Catherine Breillat
Catherine Breillat (* 13. Juli 1948 in Bressuire) ist eine französische Regisseurin, Schriftstellerin und Drehbuchautorin.
Leben
Catherine Breillat ist bereits als Kind begeistert vom Kino. Mit 12 Jahren entschließt sie sich, Schriftstellerin und Regisseurin zu werden.[1] Mit 17 Jahren zieht sie aus ihrem strengen, katholischen Elternhaus aus und geht nach Paris. Dort schreibt sie mit 17 Jahren ihren ersten Roman Der leichte Mann (Orig. L' homme facile,[2] 1968), der als nicht jugendfrei eingestuft wird.[3] Seither steht sie im Mittelpunkt einer Debatte über die sexuelle Identität der Frau und sieht sich dabei mit dem Vorwurf der Pornografie konfrontiert. Ihre Bücher und Filme zeichnen sich häufig durch explizite Darstellung von Sexualität aus, was oft kontroverse Diskussionen auslöst. Als junge Frau tritt Catherine Breillat außerdem in ein paar kleineren Rollen in Filmen auf, u. a. mit ihrer Schwester, der Schauspielerin Marie-Hélène Breillat, in Der letzte Tango in Paris von Bernardo Bertolucci (1972). Bekannt ist Catherine Breillat aber vor allem als Autorenfilmerin. Die meisten ihrer Filme basieren auf einem von ihr selbst verfassten Roman oder einer Romanadaption von ihr.
Breillat hatte 1976 ihr Regiedebüt mit der Verfilmung ihres vierten Romans Le Soupirail unter dem Titel Ein Mädchen (Une vraie jeune fille). Der Film wurde ebenfalls für nicht jugendfrei erklärt. Auch ihr zweiter Film Tapage nocturne von 1979 wurde zensiert.[4] Infolge dessen hatte Breillat zunächst Schwierigkeiten, ihre Filme finanziert zu bekommen. Sie arbeitete daher ab Ende der 1970er bis in die 1990er Jahre, und zwar sehr erfolgreich, als Drehbuchautorin. Nach dem Erfolg ihres dritten Films Lolita ’90 (36 fillette) konnte sie ab Ende der 1980er Jahre weitere Filme drehen.
International bekannt wurde Breillat als Regisseurin 1999 durch ihren Film Romance XXX (Romance) auf dem Internationalen Filmfestival Rotterdam – das Festival widmete ihr eine Retrospektive.[5][6] Im Zuge der Neubewertung ihres künstlerisches Schaffens kam ihr erster Film Ein Mädchen ebenfalls in die Kinos.
2004 erlitt Catherine Breillat einen Schlaganfall, der einen fünfmonatigen Krankenhausaufenthalt nach sich zog.[7] Neben ihren Arbeiten als Filmemacherin unterrichtet sie an verschiedenen Instituten im Fach Drehbuchschreiben.
Filmografie
als Regisseurin und Drehbuchautorin:
- 1976: Ein Mädchen (Une vraie jeune fille)
- 1979: Tapage nocturne
- 1988: Lolita ’90 (36 fillette)
- 1991: Schmutziger Engel (Sale comme un ange)
- 1996: Eine perfekte Liebe (Parfait amour !)
- 1999: Romance XXX (Romance, Alternativtitel: Romance X)
- 2001: Meine Schwester (À ma sœur !)
