Bruno Koschmider
Bruno Koschmider (* 30. April 1926 in Danzig; † 2000 in Hamburg) war ein deutscher Unternehmer. Er betrieb ab 1950 Strip-Lokale in Hamburg und galt zu seiner Zeit als „Kiezgröße“. Bekannt wurde er dadurch, dass in seinen Lokalen die Beatles erstmals längere Zeit engagiert waren und auch zum ersten Mal in Deutschland auftraten.
Leben
Bruno Koschmider trat in jungen Jahren als Zirkusartist am Trapez auf. Nach einem Unfall konnte er nicht mehr auftreten. Er selbst bezeichnete sich als kriegsversehrt.[1]
1950 eröffnete er das „Indra“ in der Großen Freiheit in Hamburg als eine kleine Tabledance-Bar. Später eröffnete er in derselben Straße noch das Café „Heaven and Hell“, das Sexkino „Bambi“ und im Oktober 1959 den Kaiserkeller mit Platz für 700 Gäste. Zu der Zeit wollte er zusätzlich zu den Stripperinnen Musikbands auftreten lassen, mit der Absicht, dass seine Gäste dann länger bleiben würden und auch mehr tränken. Im Kaiserkeller stellte er eine Jukebox auf, bei der Rock ’n’ Roll am beliebtesten war. Gleichzeitig begann er, Beatbands auftreten zu lassen.[1]
Allan Williams, ein britischer Gastronom und Musikmanager, vermittelte damals Bands aus dem britischen Raum. Zu Anfang wollte Koschmider die Beatles nicht auftreten lassen, weil sich ihr Name mundartlich ausgesprochen wie „Penis“ anhörte. Nachdem er bereits zwei andere Gruppen engagiert hatte, schloss er während eines Besuchs in London mit Williams einen Vertrag, wonach die Beatles im Indra spielen sollten.[1] Sie traten in der Woche 4 ½ und am Wochenende 6 Stunden ohne Pause auf und erhielten dafür 30,- DM. Das Indra wurde damals hauptsächlich von Prostituierten und ihren Freiern besucht.[2][3] Sie wohnten in Räumen des Sexkinos. Nachdem sich Nachbarn über die Lärmbelästigung beschwert hatten, schloss Koschmider das Indra und die Beatles traten im Kaiserkeller auf. Dort wechselten sie sich mit Rory Storm & the Hurricanes ab und es gab in dem Club durchgehend Livemusik.[1] Geworben wurde mehr mit der damals populäreren Band Rory Storm & the Hurricanes, die auch eine höhere Gage erhielt.
Koschmider forderte von allen Musikern, auf der Bühne nicht zu essen und zu rauchen. Sie mussten saubere Kleidung tragen und gepflegt aussehen. Es war ihnen verboten, über das Mikrofon mit dem Publikum zu reden. Wichtig war es ihm, dass die Musiker immer in Bewegung blieben und dabei „Schau“ machten. Sie sollten auf dem Klavier stehen oder ins Publikum springen – Hauptsache Stimmung im Saal.[1]
Die Beatles traten einige Male im Top Ten Club auf, der die Konkurrenz zu Koschmiders Lokalen darstellte. Koschmider war darüber verärgert und zeigte das jüngste Beatles-Mitglied George Harrison an, weil dieser sich als Minderjähriger noch nach 22.00 Uhr in einem Nachtclub aufhielt. Am 21. November 1960 wurde Harrison aus Deutschland ausgewiesen.[1] Die Beatles wollten danach im Top Ten Club auftreten und dazu aus den Räumen von Koschmider ausziehen. Am 29. November packten Paul McCartney und Pete Best ihre Sachen und verbrannten dabei, angeblich um Licht zu haben, nach unterschiedlichen Darstellungen entweder einen Wandteppich oder Kondome. Das Feuer glomm noch, als sie den Raum verließen, und Koschmider zeigte sie wegen Brandstiftung an. Sie wurden verhaftet und nach einer Nacht in einer Zelle auf der Davidwache aus Deutschland ausgewiesen.[3]
Danach versuchte Koschmider es wieder mit reinen Striplokalen ohne Livemusik.[1] Er verlor seine Lokalitäten und arbeitete später als Kartenabreißer und Peepshow-Aufseher.[4]
Er starb verarmt in Hamburg.[1]
Eine Hamburger Beatles-Coverband nennt sich nach ihm seit 2011 „Die Koschmiders“.[5]
Im Film Birth of the Beatles (1979) wurde er von Richard Marner dargestellt, in Blackbeat von Paul Humpoletz und in In His Life: The John Lennon Story von Alex Cox.
Weblinks
- Bruno Koschmider-Clubesitzer wäre 85 geworden geboren 30. April 1926 in Danzig mit Foto
- Jennifer Reinhard: Wieso eigentlich Hamburg?, Focus Online, 17. August 2010, Bericht über den Beginn der Beatles-Karriere in den Lokalen von Bruno Koschmider
Einzelnachweise
- Hunter Davis: The Beatles Book, Random House, 2016 (Vorschau bei googlebooks)
- Die Beatles: Eine Hamburger Musikkarriere auf hamburg.de (abgerufen am 7. Januar 2017)
- Auf den Spuren der BEATLES in Hamburg auf der Website von Wolfgang Groehl (abgerufen am 7. Januar 2017)
- Bruno Koschmider-Clubesitzer wäre 85 geworden geboren 30 April 1926 in Danzig auf diboland-world.blogspot.de (abgerufen am 7. Januar 2017)
- Website von „Die Koschmiders“ (abgerufen am 7. Januar 2017)