendo Cappellam nostram in domo nostra Neapolis quam in ecclesia Beate Marie de Monte Virginis ubi specialem devotione habemus […][Anm. 1]“
Das Tafelbild hat eine Grüße von 4,30 × 2,10 × 0,6 m, wiegt 8 Doppelzentner[8] und besteht aus zwei großen Holztafeln, die durch Querstäbe auf der Rückseite zusammengehalten werden. Das Holzstück, auf dem der Kopf der Hodegetria gemalt ist, ist eiförmig mit einer maximalen Größe von 1 m × 85 cm und einer graduellen Dicke von unten nach oben von 2 bis 5 cm, so dass das Gesicht der Madonna eine leichte Neigung nach vorne hat.[9]
Aus der Hodegetria wurde die Madonna von Montevergine. Sie erhielt ihren Platz im rechten Kirchenschiff der alten Kirche, das auf Wunsch der Anjou in eine Kapelle umgewandelt wurde.[10][11]
Catherine heiratete am 29. Juli 1313 in Fontainebleau, nachdem der päpstliche Dispens eingegangen war und Catherine auf ihre französischen Besitzungen verzichtet hatte. Im Ehevertrag, den Philipp der Schöne am 30. Juli unterzeichnete, wurde die Wiedererrichtung der lateinischen Herrschaft in Konstantinopel als politisches Ziel der Ehe festgehalten. Für den Fall eines vorzeitigen Todes Philipps von Tarent wurde Catherine als Regentin für ihre minderjährigen Söhne bestimmt; als Mitgift erhielt sie die Grafschaft Acerra.
Catherine de Valois-Courtenay starb plötzlich am 20. September 1346 in Neapel und wurde in der Chiesa San Domenico zu Grabe getragen, wo 1331 ihr Mann begraben wurde.[12] Auf Wunsch ihres Sohnes Ludwig wurden ihre sterblichen Reste im September 1347 in die Territorialabtei Montevergine überführt, wo diese in der Antiken Basilika von Montevergine in der Kapelle der Madonna di Montevergine beigesetzt wurden. Ludwig förderte fast einen „Kultus“ in Erinnerung an seine Mutter.[12] Als die Kinder Maria (?) und Ludwig (1362) starben, ruhten ihre Körper in getrennten Sarkophagen, die nach der Überlieferung einen großen künstlerischen Wert hatten. Später wurden die Reste in einem Denkmal untergebracht bis der Abt Matteo Iacuzio 1776 ein Mausoleum errichten, den Sarkophag von Catherine öffnen ließ und die Gebeine zusammenlegte.[13] Unter dem Sarkophag befindet sich ein Epigraf mit der folgenden Inschrift:[14]
„Alla sempiterna memoria
di Caterina di Valois
Augustissima Imperatrice di Costantinopoli
che l’Immagine della Madre di Dio
per antichità, per miracoli e per universale venerazione
celebratissima quasi in tutto l’orbe
nell’anno MCCCX insieme al marito Filippo d’Angiò
ebbe cura di qui portare ed esporre al culto
come anche al nome immortale
dei suoi figli Ludovico re di Napoli e Maria
i quali la reale famiglia dei Verginiani
specialmente questa cappella e questo cenobio
arricchirono di grandi beneficii
e con le loro ceneri qui riposte
anche il supremo amore verso i Verginiani
ai posteri in ogni tempo lasciarono più che attestato
i cenobiti canonici di questa regia imperiale cappella
memori di tanta larghezza verso di loro
alcuni sacri suffragi giornalieri e di più altri solenni
tributano in contraccambio pel loro riposo in cielo
ed a cura dell’Abate generale
ordinario di questa Sede
Matteo Iacuzio
posero questa lapide col titolo l’anno MDCCLXXVI.“
Nachfahren
Ihre Kinder waren:
- Robert II. (um 1318–1364), Fürst von Tarent und Achaia, sowie Titularkaiser von Konstantinopel
- Ludwig (1320–1362), Fürst von Tarent; ⚭ 1348 mit seiner Cousine Königin Johanna I. von Neapel
- Margarete (um 1325; † 1380); 1. ⚭ 1344 mit Edward Balliol († 1364), Ex-König von Schottland (Haus Balliol); 2. ⚭ 1352 mit François des Baux (Francesco del Balzo; † 1422), Graf von Montescaglioso und Avellino
- Jacques des Baux (Sohn aus der zweiten Ehe), Fürst von Tarent und Achaia, sowie Titularkaiser von Konstantinopel.
- Maria (1327–?, starb jung)
- Philipp II. (1329–1374), Fürst von Tarent und Achaia
Literatur
- Horst Enzensberger: CATERINA (Catherina, Katherina, Ecaterina) di Valois, imperatrice titolare di Costantinopoli. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 22: Castelvetro–Cavallotti. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1979, S. 379–381.
Anmerkungen
- vor allem am Bemalen unserer Kapelle in Neapel und die Kirche Santa Maria del Monte Vergine, die wir besonders verehren
Einzelnachweise
- Margherita Guarducci: La più antica icone di Maria, un prodigioso vincolo tra Oriente e Occidente. Istituto Poligrafico e Zecca Dello Stato, Rom 1989, S. 68 (italienisch).
- Matteo Iacuzio, Angelo Maria D’Amato: Brevilogio della cronica ed istoria dell’insigne Santuario Reale di Montevergine capo della regia congregazione benedittina de’ Verginiani. Neapel 1777, S. 24 (italienisch).
- Brevilogio della cronica ed istoria dell’insigne Santuario Reale di Montevergine, S. 26
- Matteo Camera: Annali delle Due Sicilie dall’origine e fondazione della Monarchia fino a tutto il regno dell’augusto sovrano Carlo III. Borbone, Band 2. Fibreno, Neapel 1860, S. 163 (italienisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Montano d’Arezzo. Treccani.it, abgerufen am 18. Juni 2017 (italienisch).
- Un timbro a secco con l’immagine della Madonna di Montevergine nei documenti d’archivio. Biblioteca Statale di Montevergine, abgerufen am 19. Juni 2017 (italienisch).
- L’autore della «Maestà» di Montevergine Montano d’Arezzo e la sua rivoluzione. (PDF) Abgerufen am 13. März 2019 (italienisch).
- Madonna di Montevergine. Santiebeati.it, abgerufen am 19. Juni 2017 (italienisch).
- Santuario di Montevergine - Mamma Schiavona. Leggenda e tradizione. Avellinomagazine.it, abgerufen am 19. Juni 2017 (italienisch).
- A Mercogliano (AV), presso l’abbazia di Loreto, un convegno dedicato alla "Maestà" di Montevergine di Montano d’Arezzo nei giorni 7 e 8 giugno. Beniculturali.it, abgerufen am 19. Juni 2017 (italienisch).
- Mercogliano, fraz. Montevergine (AV), santuario di Montevergine. (Nicht mehr online verfügbar.) Nigrasum.it, archiviert vom Original am 1. September 2017; abgerufen am 18. Juni 2017 (italienisch).
- Gaetano Curzi: Santa Maria del Casale a Brindisi. Arte, politica e culto nel Salento angioino. Gangemi Editore, Rom 2015, ISBN 978-88-492-9829-1, S. 117 (italienisch).
- PP. Benedettini di Montevergine: Montevergine: guida-cenni storici. Desclée, Lefebvre e C. Editori, Rom 1905, S. 66 (italienisch).
- Montevergine: guida-cenni storici, S. 67