Bernd Förtsch
Bernd Förtsch (* 30. Juni 1962 in Kulmbach) ist ein deutscher Unternehmer und Verleger. Er ist Gründer und Eigentümer der in Kulmbach ansässigen Börsenmedien AG, die unter anderem die Börsen- und Finanzmagazine Der Aktionär sowie Der Anleger[1] herausgibt. Zudem ist Bernd Förtsch Gründer und Eigentümer der Aktionär TV AG (vormals Deutsches Anleger Fernsehen) sowie Gründer des Online-Brokers flatex. Bekanntheit erlangte Förtsch vor allem im Umfeld der Börseneuphorie des Neuen Marktes.
Tätigkeit
Im 1989 von ihm gegründeten Börsenbuchverlag, dem Vorgänger der Börsenmedien AG, begann Bernd Förtsch mit der Übersetzung und dem Vertrieb von Börsenbüchern internationaler Bestsellerautoren, darunter Peter Lynch und André Kostolany. 1996 folgte die Gründung des Börsenmagazins Der Aktionär, das sich mit einer wöchentlichen Auflage von 55.000 Stück als eine der wichtigsten deutschen Wirtschaftszeitschriften etabliert hat. Anfangs noch selbst als Chefredakteur tätig, zog sich Förtsch später aus dem Tagesgeschäft zurück, um als Herausgeber zu fungieren. Im gleichen Jahr veröffentlichte Förtsch mit dem Infotech-Report den ersten deutschsprachigen Börsenbrief zum Thema Internet-Aktien. Im Laufe der Zeit erweiterte er die Angebotspalette der Börsenmedien AG um Börsenbriefe wie den Biotech-Report und den Open-Market-Report.
2004 brachte er mit Der Aktionär TV eine Sendung ins Fernsehen, welche die Idee von Der Aktionär auch auf dem Bildschirm umsetzte.[2] Die Sendung wurde bei N24 ausgestrahlt und lieferte dem Zuschauer Neuigkeiten aus der Wirtschaftswelt und erklärte Zusammenhänge zwischen Nachricht und Kursentwicklung. Moderiert wurde die Sendung von Jochen Sattler.
2006 gründete Förtsch das Deutsche Anleger Fernsehen (DAF).[3] Das DAF war der erste vollstreamende Fernsehsender im Internet; seit dem 1. Dezember 2007 wird das Programm des DAF zudem über Satellit ausgestrahlt. Später folgte die Verbreitung über diverse Kabelnetze in Deutschland, u. a. Unitymedia und Kabel BW. Für den vom Deutschen IPTV Verband ausgelobten IPTV-Award 2010 wurde das DAF in der Kategorie Bestes Geschäftsmodell nominiert.[4] Im März 2015 wurde bekannt, dass DAF Insolvenz anmelden musste,[5] was u. a. den hohen Distributionskosten über Astra sowie dem Wegbrechen wichtiger Werbekunden, beispielsweise wegen der Aufhebung des Mindestkurses des Schweizer Franken im Januar 2015, angelastet wird. In diesem Zusammenhang traten am 6. März Conrad Heberling und Mick Knauff von ihren Vorstandsämtern zurück. Der Kanal soll zu einem rein internetbasierten Angebot umstrukturiert, aber mit möglichst vielen Mitarbeitern erhalten werden. Im November 2015 gab das Unternehmen bekannt, das Insolvenzverfahren abgeschlossen und sich in Aktionär TV AG umbenannt zu haben.[6]
Im Dezember 2014 wurde bekannt, dass Bernd Förtsch die Mehrheit an dem Debatten-Magazin The European übernommen hat. Förtsch erwarb 78 Prozent der Anteile, Gründer Alexander Görlach 15 Prozent.[7] Bereits im Juli 2015 trennte sich Förtsch wieder von seinen Anteilen, nachdem das gesamte Team nach abgeschlossener Konsolidierung seine Arbeit fortsetzen konnte. Neuer Inhaber des Magazins ist seither die Weimer Media Group.[8]
Im November 2018 teilte die Börsenmedien AG mit, 100 Prozent der Anteile an der vwd netsolutions GmbH von der vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste GmbH zu übernehmen.[9] Die Gesellschaft mit Sitz in Berlin betreibt das Finanzportal finanztreff.de, das laut Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern zu den bedeutendsten Finanzportalen im deutschsprachigen Raum zählt. Bernd Förtsch kündigte an, das Portal "wieder zu alter Stärke zurückführen zu wollen". Das Portal wurde bereits 1998 gegründet.
