Atomkraft? Nein danke
Das Logo Atomkraft? Nein danke, auch Anti-Atom(kraft)-Sonne, lachende bzw. rote Sonne genannt, ist das bekannteste Zeichen der Anti-Atomkraft-Bewegung.
Entstehung
Die Idee hatte die damals 22-jährige Studentin der Wirtschaftswissenschaften Anne Lund aus Dänemark im März 1975. Nach Gesprächen mit Søren Lisberg, einem anderen Aktivisten, zeichnete sie im April 1975 mit einem orangefarbenen Wachsmalstift erstmals das Logo mit dem Originalspruch „Atomkraft? Nej tak“.[1] Die ersten 500 Buttons mit dem Logo fanden während der Erster-Mai-Kundgebung 1975 in Aarhus begeisterte Abnehmer. Ziele waren seinerzeit,
- in der angespannten Auseinandersetzung zu Freundlichkeit aufzurufen. Der Schriftzug stellt keine Forderung, sondern eine Frage („Atomkraft?“), die er auch freundlich-höflich („Nein danke“) beantwortet,
- eine Alternative zur Atomkraft aufzuzeigen (die Sonnenenergie),
- ein einfaches, wiedererkennbares Bild oder Logo zu schaffen.
Verbreitung
Bis 1977 wurden allein von den Buttons rund eine Million Exemplare in 16 Ländern verkauft. Das Copyright lag zu diesem Zeitpunkt bei der dänischen Anti-Atomkraft-Organisation Organisationen til Oplysning om Atomkraft (OOA) in Kopenhagen.[2]
Bei dem Logo handelt es sich um eines der wohl bekanntesten weltweit. Seit der ersten in Kleinstserie verbreiteten Auflagen wurde es in 45 Sprachen übersetzt und inzwischen millionenfach verbreitet. Laut OOA sind die Originalentwürfe seit dem Jahr 2000 im Dänischen Nationalmuseum zu sehen. Als Ausdruck der Zeitgeschichte sind Anstecker auch im Deutschen Historischen Museum zu sehen.
Ein bekanntes, mehrere Meter hohes Exemplar des Logos befindet sich seit 1975 am Gebäude Vestergade 7 in Aarhus, Dänemark (56° 9′ 27,2″ N, 10° 12′ 20,5″ O ), und ist dort ein beliebtes Postkartenmotiv.
Das Motiv ist beim EU-Harmonisierungsamt als Gemeinschaftsbildmarke Nr. 004193091 „NUCLEAR POWER? NO THANKS“ als Marke eingetragen.[3] Umweltorganisationen, die das Logo verwenden wollen, müssen an die dänische Stiftung gegen Atomkraft symbolische Lizenzgebühren zahlen. Die Einnahmen daraus werden in Projekte der Anti-Atom-Kraft-Bewegung investiert.[4]
Variationen
Bei Druckvorlagen für Aufkleber, Protest-Fahnen, oder Buttons wurde das Logo häufig im Kern übernommen, aber im Detail verändert. Das betraf, neben der Schriftart und der Sprache, auch einzelne Aspekte der Sonne. So wurde beispielsweise einer der Strahlen als gestreckter Arm mit geballter Faust ausgebildet. Im Original sind die Augen der Sonne durch einfache geschwungene Bögen dargestellt. In einigen späteren Varianten wurden schwarze Kreise ergänzt, die dem Gesicht einen direkten Blick gaben. Beides gab der Sonne einen aktiveren Ausdruck. Die geballte Faust erinnert an die Formensprache der Arbeiterbewegung.
Andere Themen
Es sind verschiedene Abwandlungen oder Parodien des Aufklebers zu politisch nahestehenden (z. B. „Genfood? Nein Danke!“ mit lachender Tomate), aber auch zu gänzlich anderen Themen im Umlauf. Die lachende Sonne wurde auch von Befürwortern der Kernkraft mit Texten wie „Steinzeit? Nein danke“ oder „Kernkraft? Na klar“ verwendet.
Weblinks
- Homepage des OOA Fonds ("The Smiling Sun") (englisch)
- Offizielle EU-Marke 004193091 (Ausführliche Markeninformation)
- Aufnahme des Gebäudes Vestergade 17 in Aarhus vom Februar 2009 bei flickr
- Homepage des OOA, gesichtet am 15. Januar 2011
- Hannes Gamillscheg: Die Frau mit der lachenden Sonne. In: Berliner Zeitung. 23. Oktober 2010, abgerufen am 15. Juni 2015.
- Hannah Beitzer: Protestlogo gegen Atomkraft. Die rote Sonne lacht und lacht und lacht. In: Süddeutsche Zeitung. 8. September 2010, abgerufen am 15. Juni 2015.
- Sendung des Zündfunks (Bayerischer Rundfunk) vom 28. Dezember 2010 (Kurzbeschreibung)
- Stuttgarter Zeitung vom 25. März 2011
Einzelnachweise
- vgl. Jochen Antz: Sonnenenergie - Sie war Studentin, saß in ihrem Zimmer und malte ein kleines Bild. So erfand die Dänin Anna Lund vor 36 Jahren das Symbol der Anti-Atomkraft-Bewegung, Süddeutsche Zeitung Nr. 65, S. 3, 19./20. März 2011.
- Atom-Protest mit starkem Umsatz. In: Der Spiegel. Nr. 36, 1977 (online – 29. August 1977).
- „Atomkraft – Nein danke“ Logo. In: markenmagazin:recht. 2. Oktober 2010, abgerufen am 23. März 2011.
- vgl. Jochen Antz: Sonnenenergie - Sie war Studentin, saß in ihrem Zimmer und malte ein kleines Bild. So erfand die Dänin Anna Lund vor 36 Jahren das Symbol der Anti-Atomkraft-Bewegung, Süddeutsche Zeitung Nr. 65, S. 3, 19./20. März 2011.