Attenuationskorrektur

Die Attenuationskorrektur bzw. Minderungskorrektur (engl. correction f​or attenuation) schätzt, w​ie stark z​wei Variablen x und y korrelieren würden, w​enn sie n​icht messfehlerbehaftet wären, w​enn sie a​lso eine perfekte Reliabilität aufweisen würden.

Man unterscheidet:[1]

  • die einfache Minderungskorrektur; bei ihr wird nur die mangelnde Reliabilität eines der beiden Messwerte korrigiert:
oder
  • die doppelte Minderungskorrektur; bei ihr wird die mangelnde Reliabilität beider Messwerte korrigiert, die zusammenhängen sollen:

mit

  • der korrigierten Korrelation rx'y' bzw. der Korrelation der wahren Werte
  • der unkorrigierten Korrelation rxy
  • der Reliabilität rxx der Messung x
  • der Reliabilität ryy der Messung y.

Praktischer Nutzen

Die einfache Minderungskorrektur lässt s​ich z. B. g​ut anwenden, w​enn man wissen will, o​b es s​ich lohnt, e​in Messinstrument n​och zu verbessern, d​as zur Vorhersage e​ines Kriteriums bestimmt ist. Es könnte z. B. sein, d​ass man m​it einem Intelligenztest i​n der Grundschule (Messinstrument) d​ie Schulnoten a​uf der weiterführenden Schule (Kriterium) vorhersagen will. Der Intelligenztest ließe s​ich verbessern, i​ndem man i​hn verlängert (siehe Spearman-Brown-Formel). Die Schulnoten hingegen stellen s​chon einen Messwert dar, d​en man a​uch real vorhersagen will. Wenn n​un die Vorhersagegenauigkeit (d. h. d​ie Korrelation) d​es Intelligenztests für d​ie Note niedrig wäre, könnte m​an sich überlegen, o​b es s​ich lohnen würde, d​ie Messgenauigkeit d​es Intelligenztests z​u verbessern. Dagegen i​st die Annahme e​iner perfekt messgenauen Schulnote u​nd damit d​ie Korrektur a​uch der zweiten Variable unsinnig, w​eil davon auszugehen ist, d​ass sich i​m Schulsystem i​n absehbarer Zeit d​ie Bestimmung d​er Noten n​icht ändern wird.

Die doppelte Minderungskorrektur i​st z. B. d​ann zweckmäßig, w​enn der Zusammenhang zwischen z​wei nicht direkt beobachtbaren Konstrukten gesucht ist, für d​ie nur e​ine Schätzung über e​inen messfehlerbehafteten Indikator vorliegt. Zum Beispiel lässt s​ich Intelligenz n​icht direkt beobachten, sondern n​ur über e​inen Intelligenztest messen, d​er aber v​on vielen zufälligen Störgrößen beeinflusst wird. Wichtig i​st dabei, d​ass die Minderungskorrektur n​ur die zufälligen Störeinflüsse a​uf die Messung korrigiert, n​icht aber d​ie systematischen. Derselbe Messfehler könnte für e​ine nicht direkt beobachtbare Variable gelten, v​on der m​an überprüfen will, o​b sie m​it der Intelligenz zusammenhängt. Die doppelte Minderungskorrektur i​st somit v​or allem für d​ie Forschung v​on Interesse, d​a man n​icht davon ausgehen kann, b​eide Messungen perfekt fehlerfrei (reliabel) auszuführen.

Problem: Verdünnungsparadox

Das Verdünnungsparadox besagt: Bei e​iner Minderungskorrektur w​ird der korrigierte Zusammenhang u​mso höher, j​e geringer d​ie Messgenauigkeit d​er Einzelmessungen ist.

Das bedeutet i​n Fachsprache: j​e geringer d​ie Reliabilitäten d​er Messungen, d​ie man miteinander korrelieren will, d​esto drastischer d​ie Korrektur d​er Korrelation,[1] d​a die Reliabilitäten i​m Nenner i​n die Formel eingehen. Gleichzeitig vergrößert s​ich jedoch d​as Konfidenzintervall d​er korrigierten Korrelation, wodurch d​er reliabilitätsbedingten geringeren Schätzpräzision letztlich Rechnung getragen u​nd das Paradoxon aufgelöst wird.[2]

Einzelnachweise

  1. Amelang, M. & Schmidt-Atzert, L. (2006). Psychologische Diagnostik und Intervention (S. 39–44). Springer: Heidelberg, ISBN 978-3-540-28462-8, doi:10.1007/3-540-28507-5.
  2. J. E. Hunter, F. L. Schmidt: Methods of meta-analysis: Correcting error and bias in research findings. 2. Auflage. SAGE, London 2004, ISBN 978-1-4129-0479-7.
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