Baynard Castle
Baynard Castle ist eine abgegangene Burg im Dorf Cottingham in der englischen Verwaltungseinheit East Riding of Yorkshire. Die Burg mit Burggraben aus dem 12. und 13. Jahrhundert ist als Castle at Cottingham oder Stutville’s Castle dokumentiert. Der Begriff Baynard Castle kam erst im 19. Jahrhundert auf.
Beschreibung
Die Erdwerke der Burg sind rechteckig angelegt und bestehen aus einem Wall und einem Graben, die eine Fläche von etwa 45.000 m² einschließen. Eine zweite Linie von Erdwerken schützte die nördliche Hälfte der Burg. Ein Donjon soll in der Nordostecke gestanden haben und der derzeitige Eingang zur Burganlage im südöstlichen Viertel erinnert an den ursprünglichen Eingang.[1][2]
Geschichte
Hinweise auf ein Herrenhaus auf dem späteren Burggelände in Cottingham stammen schon aus den 1170er-Jahren.[1] Im Jahre 1200 war König Johann Ohneland bei William de Stuteville in Cottingham zu Gast, wurde dort unterhalten und gewährte Stuteville das Marktrecht für das Dorf und die Befestigung des Herrenhauses.[3][4][5] 1201 wurde die Erlaubnis zur Befestigung des Herrenhauses (engl.: „Licence to crenellate“) herausgegeben. 1272 war ein Burggraben entstanden und für 1282 sind ein doppelter Graben und eine Grenzmauer dokumentiert.[1]
Nach dem Tod von Nicholas de Stuteville fiel die Burg über seine Tochter Joan 1233 an Hugh Wake und danach an dessen Nachkommen. König Eduard I. verbrachte Weihnachten 1299 auf der Burg. 1327 erhielt Thomas Wake, 2. Baron Wake of Liddell, eine zweite königliche Erlaubnis, die Burg zu befestigen, aber als er 1349 starb, soll das Herrenhaus bereits verfallen gewesen sein.[5]
Nach Thomas Wakes Tod fiel die Burg über seine Schwester Margaret Wake, 3. Baroness Wake of Liddell, an die Earls of Kent (und Barone Holand). Ab 1365 wurde das Herrenhaus repariert und der Bau eines Tores wurde beauftragt.[5]
Die Grundherrschaft Cottingham wurde 1407 unter drei Töchtern aufgeteilt, wonach die Burg offensichtlich nicht mehr gebraucht wurde. Das Torhaus allerdings wurde in den Jahren 1500 und 1501 wiederaufgebaut.[5] John Leland erwähnte in seinem Reisehandbuch von 1538 Bauernhäuser innerhalb der Burgbefestigungen[6] und 1590 beschrieb William Camden die Burg als Ruine.[5][7]
„Als ich in die großartige Hochlandstadt Cottingham eintrat, sah ich, wo das Stuteville-Kastell – mit einem doppelten Wall und Graben eingefriedet – stand, von dem heute nichts geblieben ist.”
– John Leland, Reisetagebuch 1538.[6]
Herrenhaus
Es gibt eine Legende über ein früheres Herrenhaus, das vermutlich auf Befehl seines Besitzers 1541 zerstört wurde. Der Besitzer erwartete den Besuch Heinrichs VIII. und fürchtete die amourösen Annäherungen des Königs gegenüber seiner Gattin und letztlich auch um sein eigenes Wohlergehen. So ordnete er an, das Haus in Brand zu setzen, um den Besuch des Königs zu verhindern.[8][9][10][11]
Das heutige Old Manor House (auch Sarum Manor genannt[5]) liegt in der südlichen Hälfte der Burg, außerhalb des zweiten Grabens, und stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert mit Anbauten und Veränderungen aus dem 20. Jahrhundert. English Heritage hat es als historisches Gebäude II. Grades gelistet.[12]
Heute
Der Name Baynard Castle wird etwa seit dem 19. Jahrhundert benutzt.[5] Das Burggelände ist seit 1949 ein Scheduled Monument.[13] Neben dem Old Manor House sind noch zwei weitere Gebäude in der Nähe des Burggeländes gelistet, eine Remise mit dem dazugehörigen Stall[14] und The White House[15], beides zweistöckige Ziegelbauten aus dem 18. Jahrhundert am Weg zum Burggelände.
