Blutdruckmessgerät
Ein Blutdruckmessgerät (auch Blutdruckmesser und Sphygmomanometer) ist ein automatisches oder manuell anzuwendendes Messgerät zur indirekten Feststellung des arteriellen Blutdrucks in den Blutgefäßen, also zur Durchführung einer indirekten Blutdruckmessung. Die gemessenen Werte werden in der Regel als der obere (systolische) und der untere (diastolische) Druck in der Einheit Millimeter Quecksilbersäule (mmHg bzw. Torr) angegeben. Typische Orte zur Anlage der Druckmanschette am menschlichen Körper sind der Oberarm oder das Handgelenk. Mögliche Messwerte sind auch die Herzfrequenz oder der arterielle Mitteldruck (MAD).
Klassisches Blutdruckmessgerät (Sphygmomanometer)
Die klassische arterielle Druckmessung wird mit der Methode nach Riva-Rocci, mit mechanischen Geräten am Oberarm durchgeführt. An einer Manschette befinden sich, über Schläuche verbunden, ein analoger Druckmesser und ein Gummiball. Die Druckmanschette wird am Oberarm auf Herzhöhe angelegt und mit dem Gummiball aufgepumpt. Beim langsamen Ablassen treten durch die Blutströmung Verwirbelungsgeräusche (Korotkow-Geräusche) auf, anhand derer mit Hilfe eines Stethoskops der systolische und diastolische arterielle Druckwert ermittelt werden kann (auskultatorische Messung).
Der mit Manschette am Oberarm und Tasten des Pulses „nach Riva-Rocci“ gemessene Blutdruck wird mit „RR“ (Riva-Rocci) abgekürzt. Im Laufe der Zeit wurde die Messtechnik verbessert, indem der analoge Druckmesser (kombiniert mit der Palpation durch eine Person) durch elektronische Messfühler (kombiniert mit einer elektronischen Auswertung des Drucksignals) ersetzt wurde. Zusätzlich kann so die Pulsfrequenz ermittelt werden.
Automatisches Blutdruckmessgerät
Elektronische automatische Blutdruckmessgeräte erfassen Werte aus der Manometerpulsation.[1]
Messung am Handgelenk
Die handelsüblichen Messgeräte messen den arteriellen Druck an der Innenseite des Handgelenkes und sind einfach zu bedienen. Messgerät und Manschette bilden eine Einheit. Das Gerät wird auf der Innenseite des Handgelenkes, an der Pulsader, angelegt und mit der Manschette befestigt. Nach dem Start der Messung wird die Manschette durch eine elektrische Pumpe so lange auf einen initialen Messdruck aufgepumpt, bis kein Blut mehr durch die Arterie fließen kann. Durch ein elektrisch gesteuertes Ventil wird der Druck in der Manschette schrittweise reduziert. Sensoren erfassen den aktuellen Druck und die sich ändernden Blutflussgeräusche. Durch Mustererkennung registriert das Gerät die Punkte des systolischen und diastolischen arteriellen Blutdrucks. Daneben können weitere Kennzahlen wie z. B. Pulsfrequenz, Herzrhythmusstörungen erfasst und ein Gesamtbewertungstatus ermittelt werden.
Der gemessene Blutdruck hängt stark von der relativen Messhöhe ab – besonders auch von der Armhaltung: Es gilt daher die Regel, die Manschette möglichst in Herzhöhe zu halten. 1 cm Blutsäule entspricht einer Druckänderung von etwa 0,75 mmHg. Wenn das Gerät bei sitzendem Probanden auf Bauchnabelhöhe gehalten wird, misst man also jeweils etwa 20 mmHg mehr Druck als auf Herzhöhe.
Messung am Oberarm
Moderne Oberarm-Messgeräte zeigen die Werte auf einem integrierten Bildschirm an. Die Manschette kann vom Messgerät getrennt werden, um unterschiedliche Manschettengrößen zu ermöglichen. Sie sind weniger anwenderfreundlich als Messgeräte mit Messung an der Innenseite des Handgelenkes und teurer. Für sie spricht aber die Genauigkeit der Messergebnisse.
Messung am Finger
Die vor einigen Jahren am Markt befindlich gewesenen Finger-Blutdruckmessgeräte sind praktisch nicht mehr erhältlich. Die Messgenauigkeit war nicht hinreichend, denn die "Messergebnisse hängen zu sehr von der Durchblutung des Fingers ab". Nur durch mehrmaliges Messen konnte ein näherungsweise zutreffender Durchschnittswert ermittelt werden. Die meist über den Zeigefinger gestülpte, elektrisch aufblasbare Manschette war zudem nur für bestimmte Fingerstärken geeignet. Ähnliche Geräte dienen heute rein der Pulsmessung.
Einordnung als Medizinprodukt
Ein Blutdruckmessgerät ist ein Medizinprodukt. Medizinprodukte wirken am oder im Körper, ohne dabei in den menschlichen Stoffwechsel einzugreifen. Sie werden nach dem Medizinproduktegesetz in folgende Produktklassen eingeteilt:
- Klasse I: niedrigste Risikoklasse; hierzu zählen klassische Blutdruckmessgeräte (Sphygmomanometer)
- Klasse IIa: Anwendungsrisiko; hierzu zählen digitale Blutdruckmessgeräte
Für die Klasseneinteilung ist es entscheidend, wo das Produkt angewendet wird (auf der Haut oder im Körper), wie lange es dort verbleibt und wie es betrieben wird (z. B. mit Strom).[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- Mario Wurglics: Blutdruckmessgerät. In: pschyrembel.de. Pschyrembel online, April 2020, abgerufen am 27. Januar 2022.
- Richtlinie 93/42/EWG (PDF)