Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau
Der Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau ist ein ca. 200 ha großer Landschaftspark im Ortsteil Kromlau der Gemeinde Gablenz im Landkreis Görlitz. Er gilt als die größte Rhododendren-Freilandanlage als Landschaftspark in Deutschland und ist bei freiem Eintritt immer geöffnet.
Geschichte
Im Jahr 1842 erwarb der Großgrundbesitzer Friedrich Hermann Rötschke, ein Zeitgenosse des Landschaftsgestalters Hermann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler-Muskau, das Gut Kromlau. Ab 1844, mit den ersten Anpflanzungen einheimischer und fremdländischer Gehölze in diesem Gut, stellte Rötschke fast die Hälfte seines Besitzes zur Gestaltung des Parks zur Verfügung. Es wurden Basaltsteine mit Ochsenkarren aus verschiedenen Steinbrüchen der Sächsischen Schweiz und Böhmen herbeigeholt. Aus den sechskantigen Basaltstelen entstanden Höhlen, Grotten und Pyramiden, der Richterstuhl, die Orgel, Himmel und Hölle, im Wasser und zu Lande.
Im Jahre 1875 tauschte Friedrich Herrmann Rötschke sein Rittergut gegen Bauplätze in Wilmersdorf bei Berlin ein. Das Kromlauer Schloss hatte von hier an sieben Besitzer in vierzehn Jahren. 1889 erwarb Graf von und zu Egloffstein-Arklitten das Rittergut und beauftragte ab 1893 den Gartenbauinspektor Georg Eichler mit der Parkpflege. Dieser begann neben den bisherigen Baum- und Strauchgewächsen in größerem Umfang Rhododendren und Freiland-Azaleen anzupflanzen. Sie sollten zu einem harmonisch abgerundeten Erscheinungsbild der Parkanlage beitragen. Außerdem legten die Gartengestalter in den Moorsenken eigens zum Verkauf bestimmte Blumenzüchtungen an, die sich als einträgliche Nebenverdienstquelle erwiesen und die der Entwicklung des Parks zugutekamen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Kromlauer Park aufgrund der Bodenreform in Volkseigentum überführt und 1948 zum Naturschutzgebiet erklärt. Erst ab 1966 begann die zielgerichtete Pflege und Rekonstruktion des Parkes. Heute ist die Gemeinde Gablenz Eigentümer des Kromlauer Parkes.
Zu den interessantesten Bauwerken im Kromlauer Park zählen das Kromlauer Schloss und die von 1863 bis 1882 aus Basalt- und Feldsteinen errichtete Rakotzbrücke (Rakotz = sorbisch für Krebs), die im Volksmund auch Teufelsbrücke genannt wird. Ihr Halbkreis spiegelt sich im See und bildet einen vollständigen Kreis. Sie überspannt den Rakotzsee, kann jedoch nicht mehr betreten werden (Spannweite: 35 m). Die im See angeordneten Basaltsäulen werden Orgel genannt. Eine Reihe von Wanderwegen erschließt den Park und die weiteren Sehenswürdigkeiten.
Sanierungsarbeiten
Die Sanierungsarbeiten starteten am 11. August 2017. Sie wurden durch das Bund-Länder-Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ und „Zukunft Stadtgrün“ in Höhe von 2,4 Millionen Euro und 2,7 Millionen Euro finanziert.
Neben der Sanierung des Rakotz-Ensembles (Rakotzbrücke, Basaltsäulengruppe und die 1956 eingestürzte Grotte zwischen Rakotzbrücke und Freitreppe) wurden auch die Parkwege und die Steingruppe „Richterstuhl“ im Westteil des Parks saniert. Zudem wurde die historische Brücke am Inselteich, ebenfalls im Westteil, wiedererrichtet sowie historische Skulpturen restauriert. Ein Mehrgenerationenspielplatz in der Nähe des Schlosses wurde 2018 fertiggestellt. Es erfolgte außerdem der Ausbau des Besucherparkplatzes inklusive des Baus eines Infopunkts mit Toilettenanlage.[1][2]
Das Baugerüst um die Brücke wurde im November 2020 entfernt. Danach erfolgte die Abdichtung des Rakotzsees, um einen gleichbleibenden Wasserspiegel zu gewährleisten und somit den Spiegeleffekt zur Geltung zu bringen.[3] Obgleich zu Pfingsten 2021 pandemiebedingt erneut kein Park- und Blütenfest stattfinden konnte, war die fertiggestellte Brücke angesichts des fast vollständig gefüllten Rakotzsees gut besucht.[4] Nach Abschluss aller Sanierungsarbeiten erfolgte am 10. Juli 2021 die offizielle Wiederfreigabe durch Ministerpräsident Michael Kretschmer.[5]
Sonstiges
Alljährlich zu Pfingsten findet das Park- und Blütenfest statt, zu dem bis zu 35.000 Besucher kommen.
Neben den herkömmlichen Verkehrsmitteln erreicht man den Azaleen- und Rhododendrenpark auch von Weißwasser/Oberlausitz mit der Waldeisenbahn Muskau.
Kromlau ist seit 2011 Mitglied im Gartenkulturpfad beiderseits der Neiße[6] und seit 2017 Mitglied im Europäischen Parkverbund Lausitz.[7] Dies kommt der Förderung und der touristischen Vermarktung zugute. Weiterhin dienen die in diesem Rahmen stattfindenden Parkpflegeseminare dem Erhalt und der Pflege der Anlagen.
Literatur
- Thomas Bauer, Jörg Lauterbach:Die Kromlauer Parkarchitekturen am Rakotzsee. Teufelsbrücke, Grotten und Wildwasserszenerien; In: Die Gartenkunst, 33. Jahrgang, Heft 2/2021, S. 297–324.
- Kathrin Franz: Rhododendronpark Kromlau, Landschaftsarchitektur Franz, 3. September 2014
- Gabi Nitsche: Verbotener Blickfang auf der Rakotzbrücke. In: Lausitzer Rundschau, 12. Oktober 2016.
- Thomas Staudt: Notsicherung für Rakotzbrücke. In: Sächsische Zeitung, 14. Juli 2017.
- Gabi Nitsche: Stopp, die Rakotzbrücke bröckelt! In: Lausitzer Rundschau, 7. Juli 2017.
Weblinks
Einzelnachweise
- Regina Weiß: Überraschungsei Rakotzbrücke. In: Lausitzer Rundschau. 25. Juli 2018, abgerufen am 23. Februar 2021.
- Regina Weiß: Der Gablenzer Parkfreund öffnet das Bautagebuch des Rakotz. In: Lausitzer Rundschau. 11. Juni 2019, abgerufen am 23. Februar 2021.
- Stand der Sanierungsarbeiten und aktuelles aus dem Rhododendronpark Kromlau. In: Kromlau-online.de. Gemeinde Gablenz, abgerufen am 23. Februar 2021.
- Regina Weiß: Pfingsten in der Lausitz: Völkerwanderung zur Rakotzbrücke in Kromlau. In: Lausitzer Rundschau. 23. Mai 2021, abgerufen am 4. Juni 2021.
- https://www.freiepresse.de/nachrichten/sachsen/rakotzbruecke-im-landschaftspark-kromlau-freigegeben-amp11596857
- Regina Weiß: Kurznachrichten; Gemeinde Gablenz. In: Lausitzer Rundschau. 16. März 2011, abgerufen am 23. Februar 2021.
- Regina Weiß: Parkverbund zieht größere Kreise. In: Lausitzer Rundschau. 14. Juli 2017, abgerufen am 23. Februar 2021.