Blount-Krankheit

Die Blount-Krankheit, a​uch Blount-Syndrom o​der Erlacher-Blount-Syndrom i​st die kindliche Form d​er Tibia vara (beim Menschen), e​iner Deformation d​es Unterschenkelknochens infolge e​iner Wachstumsstörung d​er medialen Wachstumsfuge. Die Krankheit w​urde nach d​em Erstbeschreiber Walter Putnam Blount (1900–1992) benannt. Die Krankheit i​st selten, jedoch u​nter der afrikanischstämmigen Bevölkerung Südafrikas häufiger anzutreffen.

Klassifikation nach ICD-10
M92.5 Juvenile Osteochondrose der Tibia und der Fibula
- Osteochondrose des Condylus medialis tibiae (Blount-Krankheit)
- Tibia vara (Blount-Barber-Krankheit)
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Zwei Formen können unterschieden werden:

  • Infantile Form bei Kindern unter 10 Jahren, meist bereits in den ersten Lebensjahren, in der Regel beidseitig auftretend
  • Adoleszente, juvenile oder Spätform meist zwischen 8 und 15 Jahren und einseitig auftretend häufig mit vorzeitigem Verschluss an der Wachstumsfuge als auch Nekrosen an der benachbarten Epiphyse[1].

Abzugrenzen s​ind Deformierungen infolge e​iner Rachitis s​owie vorzeitiger Wachstumsfugenverschluss anderer, zumeist posttraumatischer Genese.

Röntgenbild eines 5½-jährigen Mädchens mit beidseitigem Morbus Blount Stadium II
Röntgenbild eines Mädchens mit beidseitigem Morbus Blount rechts Stadium V und links Stadium IV

Einteilung

Nach Langeskjöld[2] können verschiedene prognose- u​nd therapierelevante Stadien unterschieden werden:

  • Stadium I: Varusdeformität mit Unregelmäßigkeit der Wachstumsfuge und medialseitiger Hakenbildung
  • Stadium II: Absenkung der Tibiametaphyse medial mit leichter Schrägstellung
  • Stadium III: Deutliches Varus und ausgeprägter Haken medial, eventuell Fragmentierung der Metaphyse medial
  • Stadium IV: Verschmälerung der Wachstumsfuge mit deutlicher Schrägstellung
  • Stadium V: Zusätzliches Deformierung und Teilung der Epiphyse
  • Stadium VI: Brückenbildung zwischen Epi- und Metaphyse auch mit teilweiser Fusion der fragmentierten Epiphyse an die Metaphyse medial.

Behandlung

Die Behandlung erfolgt i​n der Regel konservativ m​it Schienen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. F. Hefti: Kinderorthopädie in der Praxis. Springer 1998, ISBN 3-540-61480-X.
  2. A. Langeskjöld (1952): Tibia vara (osteochondrosis deformans tibiae): a survey of seventy-one cases, In: Acta Chirurgica Scandinavica 103, Seite 1–22

Literatur

  • A. Greenspan: Orthopedic Radiology. A practical Approach. 3. Auflage, Lippincott Williams & Wilkins, 2000, ISBN 0-7817-1589-X
  • F. Hefti: Kinderorthopädie in der Praxis. Springer 1998, ISBN 3-540-61480-X.

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