Sonstiges
Cottingham Castle war auch der Name eines Herrenhauses aus dem 19. Jahrhundert, das für Thomas Thompson (1754–1828) erbaut wurde und in den 1860er-Jahren abbrannte. Heute heißt das Castle Hill Hospital nach ihm.
Einzelnachweise
- Baynard Castle. Historic England – Pastscape. Abgerufen am 4. Dezember 2015.
- Ordnance-Survey-Karte 1:252 (1910)
- John Leland: Joannis Lelandi Antiquarii de rebus britannicis collectanea: Cum Thomæ Hearnii Præfatione Notis et Indice ad Editonem primam (Latein) Gul. & Jo . Richardson. 1770. Abgerufen am 4. Dezember 2015: „Joannes rex hospitatus cum Gul: Stotevil spud Cotingham“
- John Leland: Joannis Lelandi Antiquarii de rebus britannicis collectanea: Cum Thomæ Hearnii Præfatione Notis et Indice ad Editonem primam (Latein) Gul. & Jo . Richardson. 1770. Abgerufen am 4. Dezember 2015: „Et Gul: de Estoteville dedit idem rex licentiam habendi nundina fingulis annis apud Butteroham apud Cotingham, & in iisdem locis firmare Cotingham castella“
- Baynard Castle, Cottingham. In: Castle Facts. Abgerufen am 4. Dezember 2015. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- The Itinerary of John Leland the Antiquary. Abgerufen am 4. Dezember 2015.
- William Camden: Britannia (Latein) The Philological Museum, University of Birmingham. 1607. Abgerufen am 4. Dezember 2015: „Paulo inferius Cottingham opidum rusticanum satis longum procurrit, ubi castrum in ruinas iam dissipatum extruxit, licentiam permittente rege Ioanne, Robertus Estotevill a Roberto Grundebeofe Normanno barone ortus,.. (A little lower runneth out in a great length Cottingham, a country towne of husbandry, where by licence granted from King John, Robert Estotevill the Lord thereof built a Castle, now utterly fallen to ruine. Which Robert was descended from Robert Grondebeofe or Grandebeofe, a Baron of Normandie..)“
- George Oliver: The history and antiquities of the town and minster of Beverley, in the county of York, from the most early period: with historical and descriptive sketches of the abbeys of Watton and Meaux, the convent of Haltemprise, the villages of Cottingham, Leckonfield, Bishop and Cherry Burton, Walkington, Risby, Scorburgh, and the hamlets comprised within the liberties of Beverley. M. Turner. S. 464–465. 1829. Abgerufen am 4. Dezember 2015.
- Edward Baines: History, directory & gazetteer, of the county of York. S. 188–189. 1823. Abgerufen am 4. Dezember 2015.
- Laut George Oliver: The History and Antiquities if the Town and Minster of Beverley... von 1829 erklärt die Sage den momentanen Zustand der Burg, aber er erwähnt, dass der Herr ein de Wake war und ohne männliche Nachkommen starb, wonach das Land zwischen seinen drei Töchtern aufgeteilt wurde – aber die Grundherrschaft von Cottingham war zu Zeiten Heinrichs VIII. längst von den De Wakes auf Thomas Wake übergegangen und eine Aufteilung der Grundherrschaft in drei Teile wird auf 1407, also lange von Heinrich VIII., datiert. Die Geschichte taucht auch in anderen literarischen Quellen des 19. Jahrhunderts auf, z.B. in Edward Baines: History, Directory & Gazetteer, of the County of York, Band 2, von 1823 und anderen. In Charles Overtons: The History of Cottingham von 1861 erwähnt der Autor die chronologischen Widersprüche der Geschichte und schließt: „Ich bin versucht, durch die Kraft der Beweise die Sage über Heinrich VIII. und Cottingham Castle, die so oft erzählt wird, als vollständige Fiktion einzustufen ...“
- Charles Overton: The history of Cottingham. J.W. Leng. S. 36–41. 1861. Abgerufen am 4. Dezember 2015.
- Old Manor House. Historic England. Abgerufen am 4. Dezember 2015.
- Baynard Castle. Historic England. Abgerufen am 4. Dezember 2015.
- Coach House and Stable at Number 270. Historic England. Abgerufen am 4. Dezember 2015.
- The White House. Historic England. Abgerufen am 4. Dezember 2015.
Quellen
- Plantagenet Somerset Fry: The David & Charles Book of Castles. David & Charles, Newton Abbot 1980. ISBN 0-7153-7976-3.