Boden-Boden-Rakete
Eine Boden-Boden-Rakete ist eine Rakete, die vom Boden aus gegen Bodenziele abgefeuert wird.
Das Spektrum an Boden-Boden-Raketen reicht von Panzerabwehrwaffen der Infanterie (wie Panzerfaust oder Raketengranaten, z. B. RPG-7) bis hin zu nuklearen Interkontinentalraketen.
Allgemeines
Gebräuchlich ist auch, die Bezeichnung für Artillerieraketen für den indirekten Beschuss zu verwenden. Dazu zählen von Raketenwerfern abgefeuerte ungelenkte Raketen, so bei der Katjuscha („Stalinorgel“), die Reichweiten zwischen 10 und 90 km erreichen, teils auch 300 km.
Auch Minen können mittels Boden-Boden-Raketen gelegt werden (z. B. Schmetterlingsminen).
Die englische Bezeichnung lautet Surface-to-surface missile. Die Abkürzung dieser Bezeichnung, SSM oder SS, wird für die Namensgebung zahlreicher Boden-Boden-Raketen verwendet (z. B. SS-20), wobei es sich hier ursprünglich um den NATO-Code handelt.
Raketen, welche Ziele erreichen können, die sich außerhalb der Sichtweite des Schützen befinden, werden auch als Beyond-Visual-Range-Raketen bezeichnet.
Entwicklung in Deutschland
Wegen der Festlegungen im Versailler Vertrag durfte das Deutsche Reich keine schwere Artillerie entwickeln oder besitzen. Fernraketen waren im Vertrag nicht genannt. Die Reichswehr kommandierte Ende der 1920er Jahre Walter Dornberger zum Maschinenbaustudium an die Technische Hochschule Charlottenburg ab. Dort lernte er Arthur Rudolph kennen, welcher in den Heylandt-Werken an Raketenexperimenten arbeitete. Rudolph zeigte sich interessiert und arbeitete von da an in seiner Freizeit gemeinsam mit Walter J. H. Riedel an Valiers Raketenprojekten. Am 17. Mai 1930, einen Tag nachdem Arthur Rudolph die Arbeit an dem Raketenprojekt aufgenommen hatte, starb Raketenpionier Max Valier bei der Explosion eines Raketentriebwerk-Prototypen. Weitere Raketen-Experimente wurden zunächst durch Paulus Heylandt verboten, Rudolph setzte seine Arbeit jedoch gemeinsam mit Riedel und Alfons Pietsch fort. Nach dem Studium wurde Dornberger 1932 die Entwicklung von Feststoffraketen im Heereswaffenamt übertragen. Er warb Wernher von Braun und andere an. 1936 wurde Dornberger die verantwortliche Leitung der Raketenentwicklung des Heeres übertragen, die zur Entwicklung des Aggregats 4 (A4, besser bekannt als V2) führte. Von 1936 bis 1943 war Dornberger Chef der Raketenabteilung des Heereswaffenamtes, danach wurde er Kommandeur der Heeresversuchsanstalt Peenemünde.
Ballistische Raketen
Auch ballistische Raketen sind Boden-Boden-Raketen, die meist ein eigenes Steuerungssystem benutzen, um eine bessere Treffergenauigkeit (CEP) zu erzielen. Sie werden nach Angaben der Range Association, London und des Centre for Defence and International Security Studies (CDISS) seit 1996 nach ihrer Reichweite wie folgt klassifiziert:
Klasse | Internationale Bezeichnung | Reichweite [km] |
---|---|---|
Gefechtsfeld-Kurzstreckenraketen | Battlefield Short Range Ballistic Missiles (BSRBM) | 0 bis 150 |
Kurzstreckenraketen | Short Range Ballistic Missiles (SRBM) | 150 bis 799 (früher bis 999) |
Mittelstreckenraketen mittlerer Reichweite | Medium Range Ballistic Missiles (MRBM) | 800 bis 2.399 (früher 1.000 bis 2.700) |
Mittelstreckenraketen größerer Reichweite | Intermediate Range Ballistic Missiles (IRBM) | 2.400 bis 5.499 (früher 2.700 bis 5.500) |
Interkontinentalraketen | Intercontinental Ballistic Missiles (ICBM) | 5.500 bis 15.000 |
Ubootgestützte ballistische Raketen | Submarine Launched Ballistic Missiles (SLBM) | keine Reichweitenklassifizierung |
Die Nutzlast dieser Raketen ist sehr verschieden und reicht von einfachen Sprengladungen bis hin zu thermonuklearen Sprengköpfen.