Wirken als Verleger
Unter den Labels Börsenbuchverlag, books4success und Plassen Verlag hat Förtsch seit 1986 inzwischen weit über 100 Bücher verlegt, darunter Titel namhafter Autoren wie Geraint Anderson Cityboy: Das Buch aus dem Herzen des Londoner Finanzdistrikts, Peter Schiff Wie eine Volkswirtschaft wächst … und warum sie abstürzt, Peter Lynch Der Börse einen Schritt voraus und André Kostolany Geld, das große Abenteuer. Im Jahr 2012 erschienen Werke von George Soros Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika, sowie Bill Clinton Es gibt viel zu tun. Einige der Titel schafften es in den vergangenen Jahren in die Bestseller-Listen von Der Spiegel und Manager Magazin, darunter auch das 2015 erschienene Buch von Daniela Katzenberger mit dem Titel „Eine Tussi wird Mama: Neun Monate auf dem Weg zum Katzenbaby“, das auf der Buchmesse in Frankfurt am Main große Aufmerksamkeit auf sich zog.[10]
Das Buch von Peter Schiff wurde mit dem renommierten Corine Literaturpreis in der Kategorie Wirtschaftsbuch ausgezeichnet.[11] Robert Hagstroms Buch Warren Buffett. Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie wurde von der Wirtschaftszeitung Handelsblatt als eines der 50 wichtigsten Wirtschaftsbücher aller Zeiten bezeichnet.[12] Zuletzt wurde das Buch „The Second Machine Age“ von den Autoren Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee mit dem Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2015 ausgezeichnet. Das im Plassen Verlag erschienene Buch erhielt die Auszeichnung für die fundierte Prognose der digitalen Revolution in der Industrie.[13]
Online-Brokerage
Bernd Förtsch ist Gründer und Mehrheitseigner des im Frühjahr 2006 gegründeten Online-Brokers flatex. Das Unternehmen mit Sitz in Kulmbach notiert seit Juni 2009 im Open Market der Frankfurter Wertpapierbörse (seit 2014 umfirmiert als Fintech Group AG) und gilt mit über 200.000 Kunden als einer der führenden Online-Broker in Deutschland.[14] Die Aktie der Gesellschaft hat sich seit dem Börsengang um 320 Prozent verteuert (Stand Dezember 2015). 2009 übernahm flatex das Deutschland-Geschäft des US-amerikanischen Brokers E-Trade mit 11.500 Kunden. 2011 erfolgte der Markteintritt in Österreich.[15] 2014 wurde unter dem Dach der inzwischen in Fintech Group AG umbenannten Holding Die Aktionärsbank Kulmbach GmbH gegründet, ein Online-Broker mit Vollbanklizenz.[16] Im November 2014 gab Fintech bekannt, sich vertraglich eine Option auf den Erwerb einer 54-prozentigen Mehrheit an der XCOM-Gruppe gesichert zu haben.[17] Eine wichtige Konzerngesellschaft der XCOM-Gruppe bildet die biw Bank, ein Einlagenkreditinstitut, das neben umfangreichen eigenen Marktauftritten insbesondere als Outsourcing- und Transaktionspartner für Banken, Finanzdienstleister und weitere Vertriebspartner agiert. Unter anderem zählt die Fintech-Tochter flatex seit ihrer Gründung zu den Kunden der biw Bank. Am 24. März 2015 gab die FinTech Group bekannt, die Übernahme der XCOM AG erfolgreich abgeschlossen zu haben.[18]
Beteiligungen
