Brillenbuchstaben
Als Brillenbuchstaben oder Sigillen (von lateinisch Sigillum „Siegel“; auch Engelsschrift oder Engelsalphabet, engl. Loops) werden Buchstaben in antiken oder altorientalischen magischen Inschriften bezeichnet, die meist durch Kreise in Verbindung mit Strichen dargestellt sind[1] (vgl. Sigillenmagie). Manchmal sind sie den Buchstaben der hebräischen Quadratschrift nachempfunden und können dem hebräischen Alphabet zugeordnet werden[2][3], so z. B. die bei Agrippa von Nettesheim erwähnten Formen (Céleste, Malachim und Passage du fleuve). Brillenbuchstaben unterschiedlichster Gestalt kommen in Textdokumenten erstmals im altgriechischen und lateinischen Bereich[4][5] und später in verschiedensten Zeiträumen und Kulturen (z. B. in spätantiken Zauberschalen und Amuletten[6][7], auf äthiopischen, demotischen und mandäischen Amuletten) immer wieder vor und sollen wohl, wie auch das Thebanische Alphabet, der Darstellung von Zaubersprüchen dienen. Auch wenn die Buchstaben entziffert werden können, bleibt der Inhalt unverständlich. Den Begriff prägte Hans Alexander Winkler[8].
Brillenbuchstaben finden sich auch im Sefer Raziel[9].
Weblinks
- Agrippa von Nettesheims Brillenbuchstaben auf Omniglot (englisch):
Quellen
- Katja Sündermann: Spirituelle Heiler im modernen Syrien: Berufsbild und Selbstverständnis, Schiler Verlag, 2005, S. 391
- Gustav Davidson: A Dictionary of Angels Including the Fallen Angels, New York, 1971, S. 335
- Robert Ambelain, La Kabbale Pratique, Paris: Editions Nicolaus, 1951
- R.Kotansky: Greek Magical Amulets. The Inscribed Gold, Silver, Copper, and Bronze Lamellae, Part I, Published Text of Known Provenance, Opladen, 1994
- R.Kotanksy/J.Naveh/S.Shaked: "A Greek-Aramaic silver amulet from Egypt in the Ashmolean Museum", Le Muséon 105, S. 5–25, 1994
- Joseph Naveh/Shaul Shaked: Amulets and Magic Bowls. Aramaic Incantations of Late Antiquity, /Jerusalem/Leiden, 1985, Tafeln 2,4
- Joseph Naveh/Shaul Shaked: Magic Spells and Formulae, Jerusalem, 1993, Tafel 7
- Hans Alexander Winkler, Siegel und Charaktere in der muhammedanischen Zauberei, Berlin, 1930, S. 159
- Joshua Trachtenberg, Jewish Magic and Superstition. A Study in Folk Religion, New York, 1974, S. 140f.