Carl Franz Bally
Carl Franz Bally (* 24. Oktober 1821 in Schönenwerd; † 15. August 1899 in Basel) war ein Schweizer Unternehmer. Er gründete die Schuhfabrik Bally.
Leben
Bally war Sohn des österreichischen Einwanderers Peter Bally. Er hatte dreizehn Geschwister: zehn Brüder und drei Schwestern. Zwei Brüder und eine Schwester starben jung. Am 3. September 1846 heiratete Bally die aus Aarau stammende Cäcilie Rychner. Sie bekamen zwei Söhne, Eduard Bally (1847–1926). Arthur Bally (1849–1912), die nach abgeschlossener Ausbildung in das Unternehmen eintraten.
Sein Sohn der spätere Nationalrat Eduard Bally heiratete 1874 Marie Prior. Zusammen gründeten sie 1910 in Schönenwerd das «Bally-Prior Museum». Wegen fehlender Finanzierung wurden seine Sammlungen im Jahr 2003 versteigert und das Museum geschlossen. Ein Teil der Sammlung wird heute im Kantonalen Geologischen Museum in Lausanne aufbewahrt.[1][2]
Kurz vor dem Tod von Peter Bally wurde das Unternehmen der Familie aufgeteilt. Carl Franz und sein Bruder Fritz Bally erhielten die Hosenträger- und Elastique-Fabrikation „Bally & Co.“ in Schönenwerd. 1851 gründete Carl Franz mit seinem Bruder Fritz das Unternehmen Bally, nachdem er auf einer Reise nach Paris die Idee hatte, dass eine auf Massenanfertigung basierende Schuhproduktion in der Schweiz Potential haben könne. Fritz Bally stieg bereits 1854 aus dem Unternehmen aus.
Carl Franz Bally war ein unermüdlicher Firmengründer. Obwohl sich seine Schuhe wegen schlechter Passform und weil sie klobig wirkten anfangs schlecht verkauften und er seine Angestellten nur unregelmässig und verspätet bezahlen konnte, blieb er seiner Vision treu. Erst die Gelegenheit, seine fabrizierten Schuhe nach Südamerika zu exportieren, wo sie bei Pflanzern und Kolonisten Abnehmer fanden, verbesserte 1857 die wirtschaftliche Lage des Unternehmens. Nach einer Studienreise seines Sohns Eduard in die USA wurde die Produktion ab 1870 konsequent auf Maschinenarbeit umgestellt und die Schuhe, die mittlerweile wegen ihrer Qualität und Eleganz bekannt waren, wurden in einem weltweit präsenten Filialnetz vertrieben.
Carl Franz Bally, der neben Schönenwerd weitere Produktionsstandorte in der Schweiz errichtete und die Schicht- und Sonntagsarbeit einführte, war politisch aktiv und massgeblich daran beteiligt, dass das Patentrecht in der Schweiz eingeführt wurde. Er starb am 15. August 1899 nach langer Krankheit und hinterliess ein Schuhimperium, das die Industrialisierung der Schweiz vorangetrieben hat.
Richard Kissling schuf für Bally in Schönenwerd ein Denkmal. Seine letzte Ruhe fand Bally auf dem Friedhof seines Geburtsortes Schönenwerd im Kanton Solothurn.[3]
Filme
- Bruno Moll: Der Schuh des Patriarchen. Portrait der Unternehmerfamilie Bally: Carl Franz Bally 1821–1899, Eduard Bally 1847–1926, Ivan Bally. 1988
Literatur
- Arnold Bally: Erinnerungsbilder aus vergangenen Zeiten. Ballyana-Archiv, Stiftung für Bally Familien- und Firmengeschichte, Schönenwerd 2006.
- Alex Capus: Patriarchen: Zehn Portraits. Albrecht Knaus, München 2006, ISBN 978-3-8135-0273-2.
- Gerold Ermatinger: Carl Franz Bally. Atlantis, Zürich 1938.
- Peter Heim: Königreich Bally. Fabrikherren und Arbeiter in Schönenwerd. hier + jetzt, Baden 2000, ISBN 978-3-906419-21-3.
- Peter Heim: Carl Franz Bally. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. Dezember 2001.
- Clauspeter Scalabrin (Hrsg.): Pionier und Pfaffenschreck: Die Memoiren des Carl Franz Bally. Im Auftrag der Stiftung für Bally-Familien- und Firmengeschichte Ballyana-Archiv Schönenwerd, hier + jetzt, Baden, AG 2009, ISBN 978-3-03919-083-6.
- Hans Rudolf Schmid: Bally, Carl Franz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 564 (Digitalisat).
Weblinks
- Biografie auf webquests.ch
- Publikationen von und über Carl Franz Bally im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Das Bally-Prior Museum in Schönenwerd
- Phillipp Abegg: Die Geschichte des Museums Bally-Prior
- knerger.de: Das Grab von Carl Franz Bally