Bernd Förtsch engagiert sich finanziell seit Jahren im Bereich Nanotechnologie. Er ist unter anderem an der in Frankfurt am Main ansässigen und auf Investments im Nanotech-Bereich spezialisierten Beteiligungsgesellschaft Nanostart AG beteiligt. Förtsch hatte diese Ende 2003 gemeinsam mit Marco Beckmann gegründet und sie im Sommer 2005 an die Börse gebracht. Er hält über die BF Holding GmbH 54 Prozent der Nanostart-Anteile (Stand: Oktober 2012).[19] Nanostart wiederum hielt lange Zeit die Mehrheit an der Berliner MagForce AG, die seit Jahren an der sogenannten NanoTherm® Therapie arbeitet – ein neuartiges Verfahren zur lokalen Behandlung von Gehirntumoren. 2011 erhielt MagForce die Zulassung zum Einsatz dieser Therapie.[20] Förtsch war bis zum 19. August 2014 Mitglied des Aufsichtsrates der MagForce AG. Das Ende des Engagements ging zeitlich einher mit dem Einstieg von Mithril Capital Management, einem von Ajay Royan und Peter Thiel gegründeten Wachstumsfonds für transformative und langfristig ausgerichtete Technologieunternehmungen.[21] Ende 2015 kündigte Nanostart an, aus dem für das Unternehmen verlustreichen Bereich der Nanotechnologie auszusteigen, um sich auf deutsche Immobilien zu konzentrieren.[22] Am 22. Dezember 2017 wurde bekannt, dass Förtsch die insolvente Hummel Manufaktur im oberfränkischen Rödental übernimmt. Er will das seit 1935 existierende Unternehmen nach vorangegangener zweimaliger Insolvenz einem Restrukturierungsprozess unterziehen.[23] Als eine der größten Herausforderungen sieht er dabei die Erhöhung der Wertigkeit, in die er investieren möchte. Auch Vertrieb und in der Folge die Entwicklung der Margen seien zentrale Bestandteile seines Konzepts, das Hummel wieder zu alter Stärke verhelfen soll.[24]
Börse
Auf dem Höhepunkt der bis Frühjahr 2000 dauernden Spekulationsblase verwaltete und beriet Bernd Förtsch Investmentfonds mit einem Volumen von rund drei Milliarden DM. Der von ihm betreute DAC-Kontrast-Universal-Fonds (WKN 849069) galt lange Zeit als einer der besten Neue-Markt-Fonds.[25] Auch Jahre später erzielte Förtsch Erfolge. So war er unter anderem als Berater für den Vermögensaufbau-Fonds HAIG I (WKN 541972) tätig, der 2003 von den Zeitschriften Finanzen und Euro am Sonntag zum Fonds des Jahres und im Januar 2008 mit dem Fund Award der Euro am Sonntag (1. Platz in der Kategorie Mischfonds (überwiegend Aktien) im Zeitraum 5 Jahre) ausgezeichnet wurde. Der Vermögensaufbau-Fonds HAIG I hatte zwischenzeitlich eine 5-Jahres-Performance von über 150 Prozent aufzuweisen, welche die Ratingagentur Morningstar mit fünf Sternen bewertete.
Auch Förtsch selbst wurde mehrfach ausgezeichnet: So hat er im Jahr 1998 vom Magazin Finanzen den Titel Fondsmanager des Jahres und für den DAC-Fonds UI (WKN 978172) – Wertentwicklung von der Auflegung 1997 bis zum Hoch im März 2000: 984 Prozent – den Micropal Award von Standard & Poor’s für das beste Ergebnis aller international veranlagenden Aktienfonds verliehen bekommen.[26] Das Wall Street Journal kürte ihn zweimal zum Fondsmanager des Jahres.[27]
Die Redaktion von DER FONDS darf laut einem Urteil des Landgerichts Hamburg vom 28. Februar 2006 allerdings auch weiterhin behaupten, dass Bernd Förtsch mit seinem DAC-Fonds UI „totalen Schiffbruch“ erlitten habe.[28]
Der DAC-Kontrast-Universal-Fonds und der DAC-Fonds UI wurden beide im Jahr 2010 aufgelöst.[29]
Auszeichnungen
2008 ist Bernd Förtsch die Silberne Bürgermedaille seiner Heimatstadt Kulmbach verliehen worden.
Mandate
- Mitglied des Aufsichtsrats der FinTech Group AG, bis 31. Januar 2017[30]
- Mitglied des Aufsichtsrats der MagForce AG, bis 19. August 2014[31]
- Mitglied des Aufsichtsrats der ViTrade AG, bis 11. Januar 2014[32]
- Vorsitzender des Aufsichtsrats der Panthera Capital AG[33]
- Mitglied des Aufsichtsrats der XCOM AG, bis 31. Januar 2017[34]
Einzelnachweise
- Börsenmedien starten Magazin "Der Anleger". | turi2. In: turi2. (turi2.de [abgerufen am 25. Januar 2018]).
