Bernhard Heine
Bernhard Franz Heine (* 20. August 1800 in Schramberg (Schwarzwald); † 31. Juli 1846 in Glockenthal bei Thun/Schweiz) war Instrumentenmacher, Knochenspezialist bzw. Orthopäde und Erfinder des Osteotoms.
Lehrjahre in Würzburg
Bernhard Heine wurde am 20. August 1800 als Sohn eines Weißgerbers in Schramberg geboren. Bereits mit zehn (nach anderen Quellen dreizehn) Jahren wurde er bei seinem Onkel Johann Georg Heine in Würzburg in die Lehre als Instrumentenmacher (mit dem Spezialgebiet Orthopädiemechanik) gegeben. Ohne Immatrikulation besuchte er später medizinische Vorlesungen an der Julius-Maximilians-Universität. Nach mehreren Reisen übernahm er 1822 eine eigene Abteilung am Karolinen-Institut, der orthopädischen Heilanstalt Johann Georg Heines, wurde 1824 Werkmeister und übernahm die kommissarische[1] Leitung des Instituts als der Onkel 1829 nach Holland übersiedelte. 1835 wurde er dann alleiniger Institutsvorstand.
Erfindung des Osteotoms
1830 übergab Bernard Heine der Fachwelt ein medizinisches Instrument, das er unter anfänglicher Mitwirkung seines Vetters Joseph Heine[2] nach jahrelangen Forschungen entwickelt hatte. Es war eine Knochensäge, die er Osteotom nannte und mit dessen Hilfe die operative Technik revolutioniert wurde.
Bereits 1836 erschien eine Dissertation über Das Osteotom und seine Anwendung[3] und Heine reiste durch Deutschland, Frankreich und Russland, um es der Ärzteschaft vorzustellen. Ein Angebot des russischen Zaren Nikolaus, orthopädischer Leiter der kaiserlichen Erziehungsanstalt in Kronstadt zu werden, lehnte Heine ab und kehrte nach Würzburg zurück. Die bereits 1836 von der Universität erteilte Ehrendoktorwürde wurde zwei Jahre später zur Ehrenprofessur für den Mediziner ohne Abschlussexamen.
1844 wurde er in Würzburg zum außerordentlichen Professor für Experimentalphysiologie ernannt.[4]
Zahlreiche weitere Ehrungen in deutschen und europäischen[5] Ländern schlossen sich an.
Forschungen über Knochenbildung
Bernhard Heine gelangte zu noch heute gültigen Erkenntnissen über den Knochenaufbau und die Knochenregeneration (Neubildung von Knochen nach Verletzungen). Heine bewies, dass die Knochenhaut, das Periost, bei der Knochenneubildung eine wesentliche Rolle spielt und deshalb bei der Operation zu schonen ist. Sein früher Tod hat verhindert, dass er seine Forschungsergebnisse in einem wissenschaftlichen Gesamtwerk veröffentlichen konnte. Mit seinen Forschungsarbeiten und Tierversuchen gehört Bernhard Heine zu den Pionieren des systematischen Experiments in den Naturwissenschaften.[6]
Er lehrte seit 1844 als außerordentlicher Professor an der Würzburger Universität Experimentalphysiologie, wurde aber durch eine Tuberkuloseerkrankung schon bald dienstunfähig und starb bei einem Erholungsurlaub in der Schweiz.
Erst achtzig Jahre nach seinem Tod (1926) wurden die Forschungsergebnisse wiederentdeckt und veröffentlicht.[7]
Literatur
- Heinz Hansen: Die Orthopädenfamilie Heine – Leben und Wirken der einzelnen Familienmitglieder im Zeichen einer bedeutenden deutschen Familientradition des neunzehnten Jahrhunderts. Dissertation, Dresden 1993
- Hans Hekler: Bernhard Heine – von Königen geehrt und von Zar Nikolaus umworben. in: D’Kräz (Beiträge zur Geschichte der Stadt und Raumschaft Schramberg) Heft 10, Schramberg 1990 (auch online, siehe Weblinks)
- Walter Rolf Leis: Bernhard Heine – Seine Leben und Wirken in Würzburg – Seine Bedeutung für unsere Zeit, Dissertation Würzburg 1971
- Pierre Huard u. a.: La scie ostéotomie à châine de Bernhard Franz Heine (1800–1846). In: Hist. des sciences méd. 17, 1983, S. 147–157.
- Markwart Michler: Heine, Bernhard Franz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 281 f. (Digitalisat).
- Doris Schwarzmann-Schafhauser: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 561.
Einzelnachweise
- Doris Scharzmann-Schafhauser: Heine, Bernhard. 2005, S. 561.
- August Rütt: Heine, ein Name deutscher Pioniere der Orthopädie des frühen 19. Jahrhunderts in Würzburg und ihre Wirkung für die „Alte Welt“. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 4, 1986, S. 93–103; hier: S. 97 f.
- Noodt, Carl: Das Osteotom und seine Anwendung, Dissertation München 1836
- August Rütt (1986), S. 99
- Vgl. etwa Sabine Seffert: Die Wertung der Montyon-Preise für die Leistung deutscher Orthopäden des 19. Jahrhunderts am Beispiel von Bernhard Heine (1800–1846). Königshausen & Neumann, Würzburg 1986 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 40).
- August Rütt (1986), S. 98 f.
- Vogeler, Redenz, Walter, Martin: Bernhard Heines Versuche über Knochenregeneration, Berlin 1926
Weblinks
- Literatur von und über Bernhard Heine im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lebensgeschichte mit Abbildungen und weiteren Literaturhinweisen (PDF-Datei; 4,41 MB)