- 2001: Kurze Überfahrt (Brève traversée)
- 2002: Sex Is Comedy
- 2003: Romance 2 – Anatomie einer Frau (Anatomie de l’enfer)
- 2007: Die letzte Mätresse (Une vieille maîtresse)
- 2009: Blaubarts jüngste Frau (Barbe bleue)
- 2010: Die schlafende Schöne (La belle endormie)
- 2013: Missbrauch (Abus de faiblesse)
als Drehbuchautorin (Auswahl):
- 1976: Bilitis – Regie: David Hamilton
- 1981: Die Haut (La pelle) – Regie: Liliana Cavani
- 1982: Die Augen, der Mund (Gli occhi, la bocca) – Regie: Marco Bellocchio
- 1985: Der Bulle von Paris (Police) – Regie: Maurice Pialat
- 1986: L'araignée de satin – Regie: Jacques Baratier
- 1988: Zanzibar – Regie: Christine Pascal
- 1988: Der schwarze Milan (Milan noir) – Regie: Ronald Chammah
- 1990: Aventure de Catherine C. – Regie: Pierre Beuchot
- 1991: Aus Liebe zum Geld (La thune) – Regie: Philippe Galland
als Darstellerin:
- 1972: Der letzte Tango in Paris (Ultimo tango a Parigi) – Regie: Bernardo Bertolucci
- 1976: Die Herren Dracula (Dracula père et fils) – Regie: Édouard Molinaro
- 2002: Laura wirbelt Staub auf (Une femme de menage) – Regie: Claude Berri
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1988: Nominierung für den Goldenen Leoparden des Filmfestivals von Locarno für Lolita ’90
- 2001: Nominierung für den Goldenen Bären der Berlinale für Meine Schwester
- 2001: Manfred Salzgeber Preis der Berlinale für Meine Schwester
- 2001: France Culture Award der Internationalen Filmfestspiele von Cannes für Meine Schwester
- 2001: Gold Hugo für den besten Film beim Chicago International Film Festival für Meine Schwester
- 2001: Elvira Notari Prize – Special Mention des Filmfestivals von Venedig für Kurze Überfahrt
- 2002: MovieZone Award des Filmfestivals Rotterdam für Meine Schwester
- 2003: Blauer Salon Preis vom Literaturhaus Frankfurt
- 2007: Nominierung für die Goldene Palme für den besten Langspielfilm der Internationalen Filmfestspiele von Cannes für Die letzte Mätresse
- 2010: C.I.C.A.E Preis des Filmfestivals von Venedig für Die schlafende Schöne
- 2013: Nominierung für den Grand Prix des Warschauer Filmfestivals für Missbrauch
- 2014: Trägerin des Ordre des Arts et des Lettres (Komtur)
Literatur (Auswahl)
- Catherine Breillat: Der leichte Mann. Verl. der Europ. Bücherei Hiernomimi, Bonn 1969.
- Catherine Breillat: Le livre du plaisir 1999, ISBN 2863919342.
- Catherine Breillat: Ein Mädchen. Kowalke, Berlin 2001, ISBN 3-932191-26-9.
- Catherine Breillat: Pornokratie. Goldmann, München 2003, ISBN 3-442-45359-3.
- Dörte Richter: Pornographie oder Pornokratie? Frauenbilder in den Filmen von Catherine Breillat. Avinus, Berlin, ISBN 978-3-930064-55-7.
Weblinks
- Literatur von und über Catherine Breillat im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Catherine Breillat in der Internet Movie Database (englisch)
- Rezension zu Catherine Breillat "Pornokratie" in der taz
- Interview mit Catherine Breillat über "Intimität" auf CINE-FILS.com
- Essay über Breillats Filmwerk auf :Ikonen:
- Breillats Auszeichnungen in der IMDb
Einzelnachweise
- cine-fils magazine: CATHERINE BREILLAT on INTIMACY - cine-fils.com. 1. Februar 2010, abgerufen am 6. April 2016.
- Catherine Breillat: L'Homme facile, roman. C. Bourgois, Paris 1968 (bnf.fr [abgerufen am 27. Dezember 2021]).
- : IKONEN : Artikel Catherine Breillat Pornokratie Anne Burkhardt Georges Bataille Jean Baudrillard Anne Burkhardt. In: www.ikonenmagazin.de. Abgerufen am 9. April 2016.
- Catherine Breillat. In: Senses of Cinema. Abgerufen am 14. April 2016 (amerikanisches Englisch).
- Catherine Breillat retro. In: IFFR. Abgerufen am 25. April 2016.
- Catherine Breillat. In: IFFR. Abgerufen am 25. April 2016.
- Catherine Breillat:'All true artists are hated'. (English) The Telegraph. Abgerufen am 9. Dezember 2010.