- http://www.presseportal.de/pm/13399/611348/neu-auf-n24-der-aktionaer-tv-ab-05-11-04-freitags-um-19-30-uhr-moderation-jochen-sattler
- DYRK SCHERFF: Die Rückkehr der dreisten Verführer - FAZ, 28. August 2006
- Nominierte für Deutschen IPTV Award stehen fest bei digitalfernsehen.de (besucht am 31. Oktober 2010)
- German financial news channel DAF goes insolvent
- http://www.boersenmedien.de/DAF-wird-AktionaerTV.htm
- Debattenmagazin: Dotcom-Legende kauft "The European". In: Spiegel Online. 6. Dezember 2014, abgerufen am 10. Juni 2018.
- http://www.theeuropean.de/the-european/10467-verkauf-an-die-weimer-media-group
- Börsenmedien AG übernimmt finanztreff.de. In: presseportal.de. (presseportal.de [abgerufen am 14. November 2018]).
- http://www.tz.de/stars/kreischalarm-bei-katzenberger-auf-der-buchmesse-zr-5657258.html
- http://www.quadriga-communication.de/pressemitteilungen/Peter-und-Andrew-Schiff-erhalten-den-begehrten-CORINE-Buchpreis/
- http://www.handelsblatt-shop.com/downloads/frankfurter-buchmesse-spezial-p4181.html
- http://www.handelsblatt.com/panorama/kultur-kunstmarkt/wirtschaftsbuchpreis/deutscher-wirtschaftsbuchpreis-2015-hohe-auszeichnung-fuer-the-second-machine-age/12458810.html
- http://www.fintechgroup.com/fileadmin/fintech/content/pdfs/2015/news/pm_150930_fintech_group_erreicht_200000_kunden.pdf
- http://www.flatex.at/top/investor-relations/unternehmensgeschichte.html@1@2Vorlage:Toter+Link/www.flatex.at (Seite+nicht+mehr+abrufbar,+Suche+in+Webarchiven) Datei:Pictogram+voting+info.svg Info:+Der+Link+wurde+automatisch+als+defekt+markiert.+Bitte+prüfe+den+Link+gemäß+Anleitung+und+entferne+dann+diesen+Hinweis.+
- Archivierte Kopie (Memento vom 26. Dezember 2014 im Internet Archive)
- Archivierte Kopie (Memento vom 26. Dezember 2014 im Internet Archive)
- http://www.fintechgroup.com/fileadmin/fintech/content/pdfs/2015/news/pm_150324_fintech_group_uebernimmt_mehrheit_an_der_xcom.pdf
- Archivlink (Memento des Originals vom 25. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- http://www.magforce.de/fileadmin/magforce/teaser/MagForce_EN_ISO_13485_Zertifikat_-_deutsch.pdf
- MagForce expandiert in den US-amerikanischen Markt (Memento vom 26. November 2014 im Webarchiv archive.today)
- — (Memento vom 28. Dezember 2015 im Internet Archive)
- Neuer Besitzer für Hummel-Manufaktur. In: Handelsblatt.com. 22. Dezember 2017, abgerufen am 23. Dezember 2017.
- Nach Insolvenz : Rettung für Hummel-Figuren? Abgerufen am 25. Januar 2018 (deutsch).
- Heike Bangert: Neue-Märkte-Fonds: Einstiegs-Chancen. In: Focus Online. 24. August 2000, abgerufen am 14. Oktober 2018.
- Der Börse einen Schritt voraus (Memento vom 14. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
- Zweiter iFG-Fonds geht an den Start (Memento vom 16. Juli 2015 im Internet Archive)
- http://www.fondscheck.de/news/Artikel-DAC_Fonds_UI_totaler_Schiffbruch-980671
- http://www.portfolio-international.de/newsdetails/article/universal-investment-macht-foertsch-fonds-dicht.html
- Archivierte Kopie (Memento vom 26. Dezember 2014 im Internet Archive)
- http://www.magforce.de/presse-investoren/news-events/detail/article/agforce-ag-gibt-positive-ergebnisse-der-hauptversammlung-2014-bekannt.html
- Archivlink (Memento vom 14. Mai 2012 im Internet Archive)
- Archivlink (Memento vom 22. Oktober 2012 im Internet Archive)
- https://www.xcom.de/unternehmen/management/