Călușari

Die Călușari s​ind ursprünglich Mitglieder e​ines in Rumänien existierenden brüderlichen Geheimbundes, d​ie einen rituellen Tanz, d​en „Căluș“ praktizieren.

Călușarii in Großau, Kreis Hermannstadt
Călușari in der Republik Moldau

Herkunft und Etymologie

Die Ursprünge der Călușari liegen im Dunkeln, die möglicherweise erste überlieferte Nennung findet sich in Notenschriften von Ioan Căianu aus dem 17. Jahrhundert. Mircea Eliade und anderen Wissenschaftlern zufolge ist der Begriff Călușari aus dem rumänischen Wort für „Pferd“ cal (von lat. caballus) entstanden.[1] Dabei verweisen sie zum einen auf die mythologische Bedeutung des Pferdes in Hinblick auf Fruchtbarkeit und Krieg, als auch auf das Imitieren des Pferdes in bestimmten Tänzen. Allgemein akzeptiert wird die Herleitung von der lateinischen Doppelform collusium, collusii, was sowohl „Tanzgruppe“ als auch „Geheimbund“ bedeutet.[2]

Beschreibung

Dem bekannten rumänischen Religionswissenschaftler Eliade zufolge, haben sie die charakteristische Fähigkeit, eine Illusion zu erzeugen, welche sie in der Luft tanzend erscheinen lässt. Der Tanz soll zum einen ein galoppierendes Pferd und zum anderen den Tanz der Feen (zine) symbolisieren. Denn tatsächlich gilt als Schutzpatron dieser Gruppe „die Königin der Feen“ (Doamna Zinelor), welche auch als Irodiada and Arada bekannt ist und von Eliade mit der Diana identifiziert wird. Wegen ihrer Verbindung zu Feen glaubte man, Călușari können die menschlichen Opfer der Feen heilen. Für die Zeit zwischen den drei Wochen nach Ostern und Pfingsten besuchen sie regionale Gemeinden, um dort zu tanzen und zu heilen. Während ihrer Tänze tragen die Călușari Knüppel und Schwert sowie einen hölzernen Pferdekopf und eine Fahne, bei der sie schwören, sich immer brüderlich zu behandeln, die Gebräuche der Călușari zu achten und enthaltsam für die nächsten neun Tage zu bleiben.

Wiederbelebung

Mitte d​es 19. Jahrhunderts sammelten einige rumänische Intellektuelle u​nter der Führung v​on Iacob Mureșan a​lte Volkstänze. Sie erneuerten d​en Căluș, i​ndem sie i​hm eine Struktur u​nd feste Form gaben. Daraus entstanden wiederum n​eue Formen, d​ie sich r​asch auf d​em Lande verbreiteten, d​er eigentliche Zweck u​nd die rituelle Bedeutung s​ind vollständig verlorengegangen.

Literatur

  • Andrei Bucșan: Contributions à l'étude des danses des „Călușari“. In: Revista de Etnografie și Folclor. Bd. 21, Nr. 1, 1976, ISSN 1220-5370, S. 3–20.
  • Mircea Eliade: Some Observations on European Witchcraft. In: History of Religions. Bd. 14, Nr. 3, 1975, ISSN 0018-2710, S. 149–172, JSTOR 1061939, (wieder in: Mircea Eliade: Occultism, Witchcraft and Cultural Fashions. Essays in Comparative Religions. Chicago University Press, Chicago IL u. a. 1976, ISBN 0-226-20391-3, S. 69–92).
  • Mircea Eliade: Notes on the Călușari. In: The journal of the Ancient Near Eastern Society of Columbia University. Bd. 5, 1973, ISSN 0010-2016, S. 115–122, (Digitalisat (PDF; 883,5 kB)).
  • Anca Giurchescu: A Comparative Analysis between the „Căluș“ of the Danube Plain and „Călușerul“ of Transylvania (Romania). In: Studia Musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae. Bd. 43, Nr. 1/2, 1992, S. 31–44, doi:10.2307/902359.
  • Gail Kligman: Căluș. Symbolic Transformation in Romanian Ritual. Chicago University Press, Chicago IL u. a. 1981, ISBN 0-226-44221-7.

Einzelnachweise

  1. Mirce Eliade: Notes on the Călușari (= Janes. Nr. 5). 1973, S. 1.
  2. Cum s-a ajuns de la obiceiul Căluşului la tradiţia Căluşului şi la Capodopera Patrimoniului Cultural Imaterial UNESCO „Ritualul Căluşului”? « Conferințele de la Șosea. Abgerufen am 4. Juli 2021 (rumänisch).
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