Beate Schnitter
Beate Schnitter (* 20. August 1929 in Zürich) ist eine Schweizer Architektin.
Leben und Berufseinstieg
Beate Schnitter diplomierte 1953 als Architektin an der ETH Zürich und arbeitete danach in Amsterdam, Paris und Zürich.[1] Sie ist die Nichte der ersten selbständigen Architektin der Schweiz, Lux Guyer, und übernahm 1955 deren Büro in Zürich. Ihr Wohnhaus «Sunnebüel» in Küsnacht Itschnach ist ein Werk von Lux Guyer und wurde von Schnitter renoviert.
Laufbahn und Werk
1958 beteiligte sich Beate Schnitter als junge Frau an der Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA), wo sie die Ladenstrasse, die Ausstellung «Die Linie» und den Pressepavillon mitgestaltete. Sie entwarf zahlreiche Villen, Ferienhäuser und Wohnhäuser.[2] Wichtige Werke sind die Überbauung Eiwog in Stäfa oder die Villa Gelpke-Engelhorn, beide aus den 1970er-Jahren. Letztere ist zur Zeit vom Abbruch bedroht, der Zürcher Heimatschutz kämpft vor dem Verwaltungsgericht um die Erhaltung.[3] Vielbeachtet war auch ihre Restaurierung der 1864 von Gottfried Semper geschaffenen Eidgenössischen Sternwarte (1988–97).
1988–89 war sie eine der drei Architektinnen, die für die Ausstellung «SAFFA 1928, 1958... 1988» im Architekturmuseum in Basel neue Werke schuf. Ihre Erinnerung an diese Ausstellung wurden aufgezeichnet anlässlich der vom Verein «créatrices. Frauen gestalten die Schweiz» ausgerichteten Jubiläumsveranstaltung «Drei Generationen».[4][5]
Kulturelles Engagement
Ebenfalls 1958 war Beate Schnitter Mitbegründerin der Zürcher Arbeitsgruppe für Städtebau. Architekturberaterin für den Heimatschutz und das Inventar schützenswerter Ortsbilder der Schweiz. Sie ist Mitglied des Schweizerischen Ingenieur- und Architekten-Vereins und des Bunds Schweizer Architekten sowie des Zentralvorstands des Schweizer Heimatschutzes.
In der Zeit der neu aufflammenden Frauenbewegung um 1970 ergriff Beate Schnitter als eine von wenigen ihres Berufsstands das Wort und machte auf die Situation der Frau in der Baubranche aufmerksam. Sie lobte den «esprit de finesse» (Blaise Pascal) der Frauen und führte aus, dass Architektinnen sich der Bedürfnisse der Eigentümerschaft bewusster seien. Auch könnten sie die gleichzeitige und allgegenwärtige Alltagserfahrung von Hausarbeit und Mutterschaft besser nachvollziehen. Die Eigenschaft ihrer Wohnungslayouts, Bewegung zu begünstigen und dabei flexibel zu bleiben, bezeichnete sie als «rundherum denken» im architektonischen Entwurf.[6]
Literatur
- Hannes Ineichen (Hrsg.): Beate Schnitter. Bauten und Projekte 1955–2005. Niggli-Verlag, Sulgen 2005.
Film
- Lydia Trüb (Drehbuch und Regie), Heidi Bader (Kamera): Die vierte Dimension – Beate Schnitter, die Architektin, calinba Film, 2020, 23 min., OV/d.[7]
Einzelnachweise
- Schnitter, Beate. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Abgerufen am 24. August 2019.
- Schnitter, Beate. Ineichen, Hannes.: Beate Schnitter : Bauten und Projekte 1955-2005. Niggli, 2005, ISBN 3-7212-0487-5.
- Francine Speiser: Über ein gefährdetes Bijou. 8. April 2019, abgerufen am 24. August 2019.
- créatrices. Frauen gestalten die Schweiz creatrices.ch
- SAFFA - Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit. Abgerufen am 24. August 2019.
- Francine Speiser: Beate Schnitter: Eine Architektin mit «esprit de finesse» zeigt Durchhaltevermögen. Hrsg.: NZZ. 19. Juli 2019 (nzz.ch [abgerufen am 24. August 2019]).
- Booklet zum Film (pdf)