Budweiser Bürgerbräu
Budweiser Bürgerbräu ist (ab 1802[1] bzw. ab 1899 offiziell[2]) die Bezeichnung für die Administration bzw. das Bier des Bürgerlichen Brauhauses Budweis, welches 1795 von Bürgern der Stadt Budweis in Böhmen gegründet wurde.
Geschichte
Der Verleih dieser Brauberechtigung wird auf die Stadtgründung durch König Ottokar II. Přemysl 1265 datiert. Kaiser Karl IV. verlieh den Budweisern das Meilenrecht. Als Kaiser Rudolf II. eine nahe, aufblühende Bergbausiedlung 1585 zur Königlichen freien Bergstadt Kayser Rudolffstadt samt Braugerechtigkeit erhob und 1588 dort eine Brauerei in Betrieb genommen wurde, brach Streit zwischen Budweis und Rudolfstadt aus. 1619 plünderten die Budweiser schließlich den Nachbarort und erhielten 1630 von Kaiser Ferdinand II. auch die alten Rechte zurück.[3]
Die erste Gemeindebrauerei befand sich in der Široké ulice, die Mälzerei hinter dem Rathaus. 1722 entstand eine zweite kleine Brauerei (malý pivovar) in der Ulice Karla IV. Streitigkeiten zwischen den beiden Brauereien wurden 1795 mit der Errichtung einer Braukommune beigelegt, an der 387 Stadthäuser Anteil hatten.[4]
Die Geschäftsführung der bürgerlichen Brauerei war technologischen Neuerungen gegenüber sehr aufgeschlossen. 1852 wurde in der Linzer Vorstadt entlang der Pferdeeisenbahn Budweis–Linz–Gmunden eine moderne Industriebrauerei errichtet, und 1871 war der gesamte Mälzerei- und Braubetrieb an diesem Produktionsstandort konzentriert.
Schon 1875 exportierte man nach Amerika. Dort war Budweiser (wie auch Pilsner) bereits eine beliebte Verkaufsbezeichnung, auch von Bieren, die in der Neuen Welt gebraut wurden. Budweiser Bürgerbräu wurde 1895 Hoflieferant für das Königreich Württemberg.
Ab 1894 firmierte man als „Die Budweiser Bräuberechtigten – Bürgerliches Bräuhaus – Gegründet 1795 – Budweis“. Als Pendant zum Bürgerbräu, das den mehrheitlich deutschsprachigen Hausbesitzern gehörte, gründeten tschechischsprachige Bewohner 1895 eine Aktienbrauerei, die heute Bier als Budweiser Budvar (tschechisch Budějovický Budvar) anbietet. Um die Nutzungsrechte der Marke Budweiser kam es zwischen den beiden ortsansässigen sowie dem amerikanischen Unternehmen Anheuser-Busch ab 1907 zum bis heute andauernden, sogenannten Budweiser-Streit.
Nach 1918 übernahmen nach und nach tschechische Besitzer das Budweiser Bürgerbräu. 1945 wurde ein Großteil der deutschsprachigen Bevölkerung vertrieben und deutsche als auch tschechische Braubürger gleichermaßen enteignet. Beide Budweiser Brauunternehmen wurden von den Kommunisten verstaatlicht und gingen mit weiteren Brauereien in den Südböhmischen Braubetrieben (Jihočeské pivovary) auf. Die Markenrechte an den deutsch klingenden Namen wurden abgegeben bzw. gingen verloren, man verkaufte als Crystal bzw. Samson. 1960 bzw. 1989 wurde die Brauerei in První budějovický pivovar Samson (Erste Budweiser Brauerei Samson) umbenannt.
Hatte die Brauerei bisher unter den Markennamen Crystal, Czech Beer Crystal, Bière Tcheque Crystal und Samson verkauft, so erlangte die Brauerei 1991 die Rechte an den Herkunftsbezeichnungen Budějovický měšťanský var und Budweiser Bürgerbräu sowie 1993 an Budějovické pivo, Budweiser Bier, Bière de Budweis und Budweis Beer.
Seit Juli 2001 firmiert das Unternehmen wieder als Budějovický měšťanský pivovar a.s. (Budweiser Bürgerbrauerei AG).
Im Januar 2012 wurde bekannt, dass die US-Brauerei Anheuser-Busch die Markenrechte an der Budweiser Bürgerbräu erworben hat.[5]
Biermarken
Die Etiketten der Flaschen tragen laut Firmenwebseite (engl. und tschech. Version) jeweils die (deutschsprachige) Bezeichnung „Budweiser Bier“, außer für die USA, wo es als „B.B. Bürgerbräu“ auftreten muss.
- B.B. Budweiser Bier
- 1795 Budweiser Bier
- Samson Budweiser Bier
- Pito Budweiser Bier (alkoholfrei)
- Dianello Budweiser Bier (zuckerarm)
Literatur
- Winfried Dimmel: Die Budweiser Aktienbrauerei und die Konstruktion des Nationalen. Brauindustrie im Spannungsfeld von Wirtschaftsnationalismus und Verdrängungswettbewerb. In: Schriften zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Band 29, Hamburg 2017, ISBN 978-3-8300-9298-8, 197 Seiten (bes. Abschnitt 4.2 Das Bürgerliche Brauhaus in Budweis – der nationale „Antipode“. S. 74–79).
Einzelnachweise
- Brian Kenety: Centuries-old 'Budweiser Bier' heading for St Louis to take on American giant. auf der Webseite von Radio Praha (englisch).
- The history of the brewery.: On 10. August 1899 the trademark "Budweiser Bürgerbräu" was also registered.
- pivovarnictví (Brauwirtschaft). In: encyklopedie.c-budejovice.cz. Stadt Budweis (tschechisch).
- Dimmel 2017, S. 75.
- Anheuser-Busch dürstet nach Budweiser. auf absatzwirtschaft.de, zitiert wird der nur mehr auf archiv.is vorhandene Artikel von Simone Brunner: Anheuser-Busch kauft die Marke „Budweiser Bier“. Übernahme. Anheuser-Busch übernimmt die Tschechische Budweiser Bürgerbrauerei und sichert sich die Marke „Budweiser Bier“ (Memento vom 4. Mai 2016 im Internet Archive). Wirtschaftsblatt, 12. Jänner 2012.