Blatt (Magazin)
Das Blatt – Stadtzeitung für München war eine alternative Stattzeitung, die vom 6. Juli 1973 bis zum 14. Juni 1984 in insgesamt 274 Ausgaben in München erschien. Gründer waren Gerd Hortmeyer und Jürgen Ritter. „Blatt“ war die erste alternative Stadtzeitung Westdeutschlands und gilt als der Prototyp aller späteren Stadtmagazine. Das Blatt verstand sich als publizistische Plattform und Forum der undogmatischen Linken und der Alternativbewegung. Blatt sah sich als Teil einer Gegenöffentlichkeit, welche diejenigen zu Wort kommen lassen wollte, die keinen Zugang zu den etablierten Medien hatten. Veranstaltungskalender und der große Kleinanzeigenteil wurden zum viel kopierten Vorbild. Das Blatt kann als Vorläufer jener Blätter gelten, die Ende der 1980er Jahre von verschiedenen Großverlagen als lukratives Geschäftsmodell entdeckt und zu gewinn- und konsumorientierten Hochglanzmagazinen durchgestylt wurden.
Blatt – Stadtzeitung für München | |
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Beschreibung | deutsche Stadtzeitung |
Erstausgabe | 6. Juli 1973 |
Einstellung | 14. Juni 1984 |
Erscheinungsweise | zweiwöchentlich |
ISSN (Print) | 0177-6282 |
Blatt kam vierzehntäglich heraus und wurde auch über München hinaus gelesen, die Auflage schwankte zwischen 10.000 und 25.000 Exemplaren. Nachdem das Blatt um 1977 seine höchsten Auflagenzahlen zu verzeichnen hatte, wurde es 1984 wegen der hoffnungslosen finanziellen Situation eingestellt. Nach Anzeigeneinbrüchen und sinkenden Abozahlen erschien mit Nummer 274 eine letzte „Notausgabe“.
Gegen die presserechtlich Verantwortlichen wurden im Laufe der Jahre mehrere Strafverfahren wegen Verunglimpfung des Staates, öffentlicher Billigung von Straftaten und Aufforderung zu strafbaren Handlungen eingeleitet. Beispielsweise wegen Beleidigung des bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel („seniler Weißwurstpräsident“) und Anleitungen zum Cannabisanbau.
Ein Münchner Justizbeamter soll ausschließlich mit der Suche nach verdächtigen Äußerungen in der vierzehntäglichen Publikation – einschließlich ihres Kleinanzeigenteils – beschäftigt gewesen sein.
Bekannter Mitarbeiter des Blattes war der Comicautor und Zeichner Gerhard Seyfried.
Siehe auch
Literatur
- Franz-Maria Sonner (Hrsg.): Werktätiger sucht üppige Partnerin. Die Szene der 70er Jahre in Kleinanzeigen. Antje Kunstmann Verlag, München 2005.
- ID-Archiv im Internationalen Institut für Sozialgeschichte: Schwarze Texte. Politische Zensur in der BRD – 1968 bis heute. Dokumente – Analysen – Diskussionen. Aufl. Amsterdam 1990, ISBN 3-89408-002-7 (Dokumentation von u. a. einigen inkriminierten Blatt-Artikeln auf den Seiten 41f, 71 und 82)
- ID-Archiv im Internationalen Institut für Sozialgeschichte: Projekt Gedächtnis. ID-Artikel aus den Jahren ’73–’81, Amsterdam 1988 (ID-Artikel zum Blatt auf den Seiten 75–79)
Archive
- Archiv 451, München, Christine Dombrowsky, seit 2010 im "Archiv der Münchner Arbeiterbewegung"[1].
Weblinks
- Solveig Grothe: Die Erfindung des Stadtmagazins – Eins gegen alle, in einestages von Spiegel online am 9. März 2009, online unter spiegel.de
- Das Blatt – die erste alternative Stadtzeitung, Video: Eva Mair-Holmes berichtet von ihrer Mitarbeit beim „Blatt“, hochgeladen am 19. Oktober 2012, online unter memoro.org
Einzelnachweise
- Homepage Protest München: 1967 - Der Trikont Verlag und das Archiv 451, online abgerufen am 15. Dezember 2018 | 15:56 Uhr - online abrufbar