Bergbarte
Eine Bergbarte oder kurz Barte ist eine Axt mit einer langen Spitze und einem relativ langen Stiel. Sie gehört zum Berghabit und wird von den Bergleuten bei einer Bergparade geschultert getragen.
„Die Bergbarte, plur. die -n, ein kleines Beil, oben mit einer langen Spitze, und unten mit einem langen Helme, welches die Bergleute zur Zierde tragen.“
Bergbarte | |
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Angaben | |
Waffenart: | Axt |
Bezeichnungen: | Bergaxt |
Verwendung: | zivile Waffe, Paradewaffe |
Einsatzzeit: | bis aktuell |
Ursprungsregion/ Urheber: |
Bergleute |
Verbreitung: | Deutschland |
Griffstück: | Holz, Metall, ca. 150 cm, Einlegearbeiten (Hirschhorn, Elfenbein, Beschläge) |
Besonderheiten: | heute nur noch als Deko- bzw. als Paradewaffe |
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Etymologie
Barte oder Parte ist eine mittelalterliche Bezeichnung für ein (breites) Beil. Der Wortstamm ist in Zusammensetzungen wie Hellebarde erhalten. Adelung verweist darauf, dass in Thüringen jedes Beil eine Barte genannt wird und leitet den Namen von bartan, bardan („schlagen“, „hauen“) her.[2]
Beschreibung
Die Bergbarte ist im Gegensatz zum Grubenbeil weniger ein Werkzeug als eine von der Streitaxt abgeleitete Waffe. Die mittelalterlichen Bergleute genossen neben anderen Privilegien das Recht, Waffen zu tragen. Als Paradewaffe dient die Bergbarte noch immer.[3]
Die Bergbarte besteht aus dem Blatt und dem Helm. Das Blatt, welches nach vorn in eine Spitze ausläuft, weist einen oder mehrere Durchbrüche auf. Die Spitze wird normalerweise nicht offen getragen, sondern mit einer bleiernen Eichel geschützt. Auf der Oberseite des Auges trägt die Bergbarte einen kleinen, meist quadratischen Amboss.[4] Der Helm ist in der Regel oval, wird aus Hart- oder Obstholz gefertigt und häufig mit Einlagen verziert. Diese bestehen aus Horn, früher auch aus Elfenbein und stellen Szenen und Sprüche des Bergmannslebens dar.[5] Das Ende des Helms ist nach unten geschwungen, hinten abgeschrägt und mit einer Bodenplatte versehen.
Zier
Auf dem Blatt sind häufig Ziselierungen angebracht, wie etwa der Name des Eigentümers oder Ornamente. Die Verzierungen des Helms bestehen aus unterschiedlich geformten Metallbeschlägen, Hirschhorn- und Elfenbeineinlagen oder Reliefs, die Bilder, Ritzzeichnungen oder Verse darstellen.[4]
Nachbauten
„Aus alten Unterlagen“ gehe hervor, dass früher nicht jeder Bergmann eine Barte trug und dass deshalb billige Repliken angefertigt wurden, um „die Geschlossenheit des Bildes zu wahren.“[4] Diese waren äußerlich nicht von den echten Barten zu unterscheiden, besonders im dämmerigen Licht eines nächtlichen Bergaufzuges. Auch diese Bergbarten hatten die typischen kleeblattförmigen Durchbrüche im Blatt, welche auf den „Tryfosd“ (ein germanisches Symbol) zurückgehen sollen.[4] Modernere Ausführungen der Paradebarten verzichten zum Teil auf die Verzierungen und kommen ohne Durchbrüche, Einlegearbeiten und die Eichel daher, stattdessen läuft das Blatt in einer stumpfen Rundung aus. Das Blatt besteht meist aus Messing, seltener aus Neusilber.
Verwendung
Ob die Bergbarte in früheren Zeiten tatsächlich als Waffe getragen und eingesetzt wurde, ist nicht verlässlich belegt.[4] Allerspätestens seit der Neuordnung des Berghabits durch Herder wird die Bergbarte nur noch als Paradewaffe durch die Häuer geführt. Bei Bergaufzügen und -paraden wird sie über der rechten Schulter getragen.
Literatur
- Über den Ursprung der Bergbarte. Nachträge zu Heft 51. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins. Heft 52, 1917.
- Bergbarten. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins. Heft 54, 1923.
- Heinrich Anacker: Von Beilen, Barten und Häckchen. In: Freiberger Forschungshefte. D 31. Akademie-Verlag, Berlin 1960. (Digitalisat)
- Borchers: Über Bergbarten. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins. Heft 47, 1911.
- Karl-Ewald Fritzsch, Friedrich Sieber: Bergmännische Trachten des 18. Jahrhunderts im Erzgebirge und im Mansfeldischen. Akademie-Verlag, Berlin 1957, S. 79.
- Gunther Galinsky (Hrsg.): Reymann. Fotodkumentaristen der Bergstadt Freiberg 1865–1945. 2. verbesserte Auflage. Fotokinoverlag, Leipzig 1988, ISBN 3-7311-0003-7.
- Reinhard Haller: Berg- und hüttenmännisches Leben in der Hofmark Bodenmais 1580–1820. Inaug. Diss. München. Verlag Josef Dötsch, Zwiesel 1970.
- Rud. Köhler: Sitte, Brauch und Tracht der Bergleute in alter Zeit. In: Unser Egerland. 29. Jahrgang, Heft 2, 1925.
- Paul Müller: Zierbarten in Privatbesitz. In: Freiberger Forschungshefte. D 11. Akademie-Verlag, Berlin 1955.
- Paul Müller: Zur Entstehung der Bergbarte. In: Zeitschrift Bergakademie, 14. Jg., Nr. 8, Seiten 584–590; Akademie-Verlag Berlin, August 1962.
- Rieß: Über den Ursprung der Bergbarte. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins. Heft 51, 1916.
- G. E. Rost: Trachten der Berg- und Hüttenleute im Königreiche Sachsen: nach dem neuesten Reglement mit landschaftlichen Umgebungen aus den verschiedenen Bergamtsrevieren nach der Natur gezeichnet in Kupfer gestochen und treu colorirt. Freiberg 1831 (Digitalisat).
- Siegfried Sieber: Zur Geschichte des erzgebirgischen Bergbaues. Wilhelm Knapp, Halle (Saale) 1954, S. 135.
- Rudolf Wartusch, Otto Wohlgemuth: Glück auf! Allerlei vom Bergmannsleben. Friedrich Floeder, Düsseldorf 1927.
- Winkelmann: Bergbau. Düsseldorf 1953.
Weblinks
- Bergbarten. Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel e.V., 15. Juni 2012, abgerufen am 10. November 2014.
- Bergbarte mit dem kursächsischen Wappen. Bergmannsgarnitur Johann Georgs II. Abgerufen am 10. November 2014.
Einzelnachweise
- Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, S. 863–864
- Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, S. 739–740
- Barte. In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 2. Band, S. 439.
- Manfred Blechschmidt, Die Barte ist des Bergmanns ganzer Stolz, In: Bei uns zu Hause
- Siegfried Sieber: Zur Geschichte des erzgebirgischen Bergbaues, Wilhelm Knapp, Halle (Saale) 1954, S. 111