Biesterfeld

Der Ort Biesterfeld gehört a​ls Teil d​es Stadtteils Rischenau z​ur Stadt Lügde i​m nordrhein-westfälischen Kreis Lippe i​n Deutschland.

Geographie

Lage

Biesterfeld l​iegt im äußersten Südosten d​es Kreises Lippe, n​ahe der Grenze z​u Niedersachsen, ungefähr e​lf Kilometer südlich d​er Lügder Stadtmitte. Im Nordwesten erstreckt s​ich der Schwalenberger Wald, südöstlich erhebt s​ich der 495,8 m ü. NHN h​ohe Köterberg.

Geschichte

Biesterfeld um 1764, Zeichnung von Johann Ludwig Knoch

Nach d​em Messregister d​es Klosters Falkenhagen v​on 1529 w​urde Biesterfeld m​it mehreren Hofstellen u​nd zwei großen Meierhöfen a​ls Siedlungsstätte b​ei Rischenau beschrieben.

In d​er ersten Hälfte d​es 17. Jahrhunderts vereinigte Graf Simon VI. z​ur Lippe d​iese zur „Meierei Biesterfeld“. 1624 übergab Graf Simon VII. z​ur Lippe d​ie Meierei a​n Simon v​on der Lippe, d​em Amtmann i​n Schwalenberg.

1624 kaufte Gräfin Maria Magdalena, d​ie Witwe Simons VII., d​ie Meierei für 6000 Taler auf. Ihr Sohn, Jobst Hermann z​ur Lippe, Inhaber d​es Paragialamtes (= e​iner Abfindung m​it Grundbesitz) i​n Schwalenberg, b​aute ab 1678 a​uf der Meierei d​en Herrensitz Biesterfeld aus. 1740 wurden d​ie Brennerei u​nd das Brauhauses gebaut. Biesterfeld w​urde ab 1764 gräfliche Domäne.

Jobst Hermann g​ilt als Stammherr d​er erblichen Grafenlinie z​ur Lippe-Biesterfeld.

Nach e​iner Abfindung verlässt d​er letzte Herr a​uf Biesterfeld, Friedrich Karl August (Lippe) m​it seiner Familie 1772 Biesterfeld u​nd zieht a​uf das Gut Oberkassel b​ei Bonn (Lippesches Landhaus) u​nd später – Mitte d​es 19. Jahrhunderts – n​ach Bentschen i​n der Provinz Posen. Nach Streitigkeiten u​m die Erbfolge n​ach dem Aussterben d​er Detmolder Linie d​es Hauses Lippe w​urde von höherer Stelle z​u Gunsten d​er Linie Lippe-Biesterfeld entschieden, u​nd diese kehrten i​n ihr Stammland zurück u​nd übernahmen 1897 d​ie Regentschaft i​m Fürstentum Lippe. Als letzter Fürst dankte Leopold IV. 1918 ab. Bernhard z​ur Lippe-Biesterfeld, bekannt a​ls Prinzgemahl Bernhard d​er Niederlande, i​st ein Neffe v​on Leopold IV.

Um 1820 w​urde das gräfliche Schloss i​n Biesterfeld abgerissen.

Bis 1848 durchzog d​en Ort d​er überörtliche Verbindungsweg v​on Rischenau n​ach Löwendorf, e​rst durch d​en Bau d​er heutigen Bundesstraße 239 i​n den Jahren 1847/48 a​ls Chausseestraße verlor d​ie Siedlung i​hren Charakter a​ls Durchgangsort.[1]

1850 wurde auf dem ehemaligen Schlossgelände der Zufallssämling einer als sehr wohlschmeckend beschriebenen Apfelsorte entdeckt, die nach ihrem Fundort Biesterfelder Renette benannt wurde. Erstmals beschrieben wurde sie 1904 von Pfarrer Wilhelm Wilms aus Nieheim, der sie weiter verbreitete und überregional bekannt machte.[2] Eines der ältesten Baumexemplare wächst heute noch in der Obstwiese am westlich gelegenen Eingang zur Paradiesmühle.

Ortsname

Neben d​er ersten schriftlichen Erwähnung s​ind im Laufe d​er Jahrhunderte folgende Ortsnamen belegt: Bisterffelt, Bistoff u​nd Bistorff (1590, i​n Salbüchern), Biesterfelle (1680), Biesterfeld (um 1758) s​owie Bisterfeld (1763).[3]

Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Von d​em ehemaligen Herrensitz z​u Lippe-Biesterfeld existieren h​eute nur n​och fünf Gebäude:

Ehemaliges Brauhaus und Brennerei Biesterfeld
  • Die alte Brennerei mit dem Brauhaus wurde 1740 von Friedrich Karl August (Lippe) gebaut. Das Brauhaus ist nach einem großen Brand nur noch teilweise erhalten geblieben und wurde 1998 als Reithalle wieder aufgebaut. Gut erhaltene Kreuzgewölbe im Erdgeschoss des Hauses wurden dabei abgerissen. An der Ostseite des Hauses befindet sich ein Relief zum Gedenken an die Fürstin Pauline zur Lippe, einer der bedeutendsten Herrscherinnen des Fürstentums Lippe.
  • Das ehemalige Forsthaus (früher Wohnhaus) der Domäne Biesterfeld entstand um 1820 anstelle des abgebrochenen Schlosses der Grafen zu Biesterfeld. Im Haus befindet sich noch das alte Kellergewölbe des Schlosses. Rechts vor dem Haus steht eine 700-jährige Linde, die "Marienlinde", eine der ältesten Linden Deutschlands.
  • Mägdehaus, hinter dem Forsthaus gelegen
  • Der sogenannte Rappelkrug wurde vermutlich um 1724 (das Erbauungsjahr wird angenommen, ist aber bisher unbelegt) von Johann Bernd Deppe als Wohnhaus erbaut. Im September 1735 kaufte Friedrich Carl August, Graf und Edler Herr zur-Lippe-Biesterfeld, seinem ehemaligen Kammerdiener und Leibjäger das Wohnhaus ab und richtete eine Schänke ein. Er gab dieser den Namen „Rappelkrug“. Am 15. März 1763 wurde dieser als Schenkung von Friedrich Karl August (Lippe) an Johann Jost Gnade übergeben, dies ist urkundlich erwähnt. Er verlor damit seine Krugrechte. Heute ist das Gebäude in Privatbesitz. Somit fungierte es nur von 1735 bis Anfang 1763 als Krug.
  • Die Paradiesmühle, ehemalige Mühle zu Biesterfeld (jetzt am Ortsrand von Rischenau gelegen), beherbergt heute Erlebnisgastronomie und ein Mühlenmuseum.

Einzelnachweise

  1. Willy Gerking: Niese - die Geschichte eines lippischen Dorfes. Seiten 31–34. 1979
  2. Alte Obstsorten – Die Biesterfelder Renette. In: Luegde.de. 2013, abgerufen am 11. Februar 2018.
  3. Birgit Meineke: Die Ortsnamen des Kreises Lippe. (= Westfälisches Ortsnamenbuch Band 2). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-89534-842-6, S. 77. (PDF)

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