Broughtonia
Die Gattung Broughtonia der Familie der Orchideen (Orchidaceae) umfasst sechs Pflanzenarten, die auf verschiedenen Inseln der Karibik vorkommen. Die kleinen, ausdauernden Pflanzen wachsen epiphytisch. Sie werden gelegentlich kultiviert, und besonders mit Broughtonia sanguinea wurden zahlreiche Hybriden gezüchtet.
Broughtonia | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Broughtonia sanguinea, Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Broughtonia | ||||||||||||
R.Br. |
Beschreibung
Alle Arten dieser Gattung sind immergrüne, ausdauernde krautige Pflanzen. Aus einem Rhizom entspringen die Wurzeln, die von einem vier bis sechs Zellschichten dicken Velamen umgeben sind. Die Pseudobulben stehen dicht beieinander am Rhizom, sie bestehen aus mehreren Internodien. Pseudobulben und Rhizom sind von trockenen Niederblättern umgeben. Die Laubblätter – je eines oder zwei sind je Pseudobulbe vorhanden – sind oval bis lanzettlich geformt, ledrig bis fleischig und bei einigen Arten am Rand rau gezähnt. Der endständige Blütenstand überragt die Blätter deutlich, er trägt am Ende fünf bis 20 resupinierte Blüten in einer Traube oder wenig verzweigten Rispe. Die Blütenfarbe ist generell rosa, die Lippe trägt einen gelben Fleck. Die Sepalen sind lanzettlich, die Petalen deutlich breiter und am Rand etwas gewellt. Alle Blütenblätter sind frei. Die Lippe ist ungelappt oder undeutlich dreilappig, an der Basis nach oben um die Säule gerollt, ansonsten flach ausgebreitet. Der Rand der Lippe ist gewellt und gefältelt, die Spitze manchmal eingezogen. Vom Grund der Lippe bis zur Mitte erstreckt sich ein gelber Fleck sowie ein gelb gefärbter, gekielter Kallus. An der Basis geht die Lippe in ein schlauch- oder sackförmiges Nektarium über, das entweder von außen als Ausbeulung sichtbar ist oder ganz mit dem Fruchtknoten verschmolzen sein kann. Die Säule ist an ihrem Ende seitlich verbreitert, bei einigen Arten zudem an der Basis mit zwei Höckern versehen. Es sind vier gleich große oder acht ungleich große Pollinien vorhanden.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40.
Verbreitung
Die Arten besiedeln verschiedene Karibik-Inseln, Kuba, die Bahamas, Jamaika, Hispaniola, Mona Island und Puerto Rico. Sie wachsen dort epiphytisch in trockenen Wäldern, Dorngebüsch und Kakteen-Gesellschaften, manchmal auch an feuchteren Stellen. Die Standorte liegen meist in voller Sonne.
Systematik und Botanische Geschichte
Die Gattung Broughtonia wird in die Untertribus Laeliinae eingeordnet. Nahe verwandt sind die Gattungen Psychilis, Quisqueya und Tetramicra.[1] Obwohl Broughtonia nur sechs Arten umfasst, werden diese von manchen Autoren auf drei Gattungen aufgeteilt. Jede dieser drei Gattungen ist für sich monophyletisch und besiedelt ein geographisch abgrenzbares Gebiet, der Zusammenschluss aller drei Gattungen allerdings auch.
Robert Brown stellte 1813 die Gattung Broughtonia auf. Er wollte damit wahrscheinlich den englischen Arzt und Botaniker Arthur Broughton (ca. 1758 – 1796) ehren.[2] Typusart der Gattung ist Broughtonia sanguinea.[3] Diese war schon vorher von Olof Peter Swartz als Epidendrum sanguineum beschrieben worden. Die Gattung Laeliopsis wurde 1853 von Lindley aufgestellt, und Cattleyopsis ebenfalls 1853 von Lemaire. Alle sechs Arten sind einmal oder mehrmals zwischen diesen drei Gattungen hin- und hergeschoben worden.
Arten
Folgende Arten wurden anerkannt:[4]
- Broughtonia cubensis (Lindl.) Cogn., westliches Kuba[4]
- Broughtonia domingensis (Lindl.) Rolfe, Hispaniola, Mona Island, Puerto Rico[4]
- Broughtonia lindenii (Lindl.) Dressler, Kuba und Bahamas[4]
- Broughtonia negrilensis Fowlie, Jamaika[4]
- Broughtonia ortgesiana (Rchb.f.) Dressler, Kuba[4]
- Broughtonia sanguinea (Sw.) R.Br., Jamaika[4]
Zwischen Broughtonia negrilensis und Broughtonia sanguinea kommt die natürliche Hybride Broughtonia × jamaicense Sauleda & R.M.Adams vor. Ebenso gibt es Hybriden zwischen Broughtonia domingensis und Psychilis olivacea.
Kultur
Sowohl die Arten sind in Kultur zu finden als auch zahlreiche Hybriden mit verwandten Gattungen. Besonders Broughtonia sanguinea wurde zu Züchtungszwecken verwendet. Die Broughtonia-Arten vererben eine Reihe von erwünschten Eigenschaften wie intensive Blütenfarbe und flache, runde Blüten. Sie benötigen in Kultur viel Licht und Wärme und sind empfindlich, wenn sie nach dem Wässern nicht schnell abtrocknen.
Literatur
- Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase: Genera Orchidacearum. Bd. 4/1: Epidendroidae (Part one). Oxford University Press, 2005. S. 210–213. ISBN 0-19-850712-7
- Withner, C.L. (1996): The Cattleyas and their relatives. Volume IV. The Bahamian and Caribbean Species. Timber Press, Portland. ISBN 0-88192-344-3. S. 15–29, 81–84.
Einzelnachweise
- van den Berg, C. & Chase, M.W. (2004): A reappraisal of Laeliinae: taxonomic history, phylogeny and new generic alliances. Orchid Digest 68(4): 223. Online, PDF (Memento des Originals vom 26. September 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin Berlin 2018.
- W. T. Aiton: Hortus Kewensis; Or, A Catalogue of the Plants Cultivated in the Royal Botanic Garden at Kew. The second edition. 5: 217. London 1813
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Broughtonia. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 6. April 2020.