Café Bauer (Frankfurt am Main)
Das Frankfurter Café Bauer wurde als geräumiges Café mit Billardsaal an der Hauptwache von 1885 bis 1930 betrieben und wegen seiner zentralen Lage und hervorragenden Ausstattung sehr bald zum führenden Caféhaus in Frankfurt. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg bei den Luftangriffen auf Frankfurt am Main bis auf die Außenmauern im Erdgeschoss zerstört und später durch einen Neubau mit anderer Nutzung ersetzt.
Café Bauer im Haus Bavaria | |
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Links: Hauptfassade mit Bavaria-Figur sowie rechts die Häuser Alemania 1892 und, angedeutet, Wolfseck 1884, Schillerplatz/Zeil. Das Café befand sich in den ersten beiden Geschossen. | |
Daten | |
Ort | Frankfurt am Main, Hessen |
Architekt | Simon Ravenstein |
Baujahr | 1885/86 |
Höhe | ca. 30 m |
Grundfläche | ca. 1000 m² |
Koordinaten | 50° 6′ 47,8″ N, 8° 40′ 42,8″ O |
Besonderheiten | |
Ausmalungen durch Hans Thoma und Wilhelm Steinhausen |
Baugeschichte
Simon Ravenstein entwarf 1884 das Wohn- und Geschäftshaus Bavaria für die Mainzer Geschwister Krause. Das Gebäude am Hauptverkehrsknoten Schillerplatz (heute Hauptwache) 8–10 / Ecke Schillerstraße 6–8, unweit der Frankfurter Börse gelegen, entstand auf den Grundstücken mehrerer Vorgängerbauten, darunter eines ehemaligen Brauhauses, dessen Name für den Neubau übernommen wurde. Ravenstein entwarf den Gebäudekomplex im Stil des Historismus mit grünlichem Sandstein und schwedischen Granitsäulen. An der Ausgestaltung wirkten 16 Kunsthandwerker und bildende Künstler mit.
Oberhalb der Hauptfassade waren die vier Taunusburgen (Kronberg, Königstein, Falkenstein und Eppstein) auf goldenem Untergrund aufgemalt. Eine aus Zink gefertigte Bavaria mit Viergespann des Bildhauers Gustav Herold, Schöpfer der Atlasgruppe auf dem Frankfurter Hauptbahnhof, zierte die Kuppel an der Hauptfassade; an Höhe und Monumentalität wurde sie Jahre später von der Laterne über dem Nachbarhaus mit der fackeltragenden Alemania übertroffen.[1] Das Gebäude wurde von einem eigenen Generator mit Strom für 170 Glühbirnen versorgt, noch ehe es in Frankfurt ein Elektrizitätswerk gab.
Ausstattung und Betrieb des Cafés
Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss des Mittelbaus eröffnete der Berliner Cafetier Mathias Bauer ein Kaffeehaus. Das Café Bauer wechselte 1899 zweimal den Besitzer und wurde bis 1930 betrieben. Die Innenausmalung des zweigeschossigen Cafés mit seinen 100 Bildfiguren (Bacchus- und Gambrinuszug) auf Tapetbögen fertigte Hans Thoma, wobei die unbekleideten Allegorien (Tierkreiszeichen und Winde) der Deckenbemalung Anstoß erregten, übertüncht und erst mit der Berühmtheit Thomas von einem seiner Schüler, Anton Baussinger, wiederhergestellt wurden – ohne dass der ursprüngliche Glanz zurückgewonnen werden konnte. Das Café bot im Lesesaal Platz für 120 Personen, Zeitschriften in zwölf Sprachen lagen aus, sowie im I. Stock einen gleich großen Raum mit fünf Billardtischen sowie einen separaten Kartenspielraum. Wilhelm Steinhausen fertigte Entwürfe für die Ausmalung sowohl der Zwickel in den Bögen des Zwischengeschosses als auch der beidseitigen Flächen neben den drei Fenster-Vierergruppen der III. Etage. Insgesamt wurden dort 38 Porträts Frankfurter Berühmtheiten[2] ansichtig, im Uhrzeigersinn beim römischen Kaiser Hadrian beginnend, endend mit dem Maler Philipp Veit.
Literatur
- Waldemar Kramer (Hrsg.): Frankfurt Chronik. Frankfurt am Main 1977.
- Frankfurter historische Gestalten. Wandgemälde an der Bavaria Schillerplatz & Schillerstr. nebst den Malereien im neuen Restaurations-Saal. Druck und Verlag von Merstatt, Schrod und Co. (Hrsg.), Frankfurt am Main 1884.
- Thomas Zeller: Die Architekten und ihre Bautätigkeit in Frankfurt am Main von 1870–1950. Denkmalamt der Stadt Frankfurt am Main (Hrsg.), Frankfurt am Main 2004, S. 294f, ISBN 3-921606-51-9.
Weblinks
- Zur Geschichte der Gebäude an der Frankfurter Hauptwache (PDF; 1,8 MB)
- Hans Thoma, Entwürfe für das Café Bauer (sechs Seiten)
Einzelnachweise
- Klötzer: Erinnerung an Frankfurt. S. 30/31: Panorama um 1903/1904 mit den Häusern (v. l. n. r.:) Bavaria, Alemania, Wolfseck sowie Hauptwache, Zeil und Katharinenkirche
- Abb. in: Kramer: Frankfurt Chronik. S. 95, 127, 217, 259, 277, 361. Komplett in von Merstatt u. a.: Frankfurter historische Gestalten.